Sie spielen Bruder und SchwesterAndrea Sawatzki und Christian Berkel: Wieder kein Liebesfilm!
![Andrea Sawatzki und Christian Berkel spielen im TV-Drama "Querschuss" ein Geschwister-Ehepaar. (ili/spot)](https://www.klatsch-tratsch.de/wp-content/uploads/2025/02/34ec9e0874b7756a4d659c13937b385e-1-900x506.jpg)
BR/Arte/Claussen+Putz Filmproduktion GmbH/Kerstin Stelter
Andrea Sawatzki und Christian Berkel sind im TV-Drama "Querschuss" zum ersten Mal als Geschwister zu sehen. Auf einen Liebesfilm warten Fans des Schauspieler-Ehepaars bisher vergeblich.
Andrea Sawatzki (61) und Christian Berkel (67) standen im Laufe ihrer Karriere schon für viele Filme gemeinsam vor der Kamera, ein echtes Liebespaar hat das seit 1997 verheiratete Paar aber noch nie gespielt. "Es ist keine Absicht, dass das noch nicht vorkam", erklärt der Schauspieler im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news. "Wenn das Drehbuch passt, spielen wir auch sehr gerne ein Liebespaar."
Am heutigen Mittwoch ist das Paar im TV-Drama "Querschuss" (12. Februar, 20:15 Uhr, das Erste) erstmals als Bruder und Schwester zu sehen. Die Geschwister Ulrike und Andreas sind mit dem Tod ihres Vaters Joachim (Rainer Kühn) konfrontiert, der sich kurz vor der großen Gartenparty zu seinem 80. Geburtstag das Leben nimmt. Der Film zeigt, was das schockierende Ereignis mit den beiden Geschwistern, den Enkelkindern des Verstorbenen, Medizinstudent Clemens (Thomas Prenn, 30) und Schülerin Stella (Stella Kann), oder der extra zum runden Geburtstag aus Paris angereisten Schwägerin Bernadette (Ursula Werner, 81) macht.
Warum das Schauspielerehepaar Sawatzki und Berkel, das zuletzt gemeinsam vor allem mit Komödien wie der "Anfänger"-Reihe große Erfolge feierte, diesen ernsten Film von Regisseurin und Adolf-Grimme-Preisträgerin Nicole Weegmann (geb. 1966, "Mobbing") unbedingt machen wollte, erklären sie im Doppelinterview.
Warum liegt Ihnen dieser Film so besonders am Herzen?
Christian Berkel: "Querschuss" ist kein Film über Suizid oder den Tod, sondern über das Leben. Was macht es mit Menschen, wenn sie in einer extremen Lebenssituation auf sich selbst zurückgeworfen werden? Viele Menschen befürchten, dass in dem Moment, in dem man schwierige Themen an sich heranlässt, etwas ganz Schlimmes passiert. Doch stattdessen geht erfahrungsgemäß dann eine Tür auf und nicht zu. Es ist eher so, dass man sie vorher zugeschlagen hat. Und ich fürchte, solange man schwierige Themen ausschließt, rennt man davor weg, aber das Schicksal rennt hinterher. Man hat es quasi immer im Nacken. Da ist es vielleicht doch besser, man bleibt stehen, dreht sich um und guckt hin.
Andrea Sawatzki: Uns war auch wichtig, einen Film über die Problematik des Älterwerdens hier in Deutschland zu machen. Wir kamen auf die Idee zu diesem Film, nachdem Christian einen Zeitungsartikel gelesen hatte, in dem es darum ging, in welchem Alter die Selbstmordrate am höchsten ist. Alle unsere Freunde und auch wir lagen völlig falsch, denn die höchste Selbstmordrate liegt bei Männern über 75. Das hat uns beide so erschüttert, weil darüber und über die Einsamkeit der Menschen in diesem Alter, überhaupt nicht gesprochen wird. Sie kommen aus einer Generation, die nicht gelernt hat, über Probleme zu sprechen. Stattdessen wurde geschwiegen. Dieses Verhaltensmuster wird in die nächste Generation weitergetragen und irgendwann steht die Familie womöglich vor einem Scherbenhaufen. Wir wollten einen Film machen über dieses Schweigen.
Berkel: Dieses Schweigen betrifft ganz viele Familien. Denn einerseits werden wir klar geprägt von den Dingen, die wir bewusst wahrnehmen und in der Familie, mit Freunden und in der Gesellschaft erleben. Ich glaube aber, dass wir mindestens so stark, wenn nicht sogar stärker durch Dinge geprägt werden, die verschwiegen werden. Selbst in Gesprächen passiert so viel zwischen den Zeilen. Ich stelle es mir vor wie ein Buch, in dem immer wieder eine Seite fehlt. Viele Menschen stoßen in ihren Familien oder in ihrem Leben plötzlich auf Lücken, die sie sich nicht erklären können. Und anstatt das zu hinterfragen, wird einfach weitergeblättert – um im Bild zu bleiben. Irgendwann versteht man den Zusammenhang nicht mehr und dann wird es wirklich schwierig.
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Im Film werden immer wieder "gute" und "schlechte" Väter und Mütter thematisiert. Was halten Sie davon?
Berkel: Das ist sehr wertend. Statt von "guten" oder "schlechten" Müttern oder Vätern zu sprechen, könnte man ja auch die Frage stellen, ob sie "gut genug" sind. Denn niemand ist jemals perfekt. Vielmehr sollte es darum gehen, ob wir "in unserem Bemühen ausreichend" sind. Denn das zu schaffen, wäre ja schon mal ganz schön.
Sawatzki: Durch dieses Schweigen ist es den Familienmitgliedern in unserem Film auch nicht möglich gewesen, sich zu verbessern. Auf diese Weise bleibt immer nur dieses eine Bild, das sie voneinander haben. In Ulrikes Fall von der Mutter, die sie immer nur mit sich selbst verglichen und schlecht behandelt hat. Und in Andreas' Fall von dem Vater, der dem Sohn nicht zutraut, die erhoffte Karriere zu machen. Ich glaube, wenn die Familie miteinander gesprochen hätte, dann wären da noch viel mehr Facetten in den Eltern aufgetaucht.
Auch die Geschwisterrollen im Film sind sehr starr, was in Familien ja tatsächlich auch häufig der Fall ist …
Berkel: Ja, weil so oft mit Schablonen gearbeitet wird. Häufig heißt es bei Konflikten: Da gehören immer zwei dazu. Das stimmt auch, aber andererseits führt es oft dazu, dass man sagt: Ja, aber meine Rolle ist doch schwieriger. Mit dieser Herangehensweise kommt man aber nicht weiter. Das Einzige, was wirklich helfen kann, ist, die eigene Position zu beschreiben, nicht die des anderen. Es macht keinen Sinn, dem andere vorzuhalten, was er oder sie falsch gemacht hat. Man sollte bei sich bleiben und die eigenen Probleme artikulieren. Dann bekommt der andere auch Gelegenheit, sein Problem zu benennen. Und so kann man sich dann vielleicht aufeinander zubewegen.
Die alleinstehende Ulrike und ihre kleine Nichte Stella haben eine bemerkenswert enge Bindung zueinander. Mit ihren rötlichen Haaren ähneln sie sich auch optisch. War das Absicht?
Sawatzki: Ja, das stand schon so im Drehbuch von Esther Bernstorff. Das soll die enge Verbindung zwischen den beiden unterstreichen. Die ähnliche Haarfarbe ist ein äußerer Hinweis darauf, dass die beiden sich sehr nah sind. Die Tante ist ja die Einzige, der gegenüber sich das Mädchen öffnen kann. Sie ist die stärkste Bezugsperson; es ist fast ein Mutter-Tochter-Verhältnis. Es gibt aber noch zwei, die sich in dieser Familie sehr nahestanden: Großvater Joachim und sein Enkelsohn Clemens.
Sie standen schon in vielen Filmen zusammen vor der Kamera, ein echtes Liebespaar haben Sie aber noch nie gespielt. Warum?
Sawatzki: Kann ja noch werden. In diesem Fall fand ich es tatsächlich spannender, Christians Schwester zu spielen.
Berkel: Es ist auf jeden Fall keine Absicht, dass das so noch nicht vorkam. Wenn das Drehbuch passt, spielen wir auch sehr gerne ein Liebespaar.
Hilfe bei Depressionen und Suizidgedanken bietet die Telefonseelsorge unter der kostenlosen Rufnummer: 0800/111 0 111