Wie geht es weiter?Fall Weinstein: Hauptzeugin muss mögliche Aussage bedenken
Sollte der Fall Weinstein nach Aufhebung des ursprünglichen Urteils in New York neu aufgerollt werden, könnte es dazu kommen, dass eine der damaligen Hauptzeuginnen nicht erneut aussagen wird.
Ein Berufungsgericht hat kürzlich eine Verurteilung Harvey Weinsteins (72) in New York aufgehoben. Schon in Kürze soll der auch in Los Angeles verurteilte, ehemalige Filmmogul vor Gericht in Manhattan erscheinen. Sollte es zu einem erneuten Prozess kommen, könnte eine der damaligen Hauptzeuginnen, Miriam Haley, aber womöglich nicht mehr aussagen, wie US-Medien berichten.
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Neue Anhörung am kommenden Mittwoch
Weinstein wurde 2020 in New York wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung schuldig gesprochen. Er wurde zu einer Haftstrafe von 23 Jahren verurteilt. Ein Berufungsgericht hatte jedoch kürzlich das Urteil aufgehoben, weil es nach dessen Ansicht zu einem Verfahrensfehler gekommen sei. Das Gericht ließ demnach damals unrechtmäßig Aussagen weiterer Frauen zu, die ebenso schwere Anschuldigungen gegen Weinstein erhoben. Die Aussagen waren allerdings nicht Teil der Klage. Weinstein muss nun laut US-Medien am 1. Mai zu einer neuen Anhörung vor Gericht erscheinen.
Die Staatsanwaltschaft strebt einen neuen Prozess an und möchte sich für die Opfer einsetzen. "Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um diesen Fall erneut zu verhandeln, und standhaft in unserem Einsatz für Überlebende sexueller Übergriffe zu bleiben", wird Emily Tuttle aus dem Büro der Staatsanwaltschaft unter anderem von "CNN" zitiert.
Sollte der Fall an der US-Ostküste tatsächlich neu verhandelt werden, müssten die Frauen, für deren Anschuldigungen der ehemalige Filmproduzent damals verurteilt wurde, womöglich erneut aussagen. Haley habe am Freitag jedoch laut eines Berichts des Branchenmagazins "Variety" erklärt, dass sie abwägen müsse, ob sie erneut in den Zeugenstand treten wolle.
"Hier geht es nicht nur um mich"
Während einer Pressekonferenz mit ihrer Anwältin habe sie gesagt, dass sie die Tortur eines weiteren Prozesses vermeiden wolle, es aber auch um weitreichendere Fragen gehe: "Hier geht es nicht nur um mich. Es ist ein wirklich wichtiger Fall. Er steht im Blickpunkt der Öffentlichkeit." Für sie persönlich sei es schwierig, aber auch wichtig für die Allgemeinheit.
Die damalige Aussage sei für sie schwieriger gewesen, als Teile der Öffentlichkeit denken: "Besonders nach so vielen Jahren war es retraumatisierend, zermürbend und anstrengend… Ich möchte das definitiv nicht noch einmal durchmachen." Aber um das Richtige zu tun, würde sie es in Erwägung ziehen, "denn das ist es, was passiert ist".
Als das Urteil aufgehoben wurde, sei Haley übel geworden. Sie müsse derzeit noch ihre Gefühle verarbeiten. "Unsere Aufgabe ist es, die Erfahrungen und das Wohlergehen der Überlebenden in den Mittelpunkt jeder Entscheidung zu stellen, die wir treffen, und das werden wir tun, wenn wir die nächsten Schritte in diesem Fall angehen", habe die Staatsanwaltschaft unterdessen mitgeteilt.
Weinstein war einst einer der mächtigsten Männer Hollywoods. Der 2017 aufgekommene Skandal um ehemaligen Filmmogul führte zur Verbreitung der #MeToo-Bewegung, mit der Frauen auf sexuelle Übergriffe aufmerksam machten. Er sitzt trotz der Aufhebung des Urteils weiterhin im Gefängnis, denn 2022 erging ein weiteres Urteil gegen ihn in Los Angeles. Weinstein beharrte darauf, angeblich unschuldig zu sein, eine Jury sah weitere sexuelle Vergehen allerdings als erwiesen an. Anfang 2023 wurde er an der Westküste schließlich zu 16 weiteren Jahren Gefängnis verurteilt.