Nichts ist bewiesenJavier Bardem: Sex-Vorwürfe gegen Woody Allen sind nur Klatsch
Der Schauspieler stärkt dem Regisseur, dessen Adoptivtochter ihm sexuellen Missbrauch vorwirft, den Rücken. Welchen Grund hat Javier Bardem dafür?
Als Javier Bardem den heute 86-jährigen Woody Allen kennenlernte, sah er in ihm ein filmbegabtes Genie und das tut er bis heute. Ihr gemeinsamer Film „Vicky Cristina Barcelona“ wurde von der Kritik gelobt. Für Bardem war der Film darüber hinaus ein Herzensprojekt, weil er sich bei dem Dreh 2008 in Kollegin Penelope Cruz verliebt hat, mit der er bis heute verheiratet ist.
Nichts ist bewiesen
Doch mit seiner hohen Meinung steht Bardem (52) heute fast allein da. Der Name Allen ruft ist eng verknüpft mit den Missbrauchsvorwürfen seiner Adoptivtochter Dylan Farrow (36). „Es ist sehr gefährlich, mit dem Finger auf jemanden zu zeigen, wenn es nicht rechtlich bewiesen wurde“, sagt Bardem nun gegenüber dem The Guardian, „darüber hinaus ist es nur Klatsch.“ Damit bezieht der Schauspieler klar Stellung zum dem fragwürdigen Skandal, der seit 1992 wie ein Damoklesschwert über Woody Allen schwebt.
Ein Grund dafür, warum er nach fast drei Jahren erneut für Woody Allen in die Bresche springt, könnte der vierteilige Dokumentarfilm „Allen vs. Farrow“ sein, der nun auch auf RTL+ zu sehen ist. Es ist der Versuch, den Fall neu aufzurollen, in dem man die gesellschaftlichen Umstände betrachtet und die Beziehung Allens zu Mia Farrows Tochter Soon-Yi Previn (51), aber auch seine zerbrochene Liebe zu Mia Farrow (76) selbst untersucht.
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Komplizierte Familiengeschichte
Nachdem Dylan Farrow ihrem Adoptiv-Vater vorgeworfen hat, sie als Siebenjährige missbraucht zu haben, begann eine erbitterte Schlammschlacht der Ex-Liebenden Mia Farrow und Woody Allen. Allen warf seiner Ex vor, nur aus Eifersucht auf ihre Adoptivtochter Soon-Yi Dylan den Missbrauch glaubhaft eingeredet zu haben. Dabei hat die Beziehung zwischen Soon-Yi und Allen ebenfalls einen Beigeschmack.
Soon-Yi war knapp zehn Jahre alt, als Woody Allen mit ihrer Adoptivmutter Mia Farrow zusammenkam. Sie war schließlich der Trennungsgrund. Strenggenommen war Allen nie ihr Vater, das war Mias Ex-Mann André Previn, doch gesellschaftlich betrachtet, hat er seine künftige Frau großgezogen. Und wann fing sie an, in seinen Augen nicht mehr das schutzbedürftige Kind zu sein, sondern eine Frau, die man begehren darf? Allen betonte, dass er als Vater kaum etwas mit Soon-Yi zu tun gehabt hatte.
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Keine Spuren zu finden
Der Missbrauch jedenfalls konnte nie nachgewiesen werden, auch nicht durch ein rechtsmedizinisches Gutachten, das während des Sorgerechtsstreit erstellt wurde. Dylan wuchs weiter bei Mia Farrow auf, die vor Gericht damals gewann. Doch seit Dylan, die in diesem Jahr ihren ersten Roman veröffentlich hat, selbst öffentlich über ihr traumatisches Erlebnis spricht, steht der Missbrauchsvorwurf gegen Allen wieder im Raum.
Den Dokumentarfilmern wirft Allen vor, dass sie gar kein Interesse an der Wahrheit gehabt hätten. Die Anfrage, ob er oder seine Frau sich vor der Kamera äußern wollen, sei sehr kurzfristig eingegangen. Die Dreharbeiten waren da schon fast beendet. Allen und Soon-Yin zogen es daher vor, kein Teil dieses vorverurteilenden Produkts zu werden.
Recht und Ordnung
Für Javier Bardem liegt der Fall klar: „Ich versuche logisch zu bleiben: Lasst uns die bestehenden Gesetze befolgen, um festzustellen, ob jemand schuldig oder unschuldig ist“, mahnt er, nicht eine erneute Hetzjagd auf den Regisseur zu starten. „Wenn der Fall wieder aufgerollt und seine Schuld bewiesen wird, werde ich der Erste sein, der sagt: ‚Was für eine schreckliche Sache.‘ Aber das sehe ich bisher nicht.“
Schon 2018 ergriff Bardem für Woody Allen Partei, als es wegen der Times-Up-Kampagne „en vogue“ wurde, gegen den Regisseur Stellung zu beziehen und zahlreiche Kollegen wie Timothée Chalamet, Greta Gerwig und Rebecca Hall schworen, niemals wieder mit ihm zu arbeiten. Andere Stars wie Scarlett Johansson standen Woody Allen aber ebenfalls zur Seite.
Keine Vorverurteilung
„Öffentliche Anschuldigungen sind sehr gefährlich“, betont Javier Bardem. „Wenn es eines Tages einen Prozess gibt und es sich als wahr herausstellt, würde ich meine Meinung ändern.“ Solange keine Beweise vorliegen, behält Bardem seine Haltung bei – obwohl oder gerade weil er die MeToo-Bewegung von Anfang an unterstützt hat.