Das sagen die VerfechterKompliziert und teuer? Das ist dran an den Mythen um vegane Ernährung
Wer sich vegan ernährt, sieht sich immer wieder mit Vorurteilen konfrontiert, etwa, dass die Ernährungsweise ungesund und teuer sei. Was ist dran an den Mythen?
Rund um vegane Ernährung ranken sich viele Mythen, etwa, dass man eine geringere Auswahl an Speisen hat. Der Ernährungswissenschaftler Niko Rittenau, Influencer Ed Winters und Social-Media-Aktivist Patrick Schönfeld wollen mit Vorurteilen aufräumen. In ihrem Buch „‚Vegan ist Unsinn!‘ Populäre Argumente gegen den Veganismus und wie man sie entkräftet“ (Becker Joest Volk) gehen sie Fehlschlüssen und Irrtümern auf den Grund. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news stellt Rittenau klar, was an gängigen Vorurteilen wirklich dran ist.
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Wer sich vegan ernährt, lebt ungesund und benötigt Nahrungsergänzungsmittel
„Jede Art der Ernährung kann ungesund sein, wenn sie nicht richtig praktiziert wird“, erklärt Rittenau. Die Behauptung, Veganismus sei ungesund, sei jedoch aufgrund aktueller Studienlage und Positionspapiere führender Fachgesellschaften nicht haltbar. Denn bei richtiger Kostzusammenstellung könne man in jeder Lebensphase vegan leben. „Nahrungsergänzungsmittel oder angereicherte Lebensmittel nehmen in der veganen Ernährung aktuell noch eine wichtige Rolle ein, was allerdings primär daran liegt, dass die hiesigen Lebensmittelproduzenten noch keinen ausreichenden Fokus auf die Nährstoffbedürfnisse vegan lebender Menschen legen.“
„Würden vegane Grundnahrungsmittel nährstoffoptimiert produziert werden – was zukünftig der Fall sein wird – sind auch keine Nahrungsergänzungsmittel notwendig.“ Bis dahin würden diese aber einen „gut erforschten, praktischen, günstigen und effektiven Weg“ darstellen, um potenziell kritische Nährstoffe zu decken. „Ein valides Argument gegen den Veganismus können sie aber bereits auf prinzipieller Ebene nicht sein.“
Vegan leben ist teuer
Rittenau betont, dass man sich auch mit geringem Budget vollwertig und bedarfsdeckend vegan ernähren könne: „Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte, und viele – wenn auch nicht alle – Gemüse- und Obstsorten sind günstige Nahrungsmittel und selbst Tofu, Pflanzenmilch und veganen Joghurt bekommt man mittlerweile auch beim Discounter.“ Natürlich gebe es auch „teure exotische Superfoods und andere hochpreisige vegane Lebensmittel, aber diese müssen kein zwingender Bestandteil der veganen Ernährung sein“.
Anders sehe das bei Fleischkonsum aus, gibt er zu bedenken. „Hochwertiges Fleisch kostet bereits im Laden viel und ‚Billigfleisch‘ ist zwar an der Supermarktkasse günstig, aber bringt viele versteckte Kosten in Form der verursachten Umweltschäden mit, die zukünftige Generationen für uns bezahlen müssen.“ Rechne man die versteckten Kosten mit ein, sei eine vegane Ernährung „oft deutlich günstiger als eine herkömmliche westliche Mischkost“.
Vegan kochen ist kompliziert
Veganes Kochen sei nicht kompliziert, so Rittenau. Dieses Vorurteil kursiere, da viele schlichtweg nicht an veganes Kochen gewohnt seien – und das lasse es zu Beginn kompliziert wirken. Außerdem gibt es mittlerweile viel Inspiration. „Zahlreiche vegane Blogs, YouTube-Kanäle und Kochbücher bieten eine große Vielfalt an Rezepten und mehr und mehr vegane Convenience-Produkte halten Einzug in unsere Supermärkte. Die vegane Küche ist also schlichtweg eine neue Art zu kochen, die ein gewisses Umdenken erfordert“, so der Experte. „Hat man die Grundlagen erstmals verinnerlicht, ist es nicht komplizierter als jede andere Art zu kochen.“
Vegane Ernährung beeinträchtigt die sportliche Leistung negativ
Rennfahrer Lewis Hamilton (36), Tennisspielerin Venus Williams (41) oder Football-Star Tom Brady (43) machen es vor: Auch Veganer können sportliche Höchstleistungen erbringen. Laut Rittenau legen das auch Untersuchungen nahe. Die aktuelle Studienlage zeige recht deutlich, „dass eine gut geplante vegane Ernährung im Vergleich zu einer gut geplanten mischköstlichen Ernährung weder mit relevanten Vor- noch Nachteilen einhergeht“, erklärt der Ernährungswissenschaftler. „Wenn man sich davor nicht ausgewogen mischköstlich ernährt hat oder beispielsweise Unverträglichkeiten gegen Inhaltsstoffe wie Laktose hat, kann es natürlich sein, dass man sich durch den Umstieg sogar besser fühlt.“ Die Quintessenz dieser Diskussion sei: „Wir müssen keine anderen fühlenden Lebewesen für unsere Ernährung ausbeuten und töten, um optimale Leistungsfähigkeit im Sport haben zu können.“