Hinter den Kulissen„Sommerhaus“: Von wegen schäbige Hütte – was im TV nicht zu sehen ist!
"Das Sommerhaus der Stars" begeistert seit Wochen Fans des ungepflegten TV-Trashs. Der Krieg der Promis und jenen, die RTL dafür hält, sorgt rund um die Uhr für Gesprächsstoff. Die schäbige Kulisse passt zu den deutlich schäbigen Auseinandersetzungen der Darsteller.
Doch bei genauer Betrachtung ersterer wird deutlich: nicht nur die TV-Gäste haben das Haus hässlicher gemacht als es ist. Auch die Szenenbildner der Produktionsfirma haben alles daran gesetzt, an der holländischen Grenze optisch einen Saustall zu inszenieren.
Die Hornochsen, Esel, Schweine, dummen Puten und schrägen Vögel hat der Sender in Nobelkarossen herankarren lassen, sie standen schließlich auf der Besetzungsliste der Produktionsfirma Seapoint.
Eigentlich gibt’s 300qm Wohnfläche!
Das „Sommerhaus der Stars“ ist in diesem Jahr nicht eine verdreckte Absteige in Portugal, sondern ein Bauernhaus im Stile eines für Norddeutschland typischen Gulfhauses in Bocholt. Manche Medien bezeichnen den Bauernhof im Ortsteil Barlo als „Schmuddel-Bauernhof im Westmünsterland“ – sie haben halt nix anderes zu sehen bekommen beim Quoten- und Klickhit bei RTL und TVNow.
Das Anwesen ist immerhin 5.000qm groß, allein das Haus umfasst eine Fläche v0n 300qm. Davon sieht man im „Sommerhaus der Stars“ so gut wie nichts. Die mehr oder weniger prominenten Gäste wurden extra zusammengepfercht, damit sie sich nicht aus dem Weg gehen können. „Platz ist in der kleinsten Hütte“ funktioniert halt nur, wen man sich mag. Ein idealer Infektionsherd für Streits, Machtspielchen und Intrigen. Aufwiegler-Superspreader Andrej Mangold zum Beispiel musste den beengten Hotspot verlassen, weil seine Gefolgschaft dümmer war als von ihm geplant.
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Wo vier Leute sitzen konnten schlafen sechs
In der Nische, in die drei Stockbetten für 6 Personen gepresst wurden, befanden sich ursprünglich zwei Sessel, ein Sofa, ein Couchtisch und der Fernsehapparat, berichtet Grundstücksbesitzer Friedrich Rump im Gespräch mit klatsch-tratsch.de. „Die Sendung hat mein Haus eher verunstaltet statt sie werbemässig attraktiv zu machen“, so Rump weiter. Tja, die Show hatte er seit dem Start 2016 eben noch nie gesehen und will er auch nicht. „Auf solche ‚Promis‘ lege ich keinen Wert“.
Die Zimmer im Obergeschoss und die sogenannte Upkammer kriegen nicht nur die Paare, sondern auch die TV-Zuschauer nicht zu sehen. Ganz zu schweigen vom hinter dem Haus liegenden idyllischen Weiher, einem verträumten Rückzugsort. „Der Weiher wurde von mir angelegt und erinnert mich an Rossinis Oper ‚La donna del Lago‘, schwärmte Friedrich Rump gegenüber unserer Seite.
„Keine Werbung für mein Haus“
Rump, der das idyllische Anwesen mit allen Zimmern (!) normalerweise das ganze Jahr für maximal 8 Personen vermietet, ärgerte sich, dass während des Drehs einiges beschädigt wurde, manches verloren ging wie z.B. sämtliche Fernbedienungen für TV und Receiver.
Für zwei Monate musste er übrigens ausziehen, nachdem die TV-Produktion mit rund 120 Leuten anrückte. Die Produktionsfirma habe das Haus aber zufriedenstellend verlassen, die Löcher für die Technik wie Kabel, Kameras beispielsweise wurden zugegipst, das herbeigeschaffte Gerümpel wieder aus dem Haus getragen und alles frisch gestrichen.
Was hätte sich der Vermieter denn lieber gewünscht? „Wenn die Zimmer nicht so verunstaltet worden wären! Die Veränderungen sind überhaupt keine Werbung für mein Haus, da es sich um einen Landgasthof gehobenen Stils handelt.“
Idyllische Gegend für Radtouren und Wanderungen
Viele Gäste schätzen sehr die idyllische Lage, „meine Gastfreundschaft und die sehr gemütliche Atmosphäre von Wohnküche und Kaminzimmer“, erzählt der rüstige Hausbesitzer und selbstständige Vertriebs-Kaufmann weiter.
„Viele nutzen mein Haus für Familienfeiern, Freundestreffen, Junggesellinenabschiede und Ausgangspunkt für Radtouren und Wanderungen. Nach Osten haben wir viele sehr attraktive Wasserschlösser, nach Westen den Niederrhein mit Xanten als Juwel römischer Kultur. Nach Norden die nur 3km entfernte ‚grüne Grenze‘ nach Holland“, schwärmt der 75-Jährige. „Und meine Heimatstadt Bocholt wird auch zunehmend attraktiv als eine Touristen- und Shoppingstadt“.
„Es ging zu wie im Taubenschlag“
Seit dem Beginn der Vermietung im September 2018 sei das großzügige Anwesen ganz zur Überraschung seines Besitzers „überdurchschnittlich gut belegt“ gewesen – Weihnachten und Silvester sind immer frühzeitig ausgebucht: „Es ging zu wie im Taubenschlag“. Auch dank der Listungen in einschlägigen Buchungsportalen wie FeWo direkt.
Und, gibt es seit der Ausstrahlung im Fernsehen mehr Anfragen? „Ja, es gibt zahlreiche neugierige Besucher, aber das hält sich noch in Grenzen. Dank Corona hatte ich aber seit Mitte Juli einen Ansturm von Buchungen zu verzeichnen, insbesondere aus Holland.“
Vielleicht kommt die Produktion nächstes Jahr wieder. Dazu sagte Rump – obwohl ihm die veränderte Ausstattung nicht seinem Geschmack entspricht: „Ich würde nicht Nein sagen, sollte man wieder an mich herantreten“.