Unfassbare GeschichteVideo: Harald Glööckler spricht bei Kurt Krömer über den Horror Zuhause
„Es gab keine Sekunde in meiner Kindheit, in der ich keine Angst haben musste“: Harald Glööckler zeigte sich bei Talkmaster Kurt Krömer in dessen Sendung „Chez Krömer“ offen wie nie — und sprach über sexuellen Missbrauch und den tragischen Tod seiner Mutter.
Harald Glööckler und Kurt Krömer: Dieses Gespann konnte nur richtig großartig werden oder ganz schiefgehen. Wie sich nach Glööcklers Gastauftritt in der beliebten Sendung „Chez Krömer“ am 4. April 2022 zeigte, war definitiv ersteres der Fall.
Dabei sprach er auch über seine tragische und schreckliche Kindheit. Genauer gesagt: Den Missbrauch seines Vaters an seiner Mutter (der auch zu ihrem Tod führte) sowie sexueller Missbrauch an ihm selbst. Das Video zur Sendung gibt’s ganz unten.
Harald Glööckler über den Missbrauch und Tod seiner Mutter
Während die erste Hälfte der Sendung noch ein freundlicher, aber durchaus pointierter Schlagabtausch zwischen Harald Glööckler und Kurt Krömer (die sich offensichtlich gut leiden konnten) war, mutierte die Sendung anschließend zur Lebensbeichte. Dazu kam es, nachdem Krömer den Designer auf dessen Maxime, jede Frau glücklich machen zu wollen, angesprochen hatte. „Kommt dieser Wunsch auch daher, weil Sie Ihre Mutter verloren haben, als Sie 13 Jahre alt waren?“, fragte der Comedian. „Das kommt daher, dass meine Mutter gepeinigt wurde von meinem Vater, der ein Schläger war“.
Dann wurde es noch härter: „Es gibt keine Sekunde in meiner Kindheit, in der ich nicht Angst haben musste, dass die Mutter blutend am Boden liegt oder tot ist. Irgendwann kam es ja auch zum schrecklichen Ende“, erzählte er. „Ihr Vater hat ihre Mutter die Treppe runtergeschubst“, hakte Krömer nach. „Geschubst ist gut. Gestoßen“, antwortete Glööckler Sein Vater sei danach einfach zur Arbeit gegangen, habe ihn alleine gelassen.
Kurt Krömer über Depressionen: „Die Gewissheit war ein großer Schritt“
Glööckler sprach auch darüber, wie er dies psychologisch verarbeitete. „Als Kind glaubt man immer, man ist Mitschuld, man hätte es verhindern können. Wenn man es dann aber verarbeite, über die Jahre, kommt man an einen Punkt, an dem man feststellen muss, dass nicht einer alleine dran schuld ist — sondern dass beide mitgemacht haben. Dass es nicht nur eine Täter-Opfer-, sondern eine Täter-Opfer-Opfer-Täter-Beziehung ist. Das Schlimme ist, dass man irgendwann mit beiden durch ist. Dann sollte man den Deckel drauf machen, denn besser wird’s nicht mehr“.
Der 56-Jährige habe auch seiner Mutter Mitschuld gegeben: „Warum hat sie mir das angetan? Sie hätte diesen Mann auch verlassen können“.
Glööcklers Mutter ist drei Tage nach dem tragischen Vorfall an inneren Blutungen gestorben. Zunächst wurde es als Unfall gewertet: „Sie hatte mir das Versprechen abgerungen, dass ich nicht darüber rede und dass ich es niemandem erzähle“, so der Ex-Dschungelcamp-Teilnehmer.
Auch die Ärzte seien schuld, dass die Wahrheit so spät ans Licht kam: „Die wollten nicht nachbohren. Die waren froh, wenn die nur die Treppe runtergestürzt ist. Das große Drama wollten die auch nicht aufrollen“. Er habe damit aber mittlerweile abgeschlossen. „Man muss irgendwann einen Haken dran machen. Für mich ist das Thema durch“.
„Herr Glöckler ist (für mich) der lebende Beweis, dass man oft voreilig urteilt auf Grund des Aussehens. Aber lernt man Menschen etwas besser kennen, sind diese oft komplett anders als erwartet. Danke für diese Folge.“ (Kommentar bei Youtube)
Sein Vater schoss um sich
Es kommt aber noch härter: Nach dem Tod seine Mutter musste Glööckler noch fünf Jahre bei seinem Vater leben. „Wir haben so nebeneinander hergelebt“, so der Designer. Er habe versucht, „unter dem Radar zu bleiben“. „Das nicht einfach, weil dieser Mann – ich sage bewusst nicht mein Vater … er hatte Leberzirrhose im Endstadium, ist dann irgendwann durchgedreht, weiße Mäuse gesehen“, schildert er.
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Sein Vater rastete regelrecht aus: „Er ist Nachts durch das Haus und hat geschossen. Ich habe die Polizei gerufen und die hat gesagt: ‚Wenn nichts passiert ist, muss man nichts machen‘“. Er habe seinen Vater mehrmals einweisen lassen.
Glööckler spricht über seinen eigenen Missbrauch
Glööckler selbst wurde in seiner Kindheit Opfer sexuellen Missbrauchs. „Das Verrückte ist, dass mir das erst später wieder klar geworden ist. Das zeigt, wie groß dieser Horror und Terror in dieser Kindheit war. Dass ich diese Sache völlig verdrängt habe. Meine Eltern hatten für mich keine Zeit. Wir hatten sehr viele Angestellte, Tanten und Onkel“, erzählt er. „Es gab auch Freunde der Familie. Einem haben sie mich anvertraut, Sonntags mit mir irgendwo hin zu fahren. Bei einer dieser Rückfahrten hat er dann mal gedacht: ‚Naja gut, können wir auch was anderes machen‘ — und hat mich dazu genötigt ihn anzugreifen an Stellen, die ich nicht weiter erläutern möchte“.
Harald Glööckler will wieder ins Dschungelcamp
Er habe sich in seinem desolaten Umfeld niemandem anvertrauen können: „Das Schlimme ist: Sie kommen nachhause und dort ist Terror. Sie können weder mit ihrem Vater als auch mit ihrer Mutter darüber reden. Irgendwann später kam mir das wieder hoch — weil ich alte Fotos aussortiert habe und da war er drauf. Da dachte ich: ‚Mann dieses Schwein hat dich angefummelt’“. Das ist auch etwas, dass ich nachträglich meinen Eltern angekreidet habe: Dass sie da sehr fahrlässig damit umgegangen sind“.
Gewalt und sexueller Missbrauch als Geburtsstunde der Kunstfigur
Dies sei die Geburtsstunde der Kunstfigur Harald Glööckler gewesen — und des Wunsches, Frauen das Leben schöner zu machen. „Ich habe so viel Schreckliches gesehen, dass ich mir gesagt habe: Jetzt möchte ich nur noch Schönes sehen“Heute lebe er jene Kindheit nach, die er nie hatte: „Die Gesellschaft hat mich im Stich gelassen. Es war niemand da, als meine Mutter totgeschlagen wurde, der sich danach gekümmert hat. Es hat keiner das Recht, mich zu verurteilen“.
Hier gibt es die ganze Sendung zu sehen: