SchlagerstarInka Bause im Interview: „Ich mache mir um vieles Gedanken und Sorgen“

Inka Bause im Interview: "Ich mache mir um vieles Gedanken und Sorgen"
Inka Bause im Interview: "Ich mache mir um vieles Gedanken und Sorgen"

imago images / Future Image

Paul VerhobenPaul Verhoben | 14.12.2020, 19:00 Uhr

Es gibt Lieder, die bleiben und in uns Erinnerungen auslösen, wann immer wir sie hören. Sie bringen sich mitunter in den irrsten Situationen in Erinnerung. Am Schönsten jedoch ist, wenn sie von Menschen in Erinnerung gebracht werden, die wie diese Lieder zu unserem Leben gehören. Dazu gehört ohne Zweifel Inka Bause.

Im Osten kennt sie jeder als „unsere Inka“, die mit 16 die Pop-Branche mit dem kessen „Spielverderber“ aufmischte, und schnell zum Idol einer Generation wurde. Ihre ersten Lieder stammten von ihrem Papa Arndt Bause, dem damals erfolgreichsten DDR-Schlagerkomponisten, der nahezu alle Stars dortzulande zuverlässig mit Hits versorgte.

Vor wenigen Wochen veröffentlichte Inka Bause ihr wohl persönlichstes Album. „Es sind die Lieder eines wichtigen Abschnitts – meiner Kindheit und Jugend. Die Zeit, die für jeden Menschen die schönste seines Lebens sein sollte. Für mich war sie es“. Klatsch-tratsch.de hat mit der gebürtigen Leipziger Frohnatur gesprochen.

Inka Bause im Interview: "Ich mache mir um vieles Gedanken und Sorgen"

Universal Music

Sie sind wie ich Ossi. Warum sind Sie denn dann immer so lustig?
Vielleicht, gerade weil ich Ossi bin….wir sind einiges gewöhnt und abgehärtet. Ausserdem habe ich meinen Weg gefunden, bin beruflich und privat glücklich, das lässt einen schon manchmal über Kurioses, was einem als Ossi immer noch widerfährt, schmunzeln.

Wir lieben Ihre Selbstironie. Das ist ja einer der fundamentalen Bausteine eines Medienlieblings. Woher kommt das?
Ich bin blond, Schlagersängerin, Prominenten-Tochter und aus dem Osten – das ist hart (lacht). Somit werde ich seit 35 Jahren schon mal unterschätzt. Mittlerweile habe ich die Vorzüge erkannt, die selbiges mit sich bringt. Das ist auf jeden Fall besser als überschätzt zu werden.

Wie kamen Sie auf die Idee für ihr neues Album „Liebeslieder“ – Popsongs aus der DDR? Sie hätte ja auch das umfangreiche Werk ihres Vaters plündern können.
Ich habe so viele Songs meines Vaters gesungen, nach seinem Tod oft musikalisch z.B. mit „Gold in Deinen Augen“ erinnert.
Jetzt wollte ich an meine eigenen Lieblingslieder erinnern. Ich habe ja nicht nur Bause-Songs geliebt. Sondern war ja selber auch Fan von anderen.

Welcher Song ist ihr Lieblingssong und warum gerade der?
Den gibt es nicht. Ich war auch nie Fan von nur einer Gruppe, einem Künstler. Dafür liebe ich Musik viel zu sehr. Es gibt zig Musikrichtungen und jede bringt Meisterwerke und Schund hervor. Das persönlichste Lied des Albums ist aber „So lang ich lebe“ – es ist das Lied meiner grossen verstorbenen Liebe und mir. Dem Vater meiner Tochter.

Nehmen wir mal “Weißes Boot“. Sie haben den Song der polnischen Herrenkapelle „Rote Gitarren“ aus dem Jahre 1977 quasi entschlagert. Wie sind sie denn auf so eine Idee gekommen und warum haben Sie gerade diesen Song ausgewählt.
Dieser Song und sein Komponist und Sänger Seweryn Krajewski haben mich als Neunjährige begeistert. Bis heute ist mir dieser Song, obwohl ich ihn Jahrzehnte nicht gehört habe, nicht aus dem Kopf gegangen. Als dann auch noch das Publikum bei meiner „Lebenslieder“ Tour 2018 angefangen hat, bei den ersten Klängen feuchte Augen zu bekommen wusste ich, es geht nicht nur mir so. Der Song musste einfach auf‘s Album.

Pandemie jetzt mal hin und her, die DDR hat exzellente Songs hervorgebracht. Wären Sie nicht die ideale Botschafterin für die Verbreitung zwischen München und Hamburg?
Ich bin dabei! „Hab den Mond“ mit der Hand berührt“ ist gerade der 5 meist gespielte Song im Schlagerbereich bundesweit. Das würde er nicht sein, wenn er nur im Osten im Radio gespielt werden würde. Das ist mein Beitrag zur musikalischen Wiedervereinigung.

Inka Bause im Interview: "Ich mache mir um vieles Gedanken und Sorgen"

In der Straße des 18. Oktober in Leipzig ist Inka groß geworden. © imago images / Thomas Müller

Das Album ist ihr zehntes, was ja wenige wissen. Ihr Debütalbum erschien vor 33 Jahren. Wie würden Sie Ihren musikalischen Weg von damals bis heute beschreiben?
Ist es nicht das neunte? Egal. Ich denke nicht nur musikalisch bin ich mir immer treu geblieben. Ich bin im Herzen immer eine Popsängerin geblieben. Mein Ich konnte man nie richtig einordnen – das hat es mir nach der Wende auch schwer gemacht. Ich habe immer gemacht, worauf ich Lust hatte, was zu „Inka“ passt. Habe ich kein tolles Team zur Verfügung gehabt, habe ich lieber jahrelang nichts veröffentlicht. Nach der „Virgin“ und dem Glück mit Leslie Mandoki arbeiten zu dürfen gab es wegen des mässigen Erfolges des Albums nur „Schrott“-Angebote. Da habe ich eben ca. acht Jahre kein Album veröffentlicht. Geld, es selber zu produzieren wie heute hatte ich damals nicht. Ich wollt mich nie beschädigen.

Wofür steht Inka Bause heute musikalisch?
Moderner Pop Schlager, für die ganze Familie. Ich will unterhalten ohne debil zu werden in den Texten. Mag aber, es über mich selbst zu lachen und muss die Welt nicht bekehren. Das können andere viel Besser. Aber ich sehe mich schon als kleiner Fahnenträger der Ostmusik. Ich bin die Tochter des erfolgreichsten Schlagerkomponisten der DDR. Ich kann nicht so tun, als interessiere ich mich nicht für meine Wurzeln. Ich möchte keine Namen nennen, aber ich kenne etliche Kollegen, die nach der Wende sofort in den Westen gezogen sind und jahrelang verschwiegen haben, dass sie aus dem Osten sind. Erst als das Revival  Ossi-ist-cool  angefangen hat – so vor ca. 15-20 Jahren, haben sie sich geoutet. Das war nie mein Ding. Ich habe dafür wirklich eingesteckt und viele Dürre Jahre durchlebt, aber vielleicht ist das ja belohnt worden.
Hätte ich mehr Erfolg als Sängerin gehabt, hätte ich meine „Bauern“ nicht bekommen, um mir dadurch wieder meinen Gesang leisten zu können – verrückt.

Inka Bause im Interview: "Ich mache mir um vieles Gedanken und Sorgen"

© imago images / HOFER

Haben Sie nicht Lust auf ein Album mit eigenen Songs?
Mein letztes Album „Mit offenen Armen“ ist ja auch ein Herzensprojekt. Fast allen Texten liegen meine Ideen und Zeilen zugrunde. Nur fehlte mir die Zeit, das Talent und die Muse sie zu Ende zu bringen – dafür hatte ich eine begnadete Texterin – Anja Krabbe.

So ist es auch mit dem Titelsong „Lebenslieder“ auf dem neuen Album. Es sind ja dennoch „meine“ Lieder geworden. Ich habe sie ausgesucht, produzieren lassen. Habe oft im Studio gesessen – immer auf dem Weg zu den Bauern im Auto alles gehört und genörgelt. Habe entschieden wo welche Musiker noch einspielen müssen. Soll der Song eine Ballade bleiben oder Rhythmischer werden. Ich habe ein Megateam in Berlin, die aus jedem Song einen Inka-Song gemacht haben. Das war mir wichtig.

Man sieht Sie ja immer strahlen und lachen. Worüber können Sie gar nicht lachen?
Über so vieles. Aber das wollen die Leute nicht von mir hören und das ist gut so. Ich finde, jeder Mensch hat seine Kompetenzen. Meine ist es nicht aufzuklären, zu agitieren. Wer Meg Ryan haben möchte, sollte „Schlaflos in Seattle“ bekommen und keinen Politthriller.
Ich bin zu 100 Prozent immer Inka auch in der Öffentlichkeit. Nur einen Teil der Inka lasse ich zu Hause. Ich bin 52 und natürlich politisch und sozial engagiert und aufgeklärt. Ich mache mir um vieles Gedanken und Sorgen. Aber wer mich sehen und hören will, möchte sich ablenken und gut Laune bekommen. Das freut mich, wenn ich das schaffe. Das ist meine Kompetenz.

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TVNow

Seit 15 Jahren moderieren Sie „Bauer sucht Frau“. Was hat sich in dieser Zeit verändert? Am Anfang schlug ihnen ja medial eisiger Wind entgegen.
Ich habe viel Prügel eingesteckt. Aber ich habe von Anfang an daran geglaubt. Ich kann echt bockig sein.
Ich kenne „meine“ Bauern eben besser. Sie sind anders als Städter aber nicht blöder. Man kann einem Zwergschnauzer auch nicht vorwerfen, dass er keine Dogge ist. Aber er ist widerstandsfähiger und wird einen verteidigen mit seinem Leben.

Dank dieser Show dürften Sie ja finanziell glänzend übers Jahr gekommen sein. Wie sehen Sie das pandemiebedingte Berufsverbot für den Großteil ihrer Branche, die eben nicht im Fernsehen beschäftig sind?
Wie soll ich das sehen? Es ist schrecklich. Ich arbeite ja mit vielen Musikern zusammen, bin befreundet mit Caterern, Technikern etc.
Ich denke, dass es meine Aufgabe ist, zu helfen wo ich kann. Ich bin mit sozialistischem Gedankengut gross geworden. Eher links denkend.
Ich höre von Chorsängerinnen, die jeden Tag des letzten Jahres mit Megastars auf der Bühne gestanden haben, dass diese Solisten sich nicht mal nach dem Wohlbefinden ihrer „Wir sind alle eine Familie- wenn die Kamera an ist“-Kollegen erkundigt haben. Andererseits höre ich und zähle mich dazu, von Künstlern, die Ausfallgagen zahlen, Weihnachtsgeld verteilen etc. Letztendlich ist diese Zeit mal wieder unglaublich klärend. Wer ist ein emphatischer Mensch und wer ein egoistischer. Aber auch bei denen, die kaum oder nichts verdienen. Die einen werden kreativ und gehen in andere Berufe oder verwirklichen Ihre Träume. Andere stecken den Kopf in den Sand, jammern und werden schlimmstenfalls zu Querdenkern. Ich kenne alle Seiten.

Ich habe nach der Wende jahrelang Flyer verteilt, bei Autohauseröffnungen Kinder geschminkt und hatte in Wetzlar dafür eine Weiterbildung in Ballondekoration. So what? Ein paar Jahre vorher hatten die Menschen noch vor Freude geschrien, wenn Sie mich auf der Strasse gesehen haben. Ein Freund, der Nightliner für Weltstars gefahren hat, fährt jetzt für DHL Post aus. Ohne mit der Wimper zu zucken.
Es ist hart und wir müssen gemeinsam da durch. Die Starken müssen den Schwachen helfen – ohne Wenn und Aber.