StarsBob Dylan Royal Albert Hall-Review von Journalist Rick Sky: Ergreifend, verblüffend, leidenschaftlich und ein Privileg

Rick Sky Bob Dylan review BangShowbiz
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Rick Sky Bob Dylan review

Bang ShowbizBang Showbiz | 21.11.2024, 08:00 Uhr

Dylan kommt auf die Bühne und sagt kein Wort. Auch das Publikum ist ehrfürchtig still.
Die Royal Albert Hall hat sich in eine Kathedrale verwandelt, und wir sind hier, um den Hohepriester des Rock zu verehren: Bob Dylan.
Dylan beginnt die meisten seiner Songs stehend, singt ins Mikrofon und schlurft dann zum Flügel, auf dem er die meiste Zeit des Abends spielt. Das musikalische Können seiner Band ist hervorragend, vor allem seine beiden Gitarristen Doug Lancio und Bob Britt und Schlagzeuger Jim Keltner. Dylans Klavierspiel ist abwechselnd traurig, leidenschaftlich und hämmernd. Und sein Mundharmonikaspiel wird natürlich nicht vergessen, an dem nie herumgepfuscht wurde. Wenn er bläst und saugt, fühlt man sich in die 1960er Jahre zurückversetzt.

Zu unserem Glück stammt die Hälfte des Sets, das Dylan spielt, von seinem Album ‚Rough and Rowdy Ways‘, das meiner Meinung nach sein bestes Album seit Jahrzehnten ist. Die LP (seine 39. Studioveröffentlichung) passt zu seiner rauen, tiefen und sprechenden Stimme, die nun ein Ersatz für seinen früheren weinerlichen Ton ist – so liebenswert die auch war.

Da das Album so neu ist, hatte Dylan noch nicht die Chance, sich an den Songs zu langweilen, also hat er sie nicht verstümmelt und „zerstört“, was manche von seinen klassischen Songs aus seinem Repertoire behaupten, die er auf Tour spielt. Einige Klassiker wie ‚All Along the Watchtower‘, mit dem dieses Set eröffnet wird, und ‚It Ain‘t Me Babe‘, das kurz darauf folgt, scheinen durch Dylans Tüftelei wiederbelebt worden zu sein. Aber ‚Desolation Row‘ – einer seiner größten Songs – wird durch eine schnelle Rock-Tempo-Behandlung praktisch zerstört. Die Schönheit dieses Songs – wie in allen klassischen 60er-Jahre-Songs von Dylan – liegt in der Art und Weise, wie die Musik zur Intensität und malerischen Bildsprache der Texte passt. Wenn Dylan es jetzt singt, ist das leider nicht mehr zu sehen. Nichtsdestotrotz, wenn diese Version des Liedes zu Ende ist, gibt es minutenlang donnernden, ununterbrochenen Applaus. Aber man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Applaus für ein Lied ist, das Dylan vor langer Zeit gesungen hat und das so viele Menschen ansprach, und nicht für das Lied, das er jetzt singt.

Das andere Interessante an seiner Show ist, dass es keine Gimmicks gibt. Keine hellen, grellen Lichter, keine Pyrotechnik und keine wogenden Tänzer und Tänzerinnen, was die heutige Generation von Pop- und Rock-Superstars leider für notwendig hält, um anzutun. Obwohl ich denke, dass die Hinzufügung einiger emotionaler Background-Sängerinnen Licht in Dylans Schatten gebracht hätte.

Im weiteren Verlauf des Sets folgten unter anderem ‚It’s All Over Now, Baby Blue‘ von seinem 1965er Album ‚Bringing It All Back Home‘, ‚I’ve Made Up My Mind to Give Myself to You‘ und ‚Goodbye Jimmy Reed‘. Dylan verlässt die Bühne, nachdem er ‚Every Grain of Sand‘ von seinem 1981er Album ‚Shot of Love‘ gespielt hat. Das Konzert begann um 20 Uhr und ist um 21.45 Uhr vorbei. Die ekstatische Menge heult nach mehr, aber es ist vergeblich – Dylan gibt keine Zugaben.