MusikSasha und sein neuer deutscher Sound: Das große Interview

Sasha ist zurück! Mit „Schlüsselkind“ veröffentlicht der 46-jährige Westfale und Wahl-Hamburger nun erstmals ein deutschsprachiges Album. Im Interview mit klatsch-tratsch.de-Autorin Katja Schwemmers erzählt ein entspannter Sasha, wie es zu dem Schritt kam, warum sich Tim Mälzer auf seinem Album verewigt hat, wie Udo Jürgens zu ihm stand, und wieso er gerade ziemlich glücklich ist. Sasha, Ihr neues Album heißt „Schlüsselkind“. Haben Sie mit dem Titelsong traurige Erfahrungen aus Ihrer Kindheit zu verarbeiten? Ach, nein. Die traurigen Momente waren eher selten. Für mich war es nichts Schlimmes, ein Schlüsselkind zu sein. Es war ein Schritt in die frühe Selbstständigkeit. Mein Bruder ist fünf Jahre jünger als ich. Ich habe dann auch Verantwortung für ihn mitübernommen, ohne dass es mir erklärt werden musste. Das war für mich selbstverständlich. Wir waren also gemeinsam Schlüsselkinder. Und so etwas schweißt natürlich extrem zusammen. Haben Sie immer noch ein gutes Verhältnis zu Ihrem Bruder? Ja, absolut. Er wohnt in der Nähe von Berlin, arbeitet als Physiotherapeut. Der ist eigentlich das, was ich mal werden wollte. Er lebt quasi Ihren Traum? Ich wollte tatsächlich mal Physiotherapeut werden! Damals hieß das noch Masseur. Als ich mit 16 von der Schule abgehen wollte, habe ich mir im Berufsinformationszentrum angeguckt, was es so für Jobs für mich als Schulabbrecher gäbe. Kapitän wäre ich gerne geworden – auch deshalb ist Hamburg wahrscheinlich die Stadt für mich, in der ich mich so wohl fühle, weil man das Gefühl hat, man könnte jederzeit mit dem Schiff los. Den einzigen Führerschein, den ich habe, ist ein Bootsführerschein – für die Binnenschifffahrt. Aber den fürs Meer will ich auch unbedingt noch machen. Damals wollte ich große Schiffe fahren. Das hätte über den zweiten Bildungsweg länger gedauert, als Abitur zu machen. Und die zweite Wahl war dann Masseur. Warum? Ich bildete mir ein, ich könnte das ganz gut, und meine Hände seien kräftig genug. Aber um die Ausbildung anfangen zu können, musste man 22 sein. Sechs Jahre gar nichts zu machen, war mir dann auch zu wenig. Und jetzt knetet Ihr Bruder Sie durch? Das hat er schon gemacht. „Mit deinem kleinen bisschen Singen, wirst du es niemals zu was bringen“, heißt es im Song „Junge“. Wer hat das zu Ihnen gesagt? Es sind ja oft die Eltern, die so etwas sagen. Aber meine Mutter hat mich immer bestärkt in allem, was ich gemacht habe. Und mein Vater hatte mit meiner Erziehung sowieso nicht viel zu tun. Aber wenn man so langsam auf Mitte 20 zugeht und immer noch nichts am Start hat, dann fangen selbst die Freunde an, sich zu sorgen und fragen: „Meinst du, das wird noch mal was mit der Musik? Willst du nicht lieber mal gucken, dass du dein Leben in andere Bahnen lenkst?“ Foto: Olaf Heine Und das hat Sie in Panik versetzt? Wenn das Freunde sagen, dann nimmt man das erst recht ernst! Aber ich habe zum Glück doch nicht drauf gehört. Ich schrieb mich an der Universität für ein Studium auf Lehramt ein – es war das einzige Mal, dass ich überhaupt die Uni besuchte. Denn ich wollte das gar nicht wirklich. Ich musste dranbleiben an der Musik. Es hat dann noch zwei, drei Jahre gedauert, und dann hat es funktioniert. Und die im Song zitierten „Haare bis zum Arsch“ hatten Sie wirklich? Ich habe vor kurzem in alten Fotokisten gestöbert. Da fand ich eine alte Mappe mit Bildern von mir aus Zeiten meiner ersten richtigen Band Junkfood. Wenn ich mich heute mit langen Haaren sehe, denke ich: Krass, das sieht teilweise so fürchterlich aus! Aber es war auch schön, sich noch mal an die Anfänge zu erinnern. Damals machte ich Weltverbesserer-Musik über die Umwelt und den Planeten. Wer weiß, vielleicht komme ich da irgendwann mal wieder hin. Wie war es, als der Erfolg dann passierte? Ich hatte gar nicht viel Zeit, in dem Moment darüber nachzudenken. Ich habe alles mitgenommen und war einfach glücklich. Ich machte quasi drei Alben durch. Nach fünf Jahren kam dann der Punkt, wo ich auf die Bremse treten und über alles reflektieren musste. Im besagten Song ist Star-Koch Tim Mälzer mit einer Lobhudelei auf Sie zu hören. Wie viel haben Sie ihm dafür gezahlt? Das musste ich gar nicht. Er ist ein guter Freund von mir. Und die Sprachaufnahme stammt aus einem alten Video. Ich hatte Tim damals aus Spaß gebeten, ob er mich mal so richtig über den grünen Klee loben konnte. Er ist ja sehr musikaffin, hat schon unzählige Geheimkonzerte in seinem Restaurant veranstaltet. Er hat es mit seinem Lob etwas übertrieben, aber der Ausschnitt passt super zum Lied. Wie ist es überhaupt für Sie, nun erstmalig ein Album in deutscher Sprache zu veröffentlichen? Es fühlt sich richtig gut an. Mir war wichtig, dass ich mich nicht verstellen muss in meiner Art zu singen. Ich wollte hinkriegen, dass man sagt, dass sich das völlig natürlich anhört, wenn ich deutsch singe. Und es fiel mir auch gar nicht schwer. Die neuen Lieder haben mir gezeigt, dass es vieles gibt, was man auf Englisch nicht so genau beschreiben kann. Wie das Wort „Schlüsselkind“ zum Beispiel – da gibt es kein vergleichbares Wort im Englischen. Sind Sie durch Ihre Teilnahme in der ersten Staffel von „Sing meinen Song“ zu dem Schritt gekommen? In der TV-Sendung sangen Sie auch deutschsprachige Lieder. Bei den Proben zur Show wurde mir zumindest klar, dass ich eine seltsame Blockade in meinem Kopf habe, dass deutschsprachige Lieder nichts für mich wären. Für mich war Englisch und Musik immer die Einheit. Nach der Sendung kamen Gregor Meyle und Xavier Naidoo zu mir und meinten: „Du musst unbedingt ein deutschsprachiges Album machen. Es klingt so gut, wenn du auf Deutsch singst.“ Die freuen sich nun alle für mich, dass es dann doch jetzt endlich geklappt hat. Haben Sie früher schon mal deutschsprachige Songs ausprobiert? Ja, Mitte Neunziger. Die ersten Songs mit Junkfood waren auf Deutsch. Unser erstes Lied hieß „Lass uns tanzen, Baby“. Das war zu der Zeit, als Selig rauskamen. Ihr Album habe ich damals rauf und runter gehört. Ich dachte: Endlich mal eine Band, die so richtig geile, erdige, ein bisschen funkige und soulige Musik auf Deutsch macht, mit der ich mich anfreunden kann. Ich stand damals ja total auf Grunge: Nirvana, Soundgarden, Stone Temple Pilots und Pearl Jam. Aber bei Junkfood ging es über zwei, drei deutschsprachige Lieder nicht hinaus, weil sich Grunge mit deutschen Texten zumindest zum damaligen Zeitpunkt dann doch ein bisschen seltsam anfühlte. Udo Jürgens soll Ihnen mal geraten haben, auf Deutsch zu singen. Stimmt das? Udo Jürgens hat mir nie etwas geraten. Er hat mir nur gezeigt, wie es geht. Und er hat mal in einem Interview in einer Zeitschrift auf die Frage, wen er sich als würdigen Vertreter Deutschlands beim ESC vorstellen könnte, gesagt: Sarah Connor oder Sasha. Das war natürlich ein riesiges Kompliment. Aber das würden Sie nicht machen, oder? Vom Gefühl her ist der ESC etwas, womit man schlecht gewinnen kann. Aber ich könnte es mir vorstellen, wenn der Wettbewerb wieder runtergebrochen werden würde auf das, was es mal war und wo es mal herkam, nämlich: Eine Band spielt alle Lieder. Früher war es ja wirklich ein Grand Prix der Songs. Udo Jürgens war einer der wenigen, der sowohl Songwriter als auch Interpret war. Es ging um die Autoren, die den Song geschrieben haben. Das geht heutzutage ein bisschen unter. Inwiefern? Der Song ist nicht mehr so wichtig. Der Autor wird immer noch genannt, aber es ist eine andere Veranstaltung mit großem Entertainment-Konzept. Deshalb wäre es schwierig für mich, daran teilzunehmen. Die Umstände müssten ganz genau stimmen, nur dann könnte ich mir das vorstellen. Ich könnte niemals solchen Gelegenheiten überhaupt keine Chance geben. Es wäre aber auch generell schön, wenn es jemanden gäbe, der das ESC-Image in Deutschland wieder etwas aufpolieren könnte. Hat Sie eigentlich der Tod von George Michael sehr getroffen? Er war ja gerade in Ihren Anfängen Ihr Vorbild. Vor zwei Jahren, als ich anfing, das Album zu schreiben, kam eine Horrornachricht nach der anderen, eine Ohrfeige nach der nächsten. Es sind Freunde von mir gestorben, das war schlimm. Und es sind einige Künstler gestorben, die ich sehr verehrt habe. Ich weiß noch, wie ich in meiner Jugend im Krankenhaus lag und mir jemand eine „Bravo“ mitbrachte mit George Michael auf dem Cover. Da habe ich gesagt: „So wie der, will ich mal sein.“ Ich habe mir dann auch so einen Drei-Tage-Bart stehen lassen. Ja, sein Tod war krass. Und es ist ja nicht nur er, der gegangen ist. Da war noch der Tod von David Bowie... Den habe ich als charismatischen Musiker verehrt. Und der Tod von Prince hat mich sogar zu Tränen gerührt. Ich habe mich sofort hingesetzt, und „Sometimes It Snows In April“ gespielt, und mir kullerten die Tränen runter. Ich habe das teilweise bis heute noch nicht ganz verarbeitet, dass die alle nicht mehr da sind. Seit drei Jahren sind Sie verheiratet. Wie ist das Leben als Ehemann? Super. Ich fühle mich nicht anders, aber besser. Es ist das Gleiche, was man vorher ohne Trauschein hatte – also man liebt sich, man vertraut sich – aber diese Besiegelung macht das Ganze noch mal wertiger für mich. Als Julia und ich ein Paar wurden, was ein bisschen gedauert hat, war mir auch klar, dass ich die Frau heiraten werde. Ich war da selbst von mir überrascht. Wir haben es dann auch gleich zwei Mal getan. Inwiefern? Es gab die standesamtliche Hochzeit, die wir auf einer Barkasse in Hamburg mit der Familie im kleinen Kreis gefeiert haben. Und dann feierten wir noch mal ein Fest der Liebe auf Mallorca. Das war ein Wochenende, wie wir es uns besser hätten nicht wünschen können. Drei Tage nur Happiness.
Ein Beitrag geteilt von SASHA (@sasha.music) am Apr 7, 2018 um 12:31 PDT
Man munkelt, Sie werden umziehen. Aber ich bleibe in Hamburg! Es wird ein Grundstück mit Häuschen drauf. Wir wollen einen Garten haben. Und einen Hund könnte ich mir auch gut vorstellen. Das klingt spießig, aber es geht einfach darum, gleich im Grünen zu sein, wenn man vor die Tür geht. Das weist in die Richtung, dass die Familie großer wird. Nö. 15 Jahre im Schanzenviertel zu wohnen, sind einfach genug. Haben Sie einen grünen Daumen? Leider nicht. Alles was ich anfasse, verreckt elendig. Bis auf den 30 Jahre alten Kaktus, den ich dann aber auch irgendwann runtergewirtschaftet habe. Rasenmähen mach ich schon mal ganz gerne. Aber beim Rest ist es wohl besser, wenn sich jemand anderes darum kümmert. Fühlen Sie sich nach 15 Jahren in der Stadt wie ein Hamburger? Ja, ziemlich. Wenn ich bei Menschen am Dialekt heraushöre, dass sie aus dem Ruhrgebiet oder Westfalen kommen, dann denke ich auch wieder mit der halben Gehirnhälfte an die alte Heimat – aber ich fühle mich hier sauwohl. Und ich glaube, ich bin in Hamburg mittlerweile akzeptiert. Das freut mich immer, wenn man mich als Eingemeindeter sieht.
Ein Beitrag geteilt von SASHA (@sasha.music) am Mär 7, 2018 um 8:39 PST
Sie haben aber auch noch eine Dependance in Berlin. Viele Schreiber und Musikproduzenten, mit denen ich arbeite, sind in Berlin. Da bietet sich das natürlich an. Aber mir als Kleinstädter ist Berlin ein Tacken zu groß. In Hamburg ist alles ein bisschen näher aneinander, und es ist trotzdem eine Weltstadt – das ist für mich die perfekte Mischung.  

Paul VerhobenPaul Verhoben | 08.04.2018, 19:12 Uhr

Sasha ist zurück! Mit „Schlüsselkind“ veröffentlicht der 46-jährige Westfale und Wahl-Hamburger nun erstmals ein deutschsprachiges Album. Im Interview mit klatsch-tratsch.de-Autorin Katja Schwemmers erzählt ein entspannter Sasha, wie es zu dem Schritt kam, warum sich Tim Mälzer auf seinem Album verewigt hat, wie Udo Jürgens zu ihm stand, und wieso er gerade ziemlich glücklich ist.

Sasha, Ihr neues Album heißt „Schlüsselkind“. Haben Sie mit dem Titelsong traurige Erfahrungen aus Ihrer Kindheit zu verarbeiten?
Ach, nein. Die traurigen Momente waren eher selten. Für mich war es nichts Schlimmes, ein Schlüsselkind zu sein. Es war ein Schritt in die frühe Selbstständigkeit. Mein Bruder ist fünf Jahre jünger als ich. Ich habe dann auch Verantwortung für ihn mitübernommen, ohne dass es mir erklärt werden musste. Das war für mich selbstverständlich. Wir waren also gemeinsam Schlüsselkinder. Und so etwas schweißt natürlich extrem zusammen.

Haben Sie immer noch ein gutes Verhältnis zu Ihrem Bruder?
Ja, absolut. Er wohnt in der Nähe von Berlin, arbeitet als Physiotherapeut. Der ist eigentlich das, was ich mal werden wollte.

Er lebt quasi Ihren Traum?
Ich wollte tatsächlich mal Physiotherapeut werden! Damals hieß das noch Masseur. Als ich mit 16 von der Schule abgehen wollte, habe ich mir im Berufsinformationszentrum angeguckt, was es so für Jobs für mich als Schulabbrecher gäbe. Kapitän wäre ich gerne geworden – auch deshalb ist Hamburg wahrscheinlich die Stadt für mich, in der ich mich so wohl fühle, weil man das Gefühl hat, man könnte jederzeit mit dem Schiff los. Den einzigen Führerschein, den ich habe, ist ein Bootsführerschein – für die Binnenschifffahrt. Aber den fürs Meer will ich auch unbedingt noch machen. Damals wollte ich große Schiffe fahren. Das hätte über den zweiten Bildungsweg länger gedauert, als Abitur zu machen. Und die zweite Wahl war dann Masseur.

Warum?
Ich bildete mir ein, ich könnte das ganz gut, und meine Hände seien kräftig genug. Aber um die Ausbildung anfangen zu können, musste man 22 sein. Sechs Jahre gar nichts zu machen, war mir dann auch zu wenig.

Und jetzt knetet Ihr Bruder Sie durch?
Das hat er schon gemacht.

„Mit deinem kleinen bisschen Singen, wirst du es niemals zu was bringen“, heißt es im Song „Junge“. Wer hat das zu Ihnen gesagt?
Es sind ja oft die Eltern, die so etwas sagen. Aber meine Mutter hat mich immer bestärkt in allem, was ich gemacht habe. Und mein Vater hatte mit meiner Erziehung sowieso nicht viel zu tun. Aber wenn man so langsam auf Mitte 20 zugeht und immer noch nichts am Start hat, dann fangen selbst die Freunde an, sich zu sorgen und fragen: „Meinst du, das wird noch mal was mit der Musik? Willst du nicht lieber mal gucken, dass du dein Leben in andere Bahnen lenkst?“

Foto: Olaf Heine

Und das hat Sie in Panik versetzt?
Wenn das Freunde sagen, dann nimmt man das erst recht ernst! Aber ich habe zum Glück doch nicht drauf gehört. Ich schrieb mich an der Universität für ein Studium auf Lehramt ein – es war das einzige Mal, dass ich überhaupt die Uni besuchte. Denn ich wollte das gar nicht wirklich. Ich musste dranbleiben an der Musik. Es hat dann noch zwei, drei Jahre gedauert, und dann hat es funktioniert.

Und die im Song zitierten „Haare bis zum Arsch“ hatten Sie wirklich?
Ich habe vor kurzem in alten Fotokisten gestöbert. Da fand ich eine alte Mappe mit Bildern von mir aus Zeiten meiner ersten richtigen Band Junkfood. Wenn ich mich heute mit langen Haaren sehe, denke ich: Krass, das sieht teilweise so fürchterlich aus! Aber es war auch schön, sich noch mal an die Anfänge zu erinnern. Damals machte ich Weltverbesserer-Musik über die Umwelt und den Planeten. Wer weiß, vielleicht komme ich da irgendwann mal wieder hin.

Wie war es, als der Erfolg dann passierte?
Ich hatte gar nicht viel Zeit, in dem Moment darüber nachzudenken. Ich habe alles mitgenommen und war einfach glücklich. Ich machte quasi drei Alben durch. Nach fünf Jahren kam dann der Punkt, wo ich auf die Bremse treten und über alles reflektieren musste.

Im besagten Song ist Star-Koch Tim Mälzer mit einer Lobhudelei auf Sie zu hören. Wie viel haben Sie ihm dafür gezahlt?
Das musste ich gar nicht. Er ist ein guter Freund von mir. Und die Sprachaufnahme stammt aus einem alten Video. Ich hatte Tim damals aus Spaß gebeten, ob er mich mal so richtig über den grünen Klee loben konnte. Er ist ja sehr musikaffin, hat schon unzählige Geheimkonzerte in seinem Restaurant veranstaltet. Er hat es mit seinem Lob etwas übertrieben, aber der Ausschnitt passt super zum Lied.

Wie ist es überhaupt für Sie, nun erstmalig ein Album in deutscher Sprache zu veröffentlichen?
Es fühlt sich richtig gut an. Mir war wichtig, dass ich mich nicht verstellen muss in meiner Art zu singen. Ich wollte hinkriegen, dass man sagt, dass sich das völlig natürlich anhört, wenn ich deutsch singe. Und es fiel mir auch gar nicht schwer. Die neuen Lieder haben mir gezeigt, dass es vieles gibt, was man auf Englisch nicht so genau beschreiben kann. Wie das Wort „Schlüsselkind“ zum Beispiel – da gibt es kein vergleichbares Wort im Englischen.

Sind Sie durch Ihre Teilnahme in der ersten Staffel von „Sing meinen Song“ zu dem Schritt gekommen? In der TV-Sendung sangen Sie auch deutschsprachige Lieder.
Bei den Proben zur Show wurde mir zumindest klar, dass ich eine seltsame Blockade in meinem Kopf habe, dass deutschsprachige Lieder nichts für mich wären. Für mich war Englisch und Musik immer die Einheit. Nach der Sendung kamen Gregor Meyle und Xavier Naidoo zu mir und meinten: „Du musst unbedingt ein deutschsprachiges Album machen. Es klingt so gut, wenn du auf Deutsch singst.“ Die freuen sich nun alle für mich, dass es dann doch jetzt endlich geklappt hat.

Haben Sie früher schon mal deutschsprachige Songs ausprobiert?
Ja, Mitte Neunziger. Die ersten Songs mit Junkfood waren auf Deutsch. Unser erstes Lied hieß „Lass uns tanzen, Baby“. Das war zu der Zeit, als Selig rauskamen. Ihr Album habe ich damals rauf und runter gehört. Ich dachte: Endlich mal eine Band, die so richtig geile, erdige, ein bisschen funkige und soulige Musik auf Deutsch macht, mit der ich mich anfreunden kann. Ich stand damals ja total auf Grunge: Nirvana, Soundgarden, Stone Temple Pilots und Pearl Jam. Aber bei Junkfood ging es über zwei, drei deutschsprachige Lieder nicht hinaus, weil sich Grunge mit deutschen Texten zumindest zum damaligen Zeitpunkt dann doch ein bisschen seltsam anfühlte.

Udo Jürgens soll Ihnen mal geraten haben, auf Deutsch zu singen. Stimmt das?
Udo Jürgens hat mir nie etwas geraten. Er hat mir nur gezeigt, wie es geht. Und er hat mal in einem Interview in einer Zeitschrift auf die Frage, wen er sich als würdigen Vertreter Deutschlands beim ESC vorstellen könnte, gesagt: Sarah Connor oder Sasha. Das war natürlich ein riesiges Kompliment.

Aber das würden Sie nicht machen, oder?
Vom Gefühl her ist der ESC etwas, womit man schlecht gewinnen kann. Aber ich könnte es mir vorstellen, wenn der Wettbewerb wieder runtergebrochen werden würde auf das, was es mal war und wo es mal herkam, nämlich: Eine Band spielt alle Lieder. Früher war es ja wirklich ein Grand Prix der Songs. Udo Jürgens war einer der wenigen, der sowohl Songwriter als auch Interpret war. Es ging um die Autoren, die den Song geschrieben haben. Das geht heutzutage ein bisschen unter.

Inwiefern?
Der Song ist nicht mehr so wichtig. Der Autor wird immer noch genannt, aber es ist eine andere Veranstaltung mit großem Entertainment-Konzept. Deshalb wäre es schwierig für mich, daran teilzunehmen. Die Umstände müssten ganz genau stimmen, nur dann könnte ich mir das vorstellen. Ich könnte niemals solchen Gelegenheiten überhaupt keine Chance geben. Es wäre aber auch generell schön, wenn es jemanden gäbe, der das ESC-Image in Deutschland wieder etwas aufpolieren könnte.

Hat Sie eigentlich der Tod von George Michael sehr getroffen? Er war ja gerade in Ihren Anfängen Ihr Vorbild.
Vor zwei Jahren, als ich anfing, das Album zu schreiben, kam eine Horrornachricht nach der anderen, eine Ohrfeige nach der nächsten. Es sind Freunde von mir gestorben, das war schlimm. Und es sind einige Künstler gestorben, die ich sehr verehrt habe. Ich weiß noch, wie ich in meiner Jugend im Krankenhaus lag und mir jemand eine „Bravo“ mitbrachte mit George Michael auf dem Cover. Da habe ich gesagt: „So wie der, will ich mal sein.“ Ich habe mir dann auch so einen Drei-Tage-Bart stehen lassen. Ja, sein Tod war krass. Und es ist ja nicht nur er, der gegangen ist.

Da war noch der Tod von David Bowie…
Den habe ich als charismatischen Musiker verehrt. Und der Tod von Prince hat mich sogar zu Tränen gerührt. Ich habe mich sofort hingesetzt, und „Sometimes It Snows In April“ gespielt, und mir kullerten die Tränen runter. Ich habe das teilweise bis heute noch nicht ganz verarbeitet, dass die alle nicht mehr da sind.

Seit drei Jahren sind Sie verheiratet. Wie ist das Leben als Ehemann?
Super. Ich fühle mich nicht anders, aber besser. Es ist das Gleiche, was man vorher ohne Trauschein hatte – also man liebt sich, man vertraut sich – aber diese Besiegelung macht das Ganze noch mal wertiger für mich. Als Julia und ich ein Paar wurden, was ein bisschen gedauert hat, war mir auch klar, dass ich die Frau heiraten werde. Ich war da selbst von mir überrascht. Wir haben es dann auch gleich zwei Mal getan.

Inwiefern?
Es gab die standesamtliche Hochzeit, die wir auf einer Barkasse in Hamburg mit der Familie im kleinen Kreis gefeiert haben. Und dann feierten wir noch mal ein Fest der Liebe auf Mallorca. Das war ein Wochenende, wie wir es uns besser hätten nicht wünschen können. Drei Tage nur Happiness.

Ein Beitrag geteilt von SASHA (@sasha.music) am Apr 7, 2018 um 12:31 PDT

Man munkelt, Sie werden umziehen.
Aber ich bleibe in Hamburg! Es wird ein Grundstück mit Häuschen drauf. Wir wollen einen Garten haben. Und einen Hund könnte ich mir auch gut vorstellen. Das klingt spießig, aber es geht einfach darum, gleich im Grünen zu sein, wenn man vor die Tür geht.

Das weist in die Richtung, dass die Familie großer wird.
Nö. 15 Jahre im Schanzenviertel zu wohnen, sind einfach genug.

Haben Sie einen grünen Daumen?
Leider nicht. Alles was ich anfasse, verreckt elendig. Bis auf den 30 Jahre alten Kaktus, den ich dann aber auch irgendwann runtergewirtschaftet habe. Rasenmähen mach ich schon mal ganz gerne. Aber beim Rest ist es wohl besser, wenn sich jemand anderes darum kümmert.

Fühlen Sie sich nach 15 Jahren in der Stadt wie ein Hamburger?
Ja, ziemlich. Wenn ich bei Menschen am Dialekt heraushöre, dass sie aus dem Ruhrgebiet oder Westfalen kommen, dann denke ich auch wieder mit der halben Gehirnhälfte an die alte Heimat – aber ich fühle mich hier sauwohl. Und ich glaube, ich bin in Hamburg mittlerweile akzeptiert. Das freut mich immer, wenn man mich als Eingemeindeter sieht.

Ein Beitrag geteilt von SASHA (@sasha.music) am Mär 7, 2018 um 8:39 PST

Sie haben aber auch noch eine Dependance in Berlin.
Viele Schreiber und Musikproduzenten, mit denen ich arbeite, sind in Berlin. Da bietet sich das natürlich an. Aber mir als Kleinstädter ist Berlin ein Tacken zu groß. In Hamburg ist alles ein bisschen näher aneinander, und es ist trotzdem eine Weltstadt – das ist für mich die perfekte Mischung.