Umfrage zur AtemwegserkrankungViele Betroffene schätzen RSV-Gefahr falsch ein
Es ist ansteckender als die Grippe, aber vor allem in der Risikogruppe weniger bekannt: das RS-Virus. Die Atemwegserkrankung kann ähnlich wie die Influenza vor allem bei den Jüngsten und den Ältesten potenziell lebensgefährlich werden, aber auch hier gibt es Möglichkeiten vorzubeugen.
Es ist ansteckender als die Grippe und gefährdet besonders die Jüngsten und die Ältesten: das RS-Virus, kurz RSV. Doch eine aktuelle Studie zeigt, dass mehr als die Hälfte der über 50-Jährigen noch nie davon gehört hat. Dabei gab es laut Robert-Koch-Institut allein in der Saison 2023/2024 über 57.000 bestätigte RSV-Fälle in Deutschland, mehr als 17.000 davon mussten stationär behandelt werden. Experten warnen vor der Unterschätzung des Virus und erklären, wie sich Menschen jeden Alters, aber besonders Risikogruppen schützen können.
Große Wissenslücken in der Bevölkerung
Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist gefährlicher als viele denken – doch 57 Prozent der über 50-Jährigen in Deutschland haben noch nie davon gehört. Das zeigt eine aktuelle repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts Ipsos im Auftrag von GlaxoSmithKline (GSK) unter 1.000 Menschen ab 50 Jahren. Rund 77 Prozent fühlen sich demnach schlecht über das potenziell gefährliche Virus und dessen Auswirkungen informiert.
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Zwei besonders gefährdete Gruppen: Säuglinge und Senioren
Bei Säuglingen ist RSV die häufigste Ursache für Krankenhauseinweisungen aufgrund von akuten schweren Infektionen der unteren Atemwege, wie die European Foundation for the Care of Newborn Infants (EFCNI) bestätigt. Auch vollkommen gesunde und termingerecht geborene Babys können schwer erkranken. Sie stellen sogar die Mehrheit der Säuglinge dar, die RSV-bedingt ins Krankenhaus eingewiesen werden müssen. Dabei beginnt eine RSV-Infektion oft harmlos mit einer laufenden Nase, kann sich aber nach einigen Tagen zu einer bedrohlichen Atemnot entwickeln.
Auch für ältere Menschen stellt das Virus eine ernsthafte Gefahr dar – und das Unwissen darüber ist ähnlich weit verbreitet wie bei den Eltern von Neugeborenen. Problematisch: Mit zunehmendem Alter wird das Immunsystem ohnehin weniger leistungsfähig, zusätzlich haben viele Ältere chronische Grunderkrankungen oder nehmen Medikamente ein, die das Immunsystem zusätzlich schwächen können. Eine RSV-Infektion kann bestehende Grunderkrankungen verschlimmern und zu einer Lungenentzündung führen.
Dass das Virus deutlich ansteckender als die Grippe ist, wissen ebenfalls 87 Prozent der Befragten nicht. Doch mit RSV Erkrankte stecken im Schnitt drei weitere Menschen an, während es bei der Influenza lediglich eine ist. "RSV ist aus meiner Sicht eine völlig unterschätzte Atemwegserkrankung nicht nur für Kleinkinder, sondern auch für ältere Erwachsene", bestätigt auch Professor Dr. Clemens Wendtner der "Pharmazeutischen Zeitung". RSV sei "mindestens so gefährlich wie Influenza", so der Chefarzt der Infektiologie an der München Klinik Schwabing.
Schutzmaßnahmen für die ganze Familie
Da das Virus sowohl für die Großelterngeneration als auch für (Enkel)Kinder gefährlich werden kann, ist Prävention besonders wichtig. Die grundlegenden Schutzmaßnahmen sind für alle Altersgruppen gleich und entsprechen den üblichen Verhaltensmaßnahmen bei Atemwegsinfekten: regelmäßiges und gründliches Händewaschen für mindestens 20 Sekunden, in die Armbeuge husten und niesen sowie Abstand zu erkrankten Personen halten. Gerade in der RSV-Saison von Oktober bis März sollten größere Menschenansammlungen in geschlossenen Räumen gemieden werden. Regelmäßiges Lüften in Innenräumen trägt ebenfalls zur Risikominimierung bei.
Die Ständige Impfkommision (STIKO) empfiehlt entsprechend für Säuglinge eine einmalige RSV-Immunisierung, ebenso für ältere Menschen ab 75 Jahren sowie Personen ab 60 Jahren mit schweren Grunderkrankungen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen – am besten vor Beginn der RSV-Saison im Herbst. Diese kann gleichzeitig mit der Grippeimpfung verabreicht werden. Das dürfte die 68 Prozent der im Auftrag von GSK Befragten bestärken, die eine RSV-Impfung für genauso wichtig oder sogar wichtiger als andere Schutzmaßnahmen wie Händewaschen halten.
Wann zum Arzt?
Die ersten Anzeichen einer RSV-Infektion ähneln einer gewöhnlichen Erkältung: Schnupfen und Husten, manchmal begleitet von Fieber. Bei Säuglingen und Risikopatienten sollten Eltern und Betroffene bei Atemnot oder erschwertem Atmen, hohem Fieber, deutlich verschlechtertem Allgemeinzustand sowie Appetitlosigkeit umgehend einen Arzt aufsuchen. Generell lässt sich mit dem richtigen Wissen und entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen das Risiko einer schweren RSV-Erkrankung deutlich reduzieren. Die wichtigste Botschaft der Experten: RSV ist keine harmlose Erkältung, sondern kann wie die Grippe lebensgefährlich werden – besonders für die Jüngsten und Ältesten.