Mal ehrlichDSDS: Warum RTL die Castingshow nächstes Jahr völlig zu Recht in Rente schickt
DSDS wird nach der nächsten Staffel eingestampft — und wir erklären, warum wir das für eine ausgezeichnete Idee halten und das Format einfach nicht mehr zu retten ist.
DSDS, es ist vorbei. Der Drops ist gelutscht, die Quelle an Superstars lange versiegt. It’s over! Da hilft keine Bohlen-Rückkehr, kein Menderes, kein Lombardi. Einmal halten wir’s noch durch, dann is aber echt Schluss, okay? Außerdem: das Wort „Superstars“ muss man sowieso seit jeher in so viele Anführungszeichen wie möglich setzen.
Oder erinnern Sie sich wirklich an die Musik von Severino Seeger, von Aneta Sablik oder von Davin Herbrüggen? Falls ja, sind Sie wahrscheinlich ein hartgesottener Fan der Castingshow, denn während andere Reality-Formate auch in Kreisen fernab der eingeschworenen Community beziehungsweise des Mikrokosmos der Sendung wahrgenommen werden, wird „Deutschland sucht den Superstar“ mehr und mehr zur marginalen Erscheinung. Und das zu Recht: Hier wird nichts mehr geboten, was für den deutschen Markt außerhalb des eigenen Sendekonzepts interessant oder relevant wäre.
Die Sieger waren auch früher schon Retorten-Acts, aber zumindest noch etwas bessere Retorten. Der Sieg von Beatrice Egli ist bald zehn Jahre her — und die war ziemlich sicher (sorry Pietro, sorry Alexander Klaws)— der einzig wirkliche Star, den die Sendung je hervorbrachte. Anders formuliert: Den Superstar gesucht hat die Sendung oft. Gefunden hat sie ihn nur selten.
DSDS: Der Verfall war nicht mehr aufzuhalten
Dass es mit DSDS bergab ging, war auch anhand der Quoten zu sehen. Nicht nur, aber auch. DSDS stellte in letzter Zeit immer wieder mal Negativ-Quotenrekorde auf, wurde totgesagt, erholte sich wieder ein wenig. Aber mindestens gleich wertvoll im Blick auf die wachsende Belanglosigkeit ist folgender Negativrekord: 2022 veröffentlicht der Sieger der aktuellen Staffel, ein junger Mann namens Harry Laffontien, seine Siegersingle „Someone To You“. Früher hätte man gelästert, wenn es ein DSDS-Sieger damit nicht auf Platz 1 der Charts geschafft hätte.
Von Klaws bis Roselly: Diese Stars hat „Deutschland sucht den Superstar“ hervorgebracht
Laffontien hat nicht nur Platz Eins nicht geschafft. Er hat nicht nur die Top 10 nicht geschafft: Er hat es überhaupt nicht in die Charts geschafft. Reaktion auf die Single: null, zero, nada, niente. Wie ein Strohballen, den der Wind durchs Bild fegt. Laffontien versucht’s jetzt übrigens mit deutschem Schlager. Da war die Siegersingle von Davin Herbrüggen 2019 dagegen ja mit Platz 34 noch ein Charts-Megakracher — seine beiden weiteren Singles schafften es aber auch nicht mehr in die Hitparade.
Es ging auch schon mit Bohlen abwärts
Es geht abwärts und abwärts bei DSDS. Nicht erst seit gestern, sondern seit 2011. Das tat es auch schon mit Dieter Bohlen. Denn so sehr dessen Raubeinigkeit und markante Sprüche vielleicht in einer Jury mit Chefjuror Florian Silbereisen fehlten, auch Bohlens Habitus hatte sich ganz einfach abgenutzt. Ja, wir haben es verstanden mittlerweile: Wenn Dieter jemanden nicht mag, lässt er einen locker-flockigen, beleidigen Spruch fallen. Besser als Florian Silbereisens einstudiertes Konsens-Schlagergehabe allemal, aber auch nicht mehr neu und frisch.
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Klar, das Mega-Quotentief kam nach Bohlen. Das passierte am 9. April 2022 — damals wollten nur noch 1,45 Millionen Zuschauer die Show sehen. Das bedeutete einen Marktanteil von 5,4 Prozent, die mieseste DSDS-Quote aller Zeiten. Da hatten die Zuständigen vom Sender längst gemerkt: Bohlen zu feuern, mag ein Fehler gewesen sein. Weiterzumachen aber auch.
DSDS: Was davon bleibt
Wir wollen mal nicht allzu respektlos sein: DSDS ist ein altehrwürdiges Format. Es ist die Urmutter deutscher Castingshows. Es ist wie mit „Wetten, dass..?“, es hatte seine Zeit – aber die ist vorbei. Man könnte es auf ewig weiterführen, bis es in Grund und Boden gesendet wurde. Oder nach der nächsten Staffel sagen: Time to say goodbye. Wir müssen uns keine Sorgen um die Juroren machen: Bohlen und Silbereisen sind versorgt — und sollte es in Deutschland mal wirklich wieder einen Superstar geben, werden wir den auch ohne DSDS finden.