Aufklärung als HerzenssacheNach Schlaganfall: Dieses Versprechen gab Mareile Höppner ihrer Mutter
2021 erlitt Mareile Höppners Mutter einen schweren Schlaganfall. Seither kämpft die Moderatorin für mehr Aufklärung. "Über die Krankheit wird immer noch viel zu wenig gesprochen", erklärt die 47-Jährige am Rande einer besonderen Charity-Aktion.
"Ich bin auf meine Mutter immer wahnsinnig stolz gewesen, aber heute bin ich es nochmal mehr", erklärt Mareile Höppner (47). Die Mutter der beliebten Fernsehmoderatorin erlitt vor drei Jahren einen schweren Schlaganfall und hat sich mittlerweile wieder vieles zurück erkämpft. Höppner geht offen mit dem Schicksalsschlag um. Aufklärung über den Schlaganfall und Hilfe für die Betroffenen sind seither eine Herzensangelegenheit für die Moderatorin.
Gemeinsam mit der Schuhmanufaktur Kennel & Schmenger, deren Markenbotschafterin sie seit dem vergangenen Jahr ist, gestaltete sie jetzt einen Charity-Schuh für die Schlaganfall-Hilfe. Die schwarzen Ballerinas aus Samtziegenleder erzielten einen Erlös von 20.000 Euro. Für die Moderatorin eine "schöne Summe", aber auch ein wichtiges Zeichen: "Mir geht es auch darum, Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken", führt Höppner aus und schildert im Interview, welche Fortschritte ihre Mutter bisher gemacht hat.
Ihre Mutter erlitt vor drei Jahren einen Schlaganfall. Wie geht es ihr heute?
Mareile Höppner: Meine Mutter sitzt heute im Rollstuhl und ist sprachlich eingeschränkt. Viele Dinge, die früher selbstverständlich waren, wurden ihr auf einen Schlag genommen. Doch sie hat sich wieder vieles erkämpft. Das Wichtigste ist ihre positive Einstellung. Ich bin voller Bewunderung, weil sie ihren Mut nicht verliert. Da meine Mutter früher sehr künstlerisch tätig war, hat die andere Gehirnhälfte eine gute Prägung gehabt und konnte so vieles übernehmen. Andernfalls wäre wahrscheinlich keine Hoffnung mehr da gewesen. Meine Mutter erlitt einen schweren Schlaganfall bis in die unteren Areale des Gehirns und da ist eigentlich alles vorbei. Aber sie schafft es immer wieder, sich mit mir über alles zu unterhalten. Wir telefonieren jeden Tag, sehen uns viel und können gut kommunizieren. Wir haben unsere Wege gefunden. Sie hat nach wie vor zu allem in meinem Leben Ratschläge und kritische Bemerkungen. Es hat nur gedauert, bis wir uns dahin gearbeitet haben. Man muss sich das so vorstellen, wie im eigenen Kopf eingesperrt zu sein. Sie versteht alles, kann es aber nicht so formulieren.
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Sie sprechen auf Instagram und in Interviews offen über den Schicksalsschlag, wie schwer fiel es Ihnen damit an die Öffentlichkeit zu gehen?
Höppner: Sehr schwer, weil ich sehr privat bin. Wenn ich so ein Thema öffentlich mache, mache ich es bewusst. Ich habe mich dazu entschieden, weil es ein Versprechen an meine Mutter war. Über die Krankheit wird immer noch viel zu wenig gesprochen. Dabei kann man bei einem Schlaganfall in den ersten Minuten noch sehr viel tun. Das ist mit ein Punkt, warum meine Eltern sehr schmerzvoll auf diesen Abend zurückblicken. Sie haben es zunächst unterschätzt und gedacht, meine Mutter redet nur wirr. Da hatte sie schon ihren ersten Schlaganfall. Dann ist meine Mutter schlafen gegangen und am nächsten Tag war es dann schon schwerer.
Richtig schlimm wurde es dann im Krankenhaus. Keiner konnte ihr helfen. Keiner hat ihr geholfen. Es war ein Freitag, was nie ein guter Tag ist, um als Patient in ein Krankenhaus zu kommen. Aber man kann niemandem die Schuld geben. Das ist einfach ein dramatischer Verlauf. Mir war klar, dass ich über die Krankheit und die Veränderung, die so eine Krankheit in die Familie bringt, und über die Pflege sprechen muss. Das Umfeld erwartet doch relativ schnell, dass man wieder funktioniert. Aber so eine Krankheit, die bleibt.
Was war für Sie rückblickend das Schwerste in den vergangenen drei Jahren?
Höppner: Das Schwerste ist die Umstellung, dass ein so starker Mensch in einer Krankheit gefangen ist. Und das fällt auch immer noch schwer zu akzeptieren. Es geht nur über die Kraft meiner Mutter, die uns das erträglich macht und wir damit leben können. Trotzdem muss man sich immer wieder gegenseitig aufbauen. Das Leben im Rollstuhl ist ein gänzlich anderes. Auch das ist etwas, über das selten geredet wird.
Wie wichtig ist es, dass prominente Frauen wie Sie offen auf das Thema aufmerksam machen?
Höppner: Es ist über alle Maßen wichtig, weil es darum geht, die Bedeutung aufzuzeigen. Es gibt zum Beispiel kaum eine Straße oder Eingangstüre in Geschäften, die rollstuhlfreundlich ist. Überall gibt es unterschiedliche Bodenbeläge, die dazu führen können, dass der Rollstuhl kippt. Diese Dinge sind für eine junge, sportliche Person im Rollstuhl machbar, weil sie Kraft in den Armen hat. Wenn man gebrechlicher ist, ist das alles mit Angst verbunden. Und was ist die Konsequenz? Die Leute gehen nicht mehr aus dem Haus, sie trauen sich nicht. Die Anstrengung ist zu groß. Deshalb sehe ich die Welt heute mit komplett neuen Augen. Ich freue mich, wenn es irgendwo glatt gebaut ist. Solche Dinge sind weltverändernd. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns das ins Bewusstsein rufen. Zum Glück werden diese Probleme zunehmend erkannt und Dinge im Straßenbild verändern sich und werden rollstuhlfreundlicher – aber das sollte eben nur ein Anfang sein.
Im Rahmen Ihres Engagements entstand nun ein Charity-Schuh für die Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Was genau steckt dahinter?
Höppner: Ich liebe Schuhe, deshalb ist es eine perfekte Verbindung. Ich habe Kennel & Schmenger vor einem Jahr kennengelernt. Es ist ein Unternehmen, das aus einer Familie entstanden ist. Sie produzieren immer noch zum größten Teil in Deutschland, das Leder kommt aus Italien, aber die Produktionskette ist hier. Wir haben überlegt, was wir zusammen machen können und dann entstand die Idee: "Lass uns doch kooperieren, du machst deinen eigenen Schuh und wir tun damit Gutes." Ich bin schließlich in die Fabrik gefahren und wir haben den Schuh designt. Ich war bei der ganzen Produktion dabei.
20.000 Euro kamen durch den Schuh bereits zusammen. Wie sehr hat es Sie berührt, den Erlös an die Stiftung überreichen zu können?
Höppner: Ich finde das wirklich toll. Natürlich ist jede Summe, die man sammelt, ein Tropfen in einem großen Gefäß. Aber wenn man die Möglichkeit hat, im Kleinen etwas Gutes beizusteuern, ist es ein tolles Ergebnis und es ist eine schöne Summe. Mir bedeutet das ganz, ganz viel. Mir geht es auch darum, Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken. Ich bin für die Unterstützung wirklich dankbar.
Welchen Rat können Sie Menschen geben, die in Ihrem Familien- und Freundeskreis ebenfalls mit dem Thema Schlaganfall in Berührung gekommen sind?
Höppner: Es haben sich so viele Menschen bei mir gemeldet, das hat mich sehr berührt. Ich habe festgestellt, dass wenn man es zusammen erträgt, es etwas leichter ist. Es geht darum, in den Kleinigkeiten des Alltags Hoffnung zu finden. Das ist leicht gesagt, weil der Alltag viel schwerer, viel bedrückter und oft trauriger ist. Aber es wird nicht weniger gelacht bei uns. Was mich berührt ist, wie positiv Menschen immer wieder auf andere im Rollstuhl reagieren. Ich finde, das ist ein wirklich schönes Signal. Ich bin auf meine Mutter immer wahnsinnig stolz gewesen, aber heute bin ich es nochmal mehr. Sie geht bewundernswert mit dieser Krankheit um. Sie lacht und ist so positiv und so interessiert am Leben, wie sie es immer war. Wenn dieses Beispiel manche dazu bringt, wieder nach vorne zu blicken, würde mich das freuen. Ansonsten hilft es nur, es zu akzeptieren. Diese Krankheit geht nicht mehr weg. Aber man akzeptiert es, man kämpft für kleine Schritte. Man kann mit einem Schlaganfall immer noch viel erreichen. Man muss dranbleiben, sich Aufgaben setzen. Und sonst, so simpel es klingt, die Hoffnung nicht verlieren.