Umtriebiger SchriftstellerStephen King: Der Großmeister des Horrors wird 75
Stephen King ist seit beinahe 50 Jahren der Meister der Albträume, ein immens erfolgreicher Autor und zugleich geerdeter Familienmensch. Hollywood liebt seine Werke und adaptiert sie in schöner Regelmäßigkeit. Am Mittwoch wird er 75 Jahre alt.
Auf seiner persönlichen Webseite „Stephenking.com“ antwortet der Schriftsteller Stephen King auf die Frage, ob er auch Story-Ideen von anderen Personen akzeptieren würde, mit: „Nein, tue ich nicht. Ich habe wirklich genug eigene Ideen“.
In der Tat gilt King als äußerst umtriebiger Autor mit einem ungemein hohen Output und ist daneben für die Länge seiner Werke bekannt. Seit seinem Debüt-Roman „Carrie“ aus dem Jahr 1974 hat King mehr als 70 Bücher publiziert, von denen mehr als 30 in den USA zu Nummer-eins-Bestsellern wurden. Zu seinen bekanntesten frühen Werken zählen „Es“ (1986), „Sie“ (1987), „Dead Zone“ (1979), „Shining“ (1977) und „The Stand“ (1978). Gerade in dieser Woche führt er die US-Bestsellerlisten mit seinem neuesten Roman „Fairy Tale“ an und soll in seiner gesamten Karriere geschätzte 350 Millionen Exemplare seiner Bücher verkauft haben. Trotz alledem führt er ein verhältnismäßig bescheidenes Familienleben in seinem Heimatstaat Maine, wo auch viele seiner Geschichten spielen.
Neben seinem immensen literarischen Erfolg liefert King seit Jahrzehnten der Traumfabrik Hollywood eine Vorlage nach der anderen – beginnend mit Brian De Palmas (82) „Carrie: Des Satans jüngste Tochter“ aus dem Jahr 1976. Die Filmwebseite „IMDb“ listet gegenwärtig unfassbare 29 angekündigte Adaptionen von King-Geschichten auf, die sich in verschiedenen Produktionsstadien befinden – nicht alle davon werden verwirklicht werden. Obwohl er als der Horror-Autor schlechthin gilt, umfasst Kings Oeuvre doch auch ganz andere Genres wie den Zeitreise-Roman „Der Anschlag“ (2011), den Polizei-Thriller „Die Bill-Hodges-Trilogie“ (2014, 2015, 2016) oder das Gefängnisdrama „Frühlingserwachen: Pin-up“, das 1994 als „Die Verurteilten“ verfilmt wurde.
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Stephen King und das literarische Establishment
Über einen langen Zeitraum wurde Stephen King von der Literaturkritik ein wenig belächelt. Der Autor selbst fasste die Problematik im „Rolling Stone“ einmal so zusammen: „Es war diese Annahme, dass Fiktion schlecht sein muss, wenn sie viele Exemplare verkauft. Wenn etwas für viele Menschen zugänglich ist, muss es dumm sein, denn die meisten Menschen sind dumm. Und das ist elitär. Ich glaube das nicht“.
Diese Zeiten sind aber lange vorbei. Nicht nur werden Kings Romane mittlerweile von einer neuen Generation Literaturkritiker wesentlich wohlwollender besprochen, auch erklärte er dem britischen „Guardian“: „Ich habe die meisten meiner bösartigsten Kritiker überlebt. Es bereitet mir große Freude, das zu sagen. Macht mich das zu einem schlechten Menschen?“
Stephen Kings lebensbedrohlicher Unfall
Das Jahr 1999 markierte eine Zäsur in Stephen Kings Leben. Während eines Spaziergangs in seinem Heimatstaat Maine wurde er auf einer Landstraße von einem Van angefahren. Der Fahrer blickte nicht auf die Straße, da sein Rottweiler hinter ihm im Wagen eine Kühlbox durchwühlte, in der sich Fleisch befand.
King bemerkte dazu, er sei „beinahe von einem Charakter aus [seinen] eigenen Büchern getötet“ worden, was „fast lustig“ sei. Das Bein brach er sich an neun verschiedenen Stellen, ebenso die Hüfte, die Wirbelsäule und mehrere Rippen. Die Lunge war punktiert. Bis zum heutigen Tag leidet der Autor an den Folgen des Unfalls. Durch seine Frau Tabitha King (73), die er im Jahr 1969 an der Universität kennenlernte und mit der er zwei Söhne (beide Schriftsteller) und eine Tochter (Pfarrerin) bekam, fand er zurück zum Schreiben.
Stephen King und die Sucht
Genauso offen wie über seinen fürchterlichen Unfall spricht der weltbekannte Schriftsteller über Suchtprobleme aus seiner Vergangenheit. „Von dem Zeitpunkt an, als ich meinen ersten Drink hatte, sagte ich schlicht: ‚Gib mir mehr davon'“, so King im Jahr 2021 gegenüber der „BBC„. Als er zum ersten Mal Kokain einnahm, habe er gedacht, Gott gefunden zu haben. Zwischen 1978 und 1986 konsumierte er die Droge laut eigener Aussage in großen Mengen – und ist seit Beginn der 1990er Jahre trocken und clean.
Nach seinem bereits erwähnten Unfall im Jahr 1999 habe er dann im Krankenhaus von seinem behandelnden Arzt das Schmerzmittel Oxycontin erhalten, das für die schwere Opioidkrise in den USA mit mehr als 800.000 Toten verantwortlich ist. Eine vier- bis fünfjährige Abhängigkeit war die Folge. Seinen Kampf gegen die „Krankheit“ Sucht führe er Tag für Tag, so King.
Stephen-King-Adaptionen
In seinem Heimatland, den Vereinigten Staaten, gilt King als sogenannter Blue-Collar-Autor. Seine Geschichten spielen oft auf dem Land und – mehr oder weniger – in der Arbeiterklasse. Leser erkennen ihre Lebenswirklichkeit in den Settings und Szenarien wieder, und das erklärt womöglich auch die große Faszination, die Kings Werke auf Hollywood ausüben. Allein 48 Film-Adaptionen seiner Werke sind bislang veröffentlicht worden, dazu kommen 29 TV-Filme und -Serien.
Zunächst nahmen sich renommierte Filmemacher wie David Cronenberg (79), Stanley Kubrick (1928-1999) oder Brian De Palma (81) seiner Werke an. Auch Erfolgsfilme, von denen man es möglicherweise gar nicht annehmen würde – wie „Stand by Me: Das Geheimnis eines Sommers“ (1986) oder „The Green Mile“ (1999) – basieren auf Kings Geschichten. Kathy Bates (74) wurde für ihre Darstellung der mörderischen Krankenschwester Annie Wilkes in „Misery“ (1990) mit dem Oscar als „Beste Hauptdarstellerin“ ausgezeichnet.
„Stephen Kings Es“ spielte dann im Jahr 2017 sagenhafte 700 Millionen US-Dollar ein und wurde damit zur finanziell erfolgreichsten King-Adaption überhaupt. Doch immer wieder verheben sich auch Filmemacher und Produzenten an seinen umfangreichen Werken. So kam ebenfalls im Jahr 2017 eine Adaption seiner achtbändigen Fantasy-Saga „Der Dunkle Turm“ in die Kinos. Der Streifen mit Idris Elba (50) und Matthew McConaughey (52) in den Hauptrollen wurde nicht zu einem finanziellen Erfolg. Acht Romane in eine Laufzeit von nur 95 Minuten pressen zu wollen, war wohl schlicht keine patente Idee.
Moderne Serien nach Stephen King
Abgesehen von Andy Muschiettis (49) „Es“ waren es besonders Serien-Adaptionen von King-Werken, die in den vergangenen Jahren für Furore sorgten. Die längere Erzählform scheint besser zu Kings oftmals ausufernden Geschichten zu passen. So erschien beispielsweise mit „The Stand“ (2020-2021) eine neue Miniserie zu Kings berühmtem Buch – mit Alexander Skarsgård (46) und Amber Heard (36) in den Hauptrollen. King selbst verfasste die Drehbücher zu „Lisey’s Story“ (2021). Bei der Kritik kam die Show von Apple TV+ allerdings nicht sonderlich gut an.
Als eine der besten King-Adaptionen gilt indes die HBO-Serie „The Outsider“ (2020) mit Ben Mendelsohn (53) in der Hauptrolle. In der Miniserie – übrigens der einzigen King-Adaption von HBO – geht es um die Jagd auf einen übernatürlichen Gestaltwandler. Und auch der Horrormeister selbst ist zufrieden. „‚The Outsider‘ ist eine der besten Adaptionen meiner Arbeit“, ließ er seine 6,8 Millionen Follower auf Twitter wissen.