Russland stoppt InstagramRussische Influencerinnen: Verzweiflung und Tränen wegen Instagram-Verbot

Die russischen Instagramstars
Die russischen Instagramstars

Foto Karina Istomania, l.o.: diamond_april / Instagram Foto, l.u.: Luckashyowa / Instagram Foto rechts: Offi_Hanna / Instagram

Redaktion KuTRedaktion KuT | 15.03.2022, 22:10 Uhr

Zahlreiche Russinnen weinen im Netz - doch nicht, weil ihr Präsident Putin einen erbitterten Krieg gegen die Ukraine führt, sondern weil er kürzlich Instagram sperren ließ.

Während in der Ukraine die Bomben weiter fallen und der Putin-Krieg immer weitere und schlimmere Kreise zieht, weinen inzwischen auch russische Frauen wegen der schrecklichen Situation – nun ja, nicht ganz deswegen.

Die heulenden Mädchen, die gerade auf diversen Videos im Netz zu sehen sind, schenken hier nicht den gepeinigten Ukrainern ihr Mitleid, sondern eher sich selbst. Es handelt sich um russische Influencerinnen, die bitterlich weinen, weil das Land den Zugriff auf die Social-Media-Plattform Instagram gesperrt hat.

Tränenreiche Rede auf Instagram

Besonders der Clip der Beauty-Bloggerin Liza Lukasheva geht im Moment viral. Auf  Telegram schaltete sich das junge Mädchen live zu ihren Fans und  schluchzte in die Kamera: „Denkt ihr, dass das für mich als Influencerin Instagram nur eine Einnahmequelle ist? Für mich ist Instagram einfach alles, mein Leben, meine Seele. Es ist das, mit dem ich aufwache, einschlafe und das schon fu**ing 5 Jahre.“ Es wirkt schon fast hämisch, als die Influencerin dann auch noch erklärt, dass sie sich in der „ersten Phase der Trauer“ über die Nachricht des Instagram-Verbots befinde. Ein Schlag ins Gesicht für Millionen von Menschen, die gerade ihre Familienmitglieder verlieren…

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Erbärmliche Sorge um Instagram, während die Bomben fallen

Die Trauer-Ansprache der Bloggerin kam außerdem zu einem Zeitpunkt, an dem es in der belagerten Stadt Mariupol bereits seit fast zwei Wochen keine Nahrung, kein Wasser und keinen Strom mehr gibt. Tausende Zivilisten sind dort inzwischen gestorben, Plünderer haben die Herrschaft in den Straßen übernommen, den Bewohnern werden lebenswichtige Vorräte gestohlen, die Leichen, die aus den zahlreichen Bomben-Angriffen hervorgehen werden inzwischen in Massengräbern untergebracht.

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Es ist also kein Wunder, dass es massenweise Kritik und Hass hagelte, als die junge Frau das Video auf Telegram hochlud, dass später von der Medien-Plattform NEXTA weiter verbreitet wurde. „Sie kümmert sich überhaupt nicht um die Tausenden von Toten, einschließlich ihrer Landsleute. Offensichtlich ist ihre größte Sorge im Moment, dass sie keine Bilder von Speisen aus Restaurants posten kann“, lautete nur ein Kommentar von vielen.

Heulkrampf wegen McDonalds und Eistee

Unter den jetzigen Umständen ist es kaum zu glauben, dass die Menschen in Russland offenbar solche Probleme haben. Wie Liza Lukasheva meldeten sich in den vergangenen Tagen noch mehr verzweifelte Influencerinnen im Netz. So zum Beispiel eine junge Frau aus Moskau, die das Ganze noch auf die Spitze treibt. Sie weint nicht nur, weil sie vermutlich ihrem Job als Instagram-Star nicht mehr nachgehen kann, sondern auch, weil sie zahlreiche Privilegien verliert und durch die Sanktionen scheinbar ihr Vergnügen im Alltag einbüßt.

Ihren zehntausenden Followern teilte sie unter Tränen mit: „Ich kriege keinen Lipton-Eistee und keine Doritos und kann auch nicht mehr zu McDonald’s gehen. Was soll ich jetzt essen? Welche Geschenke bekomme ich jetzt zu meinem Geburtstag? Klopapier?“

Keine Geburtsbilder für Fans dieser Influencerin

Die hochschwangere Influencerin Valeria Chekalina, die mehr als zehn Millionen Follower ihr Eigen nennt, betrauert die Tatsache, dass sie nun ihr Baby nach der Geburt nicht ihren Fans zeigen kann. „Mein Sohn… schade, dass ich euch seine süßen Wangen und seine ersten Schritte hier nicht zeigen kann“, schrieb sie gestern in ihrem letzten Post, in dem sie auch den Termin ihres Kaiserschnitts bekannt gibt.

Ganz nebenbei versuchte sie ihre Follower dann dazu zu bringen, ihr auf anderen Wegen zu folgen, wie zum Beispiel auf Telegram. Dies proklamieren inzwischen auch viele weitere russische Bloggerinen und Influencerinnen.

An dieser Stelle bleibt wohl nur der sanfte Hinweis zu geben, diesen „Stars“ nicht auf anderen Plattformen zu folgen…

Wie hart trifft Russland das Instagram-Verbot?

Am Sonntag, den 13. März 2022 ließ Putin landesweit die Social-Media-Plattform Instagram abschalten, um den Informations-Zufluss aus dem Westen zu stoppen. Nicht nur für viele Influencer offenbar ein wahr gewordener Alptraum sein, die Abschaltung der Plattform scheint für Russland ein herber Verlust zu sein. Anders als bei Twitter und Facebook, die ebenfalls seit Tagen gesperrt sind, trifft dieses Verbot die Russen nun hart. Laut dem Fachportal „eMarketer“ zufolge nutzten im Jahr 2021 nur etwa 7,5 Millionen Russen Facebook (viele sind stattdessen auf dem russischen, soziale Netzwerk „V-Kontakt“ unterwegs) dafür haben 51 Millionen Menschen in dem Land einen Instagram-Account.

Die Sperre des sozialen Netzwerkes durch die russische Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor, trifft nicht nur einzelne Influencer, sondern auch die gesamte Showbranche und die großen Stars des Landes, sowie riesige Unternehmen, die in den vergangenen Jahren ihren Erfolg und vor allem ihr Geld aus der weltweit größten Einnahmequelle zogen – diese ist nun vorerst versiegt.