Quotendesaster und KonzeptlosigkeitHarry Laffontien: Warum ihm der Sieg bei DSDS nichts bringt
Die erste Staffel ohne Dieter Bohlen ist zu Ende und für Deutschlands neuen Superstar Harry Laffontien sollte die Karriere jetzt erst losgehen. Doch es sieht so aus, als würde er als Verlierer aus dem DSDS-Quotendesaster hervorgehen.
Es begann wie ein Märchen: Zwei Zirkuskinder machen sich auf den Weg, die großen Bühnen dieser Welt zu erobern. Doch Harry Laffontien (21) und sein jüngerer Bruder Gianni (17) erwischten einen denkbaren blöden Zeitpunkt für ihren Karrierestart. Denn in diesem Jahr fehlte es DSDS nicht nur an Dieter Bohlen, sondern an Quote, Glanz und Gloria. Trotzdem kämpften die Brüder sich tapfer vom ersten Casting ins Finale.
Kein Raum für Glamour
Allerdings wirkte die Sendung so, als würde man sich auf die neue, total faire Jury aus Florian Silbereisen, Ilse DeLange und Toby Gad nicht wirklich verlassen wollen. Schon bei den Castings wurde alles glattgebügelt, was bei Dieter Bohlen noch zu fiesen Sprüchen animiert hätte und auch die Auswahl der Sänger glich einer gescripteten Reality-TV-Soap, die Diversität vor Talent setzte. „Nett“ erweist sich hier als die kleine Schwester von „öde“.
Harry Laffontien verfehlt als 1. DSDS-Sieger die Charts: So schlecht war noch keiner!
Der beeindruckendste Auftritt des frisch gekürten Superstars Harry Laffontien war entsprechend sein Casting. Hier legte er Emotionen in die Stimme, übertrieb mit seinen Gesten und schaute immer wieder leicht verwundert zur Jury, die ihn feierte wie den neuen Tom Jones. Das war schräg, aber authentisch. Dabei überließ Ilse DeLange Harry nicht einmal hier die Bühne, sondern trällerte einfach mit: grell und hoch – „Higher and Higher“ eben, wie sein Song von Jackie Wilson.
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Es kann nur einen Superstar geben
Aber sollte man einem jungen Talent nicht Flügel wachsen lassen, statt ihn in einen diversen Käfig zu stecken? Das Konzept der Sendung war von da an: Harry Laffontien und sein Bruder Gianni sind unzertrennlich. Und die beiden aufstrebenden Sänger ließen sich unbekümmert vor den Karren spannen. Sie lieben und unterstützen sich ja wirklich, also warum sollten sie das nicht ständig zeigen?
Doch Harry Laffontien braucht eine Star-Maschinerie, wie Dieter Bohlen sie für seine Lieblinge Pietro Lombardi oder Mark Medlock aufgebaut hatte. Zudem fehlt es dem neuen Superstar an Klarheit, wer oder was er sein will. Mit einem festen Willen schaffte es Beatrice Egli, sich auf dem DSDS-Titel etwas aufzubauen, obwohl Dieter andere Pläne hatte. Doch Florian Silbereisen ist kein Starmacher und Harry Laffontien scheint kein Selbstläufer.
DSDS ist nur ein Startblock
Und das liegt nicht unbedingt nur daran, dass Harry Laffontien keine Ecken und Kanten hat. Seit es Stars gibt wie Ed Sheeran (31) oder Mark Forster (39) können ja auch ganz normale Jungs Superstars werden. Doch sowohl Sheeran als auch Forster haben unglaubliches musikalisches Talent, das weit über „kann gut singen“ hinausgeht. Die beiden Musiker treffen den Nerv der Zeit, sie schaffen Neues und werden gefeiert, weil sie immer wieder überraschen, sich selbst aber treu bleiben.
Was hat Harry Laffontien also auf dem Kasten? Das ist nach all den Show-Wochen nicht klar. Sein DSDS-Gewinner-Song „Someone To You“, der nun beim Label Electrola-Universal Music erscheint, klingt fast genauso wie sein Casting-Song „Higher and Higher“ – nur dass es Harry mit all dem Bühnenzauber viel austauschbarer wirkt, als es bei einem Superstar möglich sein dürfte. Wer ist also Harry Laffontien und wo will er hin?
Harry Laffontien kommt vom Zirkus
Aufgewachsen ist Harry Laffontien mit seinem Bruder Gianni und seiner älteren Schwester Marcella (24) als Teil einer Zirkusdynastie in Westfalen. Hier gibt es Hüpfburgen statt Stars in der Manege. Jeder in der Familie muss mit anpacken und so können die Kinder nicht nur ein wenig Artistik und Jonglieren, sondern eben auch Singen und Instrumente spielen, um im Zirkusorchester auszuhelfen.
Sein Vater hat Harry Frank (47) hat seinen Jungs laut der Onlinezeitung OM geraten: „Verstellt euch nicht, seid so, wie ihr auch in Wirklichkeit seid.“ Klar, Authentizität ist total angesagt, aber wer ein Superstar sein will, braucht auch eine besondere Aura oder ein unverwechselbares Profil. Der Raum, um das zu entfalten, wurde Harry Laffontien bei DSDS nicht gegeben. Er ist einfach nur der Bruder von Gianni. Achja, und der Gewinner der Castingshow.
Joachim Llambi prophezeit solide Karriere
Joachim Llambi, der als Gastjuror bei DSDS aushalf, glaubt, dass Harry Laffontien nun bald mit Swing-Klassikern auf Tour gehen wird. Auch das klingt nach einer soliden Bierzeltkarriere und nicht nach einem Durchbruch. Harry sollte sich möglichst schnell aus dem Format befreien. Er möchte mit seinem Bruder durchstarten. Das ist legitim. Doch auch als Doppelpack müssen sie etwas Unverwechselbares schaffen– das ist noch immer der sicherste Weg zum Erfolg.
Der wahre Gewinner der Show ist Dieter Bohlen. Ohne ihn gingen die Quoten der Staffel in den Keller und das öffentliche Interesse an DSDS nimmt stetig ab. Sein Grußwort im Finale von DSDS brachte mehr Aufmerksamkeit als alles andere. Er machte Werbung für sein neues Modern-Talking-Projekt mit Pietro Lombardi und es schien nicht so, als würde der Poptitan die Finalisten überhaupt kennen. Das muss Harry Laffontien als neuer Superstar nun ändern. Schnell.