Für ihre Memoiren "Freiheit"Angela Merkel auf Werbetour: So war ihr Talk mit Barack Obama
Nach Terminen in Berlin und Stralsund vermarktet die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel ihre Memoiren "Freiheit" nun auch international. Auftakt war ein Talkabend mit dem einstigen US-Präsidenten Barack Obama, der bei Kritikern allerdings nicht gut wegkam.
In mehr als 30 Ländern ist die Biografie "Freiheit" von Altkanzlerin Angela Merkel (70) inzwischen erhältlich. Deshalb startete sie am 2. Dezember zu einer kleinen internationalen Werbetour. Erster Stopp mit der englischen Ausgabe "Freedom" war in Washington D.C., wo kein Geringerer als der frühere US-Präsident Barack Obama (63) sie im ausverkauften Saal "The Anthem" empfing. Der rund eineinhalbstündige Talkabend hielt vor allem Erinnerungen der beiden politischen Freunde bereit, jedoch keine spannenden Enthüllungen oder gar Selbstkritik, wie verschiedene Beobachter anschließend enttäuscht konstatierten.
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Herbe Kritik an dem Talkabend
So ging es weniger um aktuelle Weltprobleme, auch die Namen Putin (72) und Donald Trump (78) fielen nicht. Stattdessen hätten die beiden lieber gemeinsame Erinnerungen aufgewärmt, fasste "ntv" zusammen. Die Seite "t-online.de" bilanzierte gar, das Treffen der zwei früheren Weltpolitiker sei "nicht relevant" gewesen. "Mehr noch: Es war langweilig, aus der Zeit gefallen, voller gegenseitiger Lobhudelei. Und besonders: frei von jeglicher Selbstkritik."
Barack Obama gab den Talkmaster, obwohl er zu Beginn gleich betonte, er sei nicht Oprah Winfrey (70). Doch für seine "liebe Freundin" mache er eine Ausnahme. Angela Merkel sei der "Star der Show". Die Bühne im "The Anthem" war schlicht gehalten. Merkel und Obama saßen sich in zwei Seseln gegenüber. Merkel erschien in einem klassischen weißen Blazer, Obama in einem dunklen Anzug. Sie unterhielten sich über ihren schwierigen Start miteinander und wie sie sich dann doch annäherten. Auch über ihre Kindheit sprach Merkel ausführlich, wie sie in der DDR aufwuchs und wie sie das geprägt hat.
Mehr als 400 Dollar für eine Karte
Die beiden spielten sich die Bälle zu und präsentierten Einigkeit. Kritisches – wie etwa der eigene Beitrag zu aktuellen Krisen ausgesehen hat – gab es nicht. Die Kommunikation wurde lediglich dadurch erschwert, dass Obama Englisch sprach und Merkel auf Deutsch antwortete. Deshalb war ein Simultanübersetzer im Einsatz für die Zuhörer, die zum Teil mehr als 400 Dollar für ein Ticket gezahlt haben sollen.
Während bei dem Talk der Name Donald Trump kein einziges Mal fiel, sagte Merkel in einem Interview mit dem US-amerikanischen Nachrichtensender "CNN": "Die Art, wie er über Putin sprach, die Art, wie er über den nordkoreanischen (Führer) sprach – natürlich abgesehen von den kritischen Bemerkungen, die er machte -, ließ immer eine gewisse Faszination für die schiere Macht dieser Leute erkennen", blickte Merkel im Gespräch mit Christiane Amanpour (66) auf ihre Treffen während Trumps erster Amtszeit zurück.
Weitere Termine in Europa
Merkels Biografie "Freiheit" ist am 26. November erschienen. Das Buch umfasst 736 Seiten und kostet 42 Euro. Am ersten Tag wurde es rund 35.000 Mal verkauft. Seitdem hat die Altkanzlerin schon mehrere Werbetermine absolviert. Während einer ersten Signierstunde in Berlin bildeten sich, wie die "B.Z". berichtet hatte, im Kulturkaufhaus Dussmann lange Warteschlangen. Nicht alle Wartenden erhielten ein Autogramm: Nach rund anderthalb Stunden wurde die Signierstunde beendet. Am 29. November signierte Merkel dann in ihrem alten Wahlkreis Stralsund, am 16. Dezember wird sie in Köln erwartet. Die Veranstaltung ist laut Angaben des Verlags Kiepenheuer & Witsch ebenfalls bereits ausverkauft.
Auch im Podcast von Anne Will (58) war die 70-Jährige schon zu Gast. Nach den USA soll sie ihre Memoiren auch noch in einigen europäischen Städten wie Paris, Barcelona, Mailand und Amsterdam vorstellen.