Neuer Podcast "Plot House"Lottie (Visa Vie): True Crime ist für sie keine Leidenschaft mehr
Neue Wege, große Gefühle und ein mysteriöser Fuchs: Podcast-Host Lottie (Visa Vie) spricht im Interview über ihr neues Projekt und verrät, warum sie ausgerechnet mit ihrem schreckhaften Ehemann über Geister redet und welches übernatürliche Erlebnis sie seit dem Tod ihrer Oma begleitet.
Wer True Crime mag, kommt an Lottie, vielen bekannt als Visa Vie (37), nicht vorbei. Mit dem Podcast "Weird Crimes" (2021 bis 2024) schuf sie einen der großen deutschen True-Crime-Podcasts und wurde dafür mit dem Deutschen Podcast-Preis ausgezeichnet. Inzwischen hat sie mit "Plot House" ein neues Projekt an den Start gebracht: Darin nimmt sie wechselnde Gäste mit auf eine Reise durch wahre Geschichten über Leben und Tod. Erstmals hat Lottie sich dafür am 12. Dezember auch ihren Ehemann Leon, bekannt als Rapper Savvy, eingeladen.
Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verrät die Podcasterin, wie sie diese Premieren-Zusammenarbeit wahrgenommen hat. Außerdem erzählt sie, wie ein mysteriöser Fuchs sie seit 20 Jahren begleitet, warum True Crime für sie inzwischen mehr Profession als Leidenschaft ist und wie sie gelernt hat, mit ihrer Long-Covid-Erkrankung umzugehen.
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Mit "Plot House" haben Sie Ihr erstes eigenes Podcast-Projekt an den Start gebracht. Was unterscheidet den Podcast von Ihren anderen Produktionen?
Lottie: "Plot House" ist inhaltlich noch vielfältiger als meine bisherigen Podcasts. Es geht nicht nur um True Crime, sondern um Geschichten aller Art. Zudem sind viele Folgen näher dran an den Menschen und ihren Erlebnissen. Es ist mir wichtig, nicht nur zu unterhalten, sondern auch aufzuklären und gesellschaftliche Themen zu beleuchten, die mehr Aufmerksamkeit brauchen und dadurch vielleicht sogar mit einer Folge etwas bewirken zu können, wie zuletzt nach der Episode "Tödliche Klassenfahrt" über 20.000 Euro für die Emily Diabetes Stiftung zusammenzubekommen.
Wie kam die Idee auf, auch über übernatürliche Fälle zu sprechen? Gerade, weil Sie und Ihr Mann sehr schreckhaft sind…
Lottie: Das kam ganz natürlich. Bei den Themen und Genres gibt es in diesem Podcast wie gesagt keine Grenzen. Und ich finde es unglaublich spannend, wie vermeintlich paranormale Begebenheiten oft mehr über unsere Ängste, Hoffnungen und das Bedürfnis nach Antworten verraten, als es zunächst scheint. Es geht bei diesen Fällen also nicht immer nur um den Grusel- und Schreckmoment und unerklärliche Phänomene, sondern auch um psychologische und gesellschaftliche Aspekte, die im Zusammenhang mit solchen Phänomenen stehen. Auch das wird man in der Folge mit meinem Mann hören, die zugegeben natürlich schon eine Herausforderung für uns beide war, aber manchmal muss man sich eben auch seinen größten Ängsten stellen.
Haben Sie selbst Erfahrungen mit übernatürlichen Phänomenen gemacht?
Lottie: Nachdem meine Oma gestorben ist, haben wir ihren Keller leergeräumt und dabei bin ich in einen rostigen Nagel getreten, der in meinem Fuß stecken geblieben ist. Ich hatte das eindeutige Gefühl mein Fuß würde bluten, aber nachdem ich das Brett wieder rausgezogen hab und nach oben gegangen bin und mir vor der Tür den Schuh ausgezogen hab, war da nichts. Weder ein Loch im Schuh noch im Fuß und auch kein Blut. In dem Moment hab ich auf der anderen Straßenseite, mitten in einem Neubaugebiet einen Fuchs gesehen, der einfach nur da stand und mich angeguckt hat. Seitdem ist immer wieder ein Fuchs aufgetaucht, wenn in meinem Leben wichtige Dinge passiert sind, oder es mir nicht gut ging. Und jedes Mal hatte ich das eindeutige Gefühl – das ist meine Oma Hanni. Dieses, zumindest gefühlt übernatürliche, Phänomen begleitet mich jetzt seit 20 Jahren.
Wie war es für Sie, erstmals zusammen mit Ihrem Ehemann einen Podcast aufzunehmen? Wer hatte die Idee, ihn mit einzubinden?
Lottie: Für mich war das klar, noch bevor das Konzept fertig war. Ich liebe es, mit meinem Mann gemeinsam Serien und Filme zu gucken und danach über die krassesten Plot-Twists zu sprechen. Aber auch über Politik und generell Weltgeschehen tauschen wir uns viel aus und deswegen war es naheliegend, dass dann auch in einem Podcast zu machen. Wir waren dann aber beide doch noch aufgeregter als vorher gedacht, weil es natürlich nochmal was anderes ist, das Ganze dann auch in die Tat umzusetzen, aber letztendlich hat es uns beiden sehr viel Spaß gemacht. War aber auch eine kleine Achterbahnfahrt der Gefühle.
Teilt Leon Ihre Leidenschaft für True Crime?
Lottie: Bevor wir zusammengekommen sind, überhaupt nicht. Durch mich hat sich das ein bisschen geändert. Aber alleine würde er sich selbst immer noch keinen True-Crime-Podcast anhören oder keine Doku aus dem Bereich gucken. Aber das ist auch okay so. Ich selbst würde in Bezug auf mich aber übrigens auch nicht (mehr) von einer Leidenschaft sprechen, sondern eher von einer Faszination.
Inwiefern unterstützt Leon Sie bei Ihren Projekten, insbesondere im Hinblick auf Ihre Long-Covid-Erkrankung?
Lottie: Ich hole mir immer seinen Rat ein, wenn ich mir mit einer Geschichte nicht sicher bin. Bei vergangenen Live-Shows hat er mich sogar schon live auf der Bühne mit kleinen Gesangs- oder Schauspielparts unterstützt. Aber am Ende des Tages halten wir uns einfach beide bei allem, was wir tun, gegenseitig den Rücken frei, wie man das als gutes Team eben macht. Ich ihm, genauso wie er mir. Da mich meine Long-Covid-Erkrankung zum Glück kaum kognitiv einschränkt, bin ich in dieser Hinsicht aber auch auf keine spezifische Hilfe beim Recherchieren oder Schreiben angewiesen.
Nach einer Corona-Infektion im November 2021 sind Sie schwer an Long Covid erkrankt, mit Folgen wie einer chronischen Herzmuskelentzündung. Wie gehen Sie inzwischen mit Ihrer Erkrankung um?
Lottie: Ich habe mich nach drei Jahren mit vielem arrangiert und abgefunden. Ich habe sehr viel mehr Resilienz aufgebaut, aber ein bisschen Resignation schwingt auch mit. Ich lese nicht mehr jede Studie zu dem Thema und schreibe keine fünf Mails mehr die Woche an alle möglichen Expert:innen auf dem Gebiet, um nach Hilfe zu fragen. Ich trauere seltener um meine Gesundheit und meine Energie und mein altes Leben, als zu Beginn der Erkrankung und versuche im Rahmen meiner neuen Möglichkeiten das Beste aus allem zu machen. Und das gelingt mir ganz gut, würde ich sagen. Aber ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich nicht alle paar Monate völlig verzweifelt einen Wunsch ans Universum schicke, dass ein Wunder passiert, oder endlich jemand ein heilendes Medikament für Long Covid entwickelt.
Mit "Radio Island" haben Sie noch einen weiteren Podcast zu einem ganz anderen Thema, nämlich Reality-TV. Wenn Sie sich entscheiden müssten – True Crime oder Trash-TV?
Lottie: Im beruflichen Sinne würde ich mich für True Crime, im privaten für Trash-TV entscheiden. Trash-TV ist meine große Ablenkung, mein Seelen-Pflaster, meine kleine Kopf-Aus-Insel im Meer von eigenen, echten Problemen. Ich liebe es, Trash-TV zu gucken und ich liebe es, mit meinem Kollegen Max Richard Leßmann und verschiedenen Reality-Stars da jeden Montag drüber zu reden. True Crime konsumiere ich selbst kaum noch, seitdem ich krank geworden bin, nur bei ausgewählten Fällen. Auch, um auf meine mentale Gesundheit zu achten. Aber wenn wir das eben wieder ausweiten – auf True Storys – dann würde ich behaupten, habe ich endgültig verstanden, dass das meine Profession ist: Unglaubliche Geschichten finden, recherchieren, aufschreiben und erzählen. Und das würde ich mir definitiv auch niemals nehmen lassen wollen.