Film ist Oscar-FavoritKontroverse um KI-Nutzung: Das sagt „Brutalist“-Regisseur Brady Corbet

Adrien Brody (l.) spielt in Brady Corbets Film "Der Brutalist" die Hauptrolle. (ncz/spot)
Adrien Brody (l.) spielt in Brady Corbets Film "Der Brutalist" die Hauptrolle. (ncz/spot)

ddp/Oscar Gonzalez

SpotOn NewsSpotOn News | 21.01.2025, 22:58 Uhr

Der Golden-Globe-Gewinner und Oscar-Favorit "Der Brutalist" wird im Netz für seine KI-Nutzung kritisiert. Jetzt hat sich der Regisseur Brady Corbet zur Kontroverse geäußert.

Die Nutzung Künstlicher Intelligenz in der Filmwelt ist ein umstrittenes Thema. Aktuell sorgt einer der Oscar-Favoriten für Kritik, weil während der Produktion KI zum Einsatz kam, um die Aussprache der Schauspielerinnen und Schauspieler zu verbessern.

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"Der Brutalist"-Editor Dávid Jancsó gab gegenüber dem Magazin "Red Shark News" zu, dass er die Stimmen der Hauptdarsteller Adrien Brody (51) und Felicity Jones (41) in eine KI-Software eingespeist hat, um die ungarischen Dialoge so perfekt zu machen, "dass nicht einmal die Einheimischen einen Unterschied feststellen können".

In dem Drama, das jüngst den Golden Globe für den Besten Film, die Beste Regie und den Besten Hauptdarsteller gewonnen hat, spielt Brody den jüdisch-ungarischen Architekten László Tóth, der nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA auswandert. Jones verkörpert seine Ehefrau Erzsébet. Jancsó, der Ungarisch spricht, erklärte, dass eine Neuaufnahme per ADR (automatisierte Dialogaufnahme) sowohl mit den Originalschauspielern als auch mit Ersatzleuten "einfach nicht funktioniert" habe.

"Ich bin ungarischer Muttersprachler und weiß, dass es eine der schwierigsten Sprachen ist, um die Aussprache zu lernen", so Jancsó. Adrien Brodys Mutter ist zwar ungarische Emigrantin, der Schauspieler wuchs aber in New York City auf. Felicity Jones stammt aus Großbritannien.

Jancsó habe daher auf ein Tool gesetzt, das sowohl Brodys als auch Jones' ungarischen Dialogen einzelne Laute und Buchstaben hinzufügte. "In den meisten ihrer ungarischen Dialoge ist ein Teil von mir zu hören", schilderte er. "Wir haben sehr darauf geachtet, dass ihre Darbietungen erhalten bleiben. Es ging hauptsächlich darum, hier und da einen Buchstaben zu ersetzen."

Regisseur Brady Corbet reagiert auf KI-Kritik

Doch die Information führte zu zahlreicher Kritik im Netz. "Der Brutalist"-Regisseur Brady Corbet (36) reagierte kürzlich darauf. In einem Statement gegenüber "The Hollywood Reporter" sagte er, die Darbietungen von Adrien Brody und Felicity Jones seien "ganz und gar ihre eigenen". Die Behauptung, ihre Performances seien durch Technologie verbessert worden, wies er vehement zurück.

"Sie haben monatelang mit Dialekt-Coach Tanera Marshall gearbeitet, um ihre Akzente zu perfektionieren", so Corbet. Die Technologie sei nur bei der Bearbeitung der Dialoge in ungarischer Sprache eingesetzt worden, um bestimmte Vokale und Buchstaben zu verfeinern. "Die englische Sprache wurde nicht verändert", sagte er. "Ziel war es, die Authentizität der Darbietungen von Adrien und Felicity in einer anderen Sprache zu bewahren, sie nicht zu ersetzen oder zu verändern, und das mit größtem Respekt vor dem Handwerk."

Zudem stellte Corbet klar, dass man keine KI beim Erstellen der architektonischen Entwürfe, die in den Schlussszenen des Films zu sehen sind, verwendet habe. "Alle Bilder wurden von Künstlern von Hand gezeichnet. Um das klarzustellen: In dem Video, das im Hintergrund einer Aufnahme zu sehen ist, hat unser Team absichtlich Bilder erstellt, die wie schlechte digitale Renderings aus der Zeit um 1980 aussehen sollen."

Auch Jancsó ging auf die Kontroverse um KI in der Filmindustrie ein. "In der Branche ist es umstritten, über KI zu sprechen, aber das sollte nicht so sein. Wir sollten eine sehr offene Diskussion darüber führen, welche Werkzeuge uns KI zur Verfügung stellen kann. Es gibt in dem Film nichts, was nicht schon einmal gemacht worden wäre. Es macht den Prozess nur viel schneller."

Auch "Emilia Pérez" für KI kritisiert

Kritik gab es auch für das Musical "Emilia Pérez", neben "Der Brutalist" einer der großen Gewinner bei den Golden Globes. In einem Interview am Rande der Filmfestspiele von Cannes hatte der Tonmeister des Films, Cyril Holtz, angemerkt, dass die Gesangsstimme von Hauptdarstellerin Karla Sofía Gascón (52) durch das selbe KI-Tool verbessert wurde. Dies sei notwendig gewesen, um Gascóns Stimmumfang zu erweitern.