InterviewBarbara Schöneberger über Lampen-Fieber, Bums-Musik und eine Leihmutter

Dreamday statt Dreamball: Stars unterstützen Charity-Event virtuell
Barbara Schöneberger moderiert seit vielen Jahren den Dreamball. (obr/spot)

imago/Jan Huebner

Paul VerhobenPaul Verhoben | 16.12.2018, 17:08 Uhr

Weihnachtsstress? Nicht bei Barbara Schöneberger! Deutschlands beliebteste TV-Moderatorin legt lässig die Beine hoch, als klatsch-tratsch.de-Reporterin Katja Schwemmers sie in Berlin zum Interview trifft. Der Stress geht für die 44-jährige Wahl-Berlinerin nämlich angeblich erst los, wenn sie im März auf „Eine Frau gibt Auskunft“-Tournee geht…

Frau Schöneberger, was bedeutet Ihnen Weihnachten?
Früher tatsächlich nichts. Meine Familie ist eher klein. Wir hatten schon unsere Traditionen, aber meine Eltern waren recht locker – auch als ich erwachsen wurde und dann mal nicht an Weihnachten Zuhause war, weil ich mit meinem jeweiligen Freund gefeiert habe. Deswegen bin ich relativ unpsychologisch in das Thema Weihnachten reingerutscht. Das hat sich aber schlagartig mit Hochzeit und Kindern geändert. Ich habe sofort angefangen mit dem kompletten Programm: Jetzt gibt es die typische Weihnachtsdecke und Sachen, die nur an Weihnachten rausgeholt werden. Der Baum wird geschmückt, es wird jedes Jahr schwedisches Buffet gegessen. Ich habe ganz strikte Traditionen eingeführt.

Wie finden Sie es, dass Guido Maria Kretschmer jetzt auch ein Personality-Magazin hat mit vermutlich ähnlicher Zielgruppe?
Ich find es super, auch wenn wir im selben Becken fischen. In Neidkategorien denke ich nicht. Wenn ich einen Verlag hätte, hätte ich mir auch Guido ausgesucht. Denn ich kenne fast niemanden, der so sympathisch ist wie er. Ich habe mal eine Ausgabe der NDR-Talkshow mit ihm moderiert. Es war, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Er hat so eine Ruhe und gleichzeitig so eine Wurschtigkeit, das finde ich natürlich gut. Ich freue mich aber auch, dass wir mit unserem Magazin die Ersten waren und erfolgreich damit.

Ihren Moderationsjob machen Sie nun auch schon ein Weilchen…
Letztens hat ein Warm-Upper zu mir gesagt, er würde sein zwanzigjähriges Jubiläum feiern, er hätte ja gleichzeitig mit mir angefangen. Da dämmerte es mir: Stimmt! Ich mache ja jetzt auch schon seit zwanzig Jahren Fernsehen. Ich bin jetzt kein Newcomer mehr! Obwohl ich mich manchmal noch so fühle.

Tatsächlich?
Ja. Allerdings ist es schon so, dass ich bei alten TV-Aufnahmen von mir sehe, dass das sehr, sehr lange her ist, weil die Fernsehqualität noch sehr viel schlechter war. In meinen Anfängen gab es noch viel weniger Pixel. Das war schön.

Schon als Assistenz bei „Bube, Dame, Hörig“ waren Sie recht verhaltensauffällig.
Oh, ja. Man musste mich auch vor jeder Sendung noch darauf hinweisen, dass ich nicht die Moderatorin bin, sondern der Elmar und ich nur seine Assistentin. Ich soll nicht die ganze Zeit quatschen, haben sie mir gesagt.

Wie kam Elmar Hörig damit klar?
Sehr gut. Er hat immer gesagt: „Du wirst deinen Weg machen. Wenn du eine Aktie wärst, dann würde ich dich jetzt kaufen.“ Dann haben sich unsere Wege getrennt, und wir haben nichts mehr voneinander gehört.

Ist es etwas Besonderes für Sie, heutzutage mit Gottschalk und Jauch eine Sendung zu machen?
Es geht tatsächlich unserem ganzen Team so: Wenn wir Gottschalk und Jauch treffen, gehen wir hinterher aus dem Studio und sagen: „Wahnsinn! Das war Thomas Gottschalk, der ist wirklich da. Der hat mit uns eine Sendung gemacht.“ Es ist immer noch so, dass ich es selbst nicht fassen kann. Ich hätte nie im Leben gedacht, dass ich mit den Beiden mal in einem beruflichen oder privaten Zusammenhang stehen würde oder dass ich mich mit ihnen in eine Reihe stellen könnte. Dass das jetzt passiert, über diese Sendung, finde ich nach wie vor surreal. Das geht mir auch mit Frank Elsner so. Es gibt bestimmte Leute, die ich aus meiner Jugend kenne, wo ich mich selbst kneifen muss und sage: „Wahnsinn, dass ich mit denen zusammenarbeite.“

Haben Sie sich für „barba radio“ von den Radio-Pionieren Tipps geholt?
Nein, weil ich glaube, dass ich ich selber sein muss. Aber Gottschalk hat es im Prinzip erfunden, die lockere Authentizität überall mit hinein zu bringen. Mich kennen die Leute allerdings schon, sie haben Erwartungen an mich, weil sie schon ein Bild von mir haben. Diese Erwartungen muss ich natürlich erfüllen. Das tue ich mit Lockerheit, Leichtigkeit und Unterhaltung.

Feminismus-Debatten sind bei „barba radio“ dann wohl eher nicht zu erwarten?
Ich will keine Anti-Feministin sein, aber ich bin auch keine Feministin in dem Sinne, dass ich mich für Dinge bewusst stark mache. Denn ich bin der Meinung, Frauen sind sowieso stark. Und die, die es nicht sind, wirst du auch durch theoretisches Gequatsche nicht stark machen, weil sie vielleicht Dinge in ihrem Leben erlebt haben, die es verhindern, dass sie rausgehen und sagen: „Ich erobere jetzt die Welt!“

Können Sie es nachvollziehen, wenn Frauen sagen, dass Sie es schwerer haben als die männlichen Kollegen?
Bei mir war das zumindest nicht der Fall. Ich habe mich nie als jemand wahrgenommen, der aufgrund seines Frauseins Vor- oder Nachteile hat. Ich habe einfach mein Ding gemacht. Und wenn ich die Möglichkeit hatte, ein geiles Kleid anzuziehen, was in der Regel sexy ist, dann habe ich das getan und tue das immer noch. Ich fühle mich auch nicht benutzt, wenn die Männer mich dann angucken. Ich will schön sein, ich will sexy sein, ich will eine gute Hausfrau sein und eine geile Braut und alles, was dazwischen liegt.

Bei „barba radio“ gibt es die Mixtape-Kategorie „Knick-Knack“. Wie funktioniert die?
Ja, wenn der Mann oder die Frau nach Hause kommt, die Kerzen angezündet sind und „Knick-Knack“ läuft, weiß man schon, was einem blüht. Wir hatten es erst „Bums-Musik“ genannt, aber das fanden manche zu hart. Ich nicht. Aber gemeint ist das Gleiche.

Könnten Sie sich vorstellen wie Robbie Williams und seine Frau Ayda eine Leihmutter für ein weiteres Kind zu engagieren?
Haben die das getan? Eine Leihmutter wäre nichts für mich. Kinder zu zeugen, auszutragen und zu kriegen waren die zentralen Momente meines Lebens. Ich lasse mir auch durch die Gleichberechtigungsnummer nicht einreden, dass es ein Nachteil für Frauen ist, dass sie Kinder kriegen müssen. Für mich gab es kein größeres Privileg, als eine Geburt zu erleben, eine Schwangerschaft zu erleben, das Gefühl zu haben, dass da ein Mensch in mir drin ist, den ich spüre, der sich bewegt. Mit Leihmutter wäre es für mich so, als wenn ich mir das tollste Essen bestelle, und dann isst es jemand anderes. Aber ich denke mir manchmal, vielleicht kommt man irgendwann in eine Situation, wo man einem Kind begegnet, das eine Pflegefamilie sucht und es einem quasi in den Schoss fällt.

Ab März gehen Sie auf Tour und stellen auch Ihr neues Album „Eine Frau gibt Auskunft“ vor. Freuen Sie sich darauf?
Na, klar. Allerdings habe ich angesichts der bevorstehenden Konzerte auch ein bisschen Schiss. Ich weiß, das wird anstrengend. Denn da bin ich total aus meiner Komfortzone.

Wie äußert sich das?
In dem ich abends aufgeregt bin und mir dann auch wünsche, dass es vorbei geht. Vor der Premiere in Hamburg wird mir ordentlich die Düse gehen. Eine Stunde davor denke ich mir dann schon: Oh Gott, jetzt must du da raus! Sobald ich auf die Bühne gehe, ist das weg. Aber gegen Lampenfieber kannst du nichts machen. Da musst du durch, und da kann dir keiner dabei helfen.

Und der schönste Moment ist dann der Schlussapplaus?
Nein, das letzte Lied vor der Zugabe. Da liege ich dann auf dem Flügel und bin schon mit den Gedanken woanders. Die bekommen dann selbst Flügel.

Längst erhältlich das Album: „Eine Frau gibt Auskunft“ (Sony Classical)

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Barbara Schöneberger (@barbara.schoeneberger) am Dez 6, 2018 um 3:55 PST