Tops und Flops in Corona-ZeitenPerle oder Panne? Die besten und schlechtesten Filme des Jahres 2020
Die Auswahl an Kinofilmen war 2020 unverhofft überschaubar. Dennoch wussten einige Streifen zu begeistern - oder eben auch nicht.
Was begann das Kinojahr 2020 verheißungsvoll. Der Januar war nur etwas über zwei Wochen alt, als in Form des Kriegsfilms „1917“ ein heißer Anwärter auf den diesjährigen Oscar hierzulande anlief. Zugegeben: Der erste Flop von 2020 ließ gerade einmal zwei Tage auf sich warten – die dürftige Neuauflage von „3 Engel für Charlie“ mit Kristen Stewart (30) startete gar schon am 2. Januar. Dennoch hatte Hollywood und Co. einiges mit uns vor in den zwölf vergangenen Monaten. Doch dann kam Corona.
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Nach nur drei Monaten und einer einzigen großen Ausnahme blieben uns Blockbuster verwehrt. „Bond“ verdrückte sich in nicht so geheimer Mission ins Jahr 2021, so auch die Autoraser von „Fast & Furious“, die Jetraser von „Top Gun: Maverick“ oder die Fantasywelt eines „Dune“, um nur einige zu nennen. Und dennoch bot 2020 in seinem arg verkürzten Kinojahr viel Abwechslung auf der Leinwand – von inhaltlicher und qualitativer Natur. Hier die fünf besten und schlechtesten Filme des Jahres. Diese Filme begeisterten:
„1917“, 16. Januar
„1917“ brach Anfang des Jahres das Grauen eines unfassbaren globalen Konflikts (Erster Weltkrieg) auf die kleinstmögliche Ebene herunter. Anhand der Leidensgeschichte zweier in Hollywood noch erfrischend unverbrauchter Gesichter gelang Regisseur Sam Mendes (55) Meisterliches. Er legte nahe, dass Einzelschicksale wie die der fiktiven Soldaten Blake (Charles Chapman, 23) und Schofield (George MacKay, 28), deren Kriegstrauma der Zuschauer nur lächerliche 119 Minuten beiwohnte, sich millionenfach und über Jahre hinweg wirklich zugetragen haben – und dies in aktuellen Kriegen nach wie vor tun. Einzig „Parasite“ stand „1917“ wohl im Weg, den Oscar als „Bester Film“ einzuheimsen.
„Bad Boys for Life“, 16. Januar
Der dritte Teil der „Bad Boys“-Reihe, auf den sich die Fans von Will Smith (52) und Martin Lawrence (55) satte 17 Jahre gedulden mussten, war doch glatt die finanziell erfolgreichste Hollywood-Produktion des gesamten Jahres. Der Grundtenor zu der Klamauk-Action: Gute Mischung aus alten Recken und neuen Stars, die es zwar beim Krawall (wie seine Vorgänger) hin und wieder arg übertreibt, aber launig ist.
„Jojo Rabbit“, 23. Januar
Ein Junge der Hitler-Jugend, der den Führer als imaginären Freund hat, unbedingt der beste Nazi sein will und feststellen muss, dass seine eigene Mutter eine junge Jüdin im Haus versteckt. Das klang beim ersten Eindruck ziemlich anmaßend. Doch Taika Waititis (45) Verfilmung „Jojo Rabbit“, basierend auf dem Roman „Caging Skies“ von Christine Leunens (55), entpuppte sich als erstaunlich rührende Komödie in einem gewagten Setting. Völlig zu Recht wurde das mit dem Oscar für das „Beste adaptierte Drehbuch“ gewürdigt.
„The Gentlemen“, 27. Februar
Mit „The Gentlemen“ bekamen Fans von Guy Ritchie (52) jene schräge, bitterböse und urkomische Unterhaltung geboten, mit der der britische Filmemacher seine Karriere einst ins Rollen brachte. Wie „Bube, Dame, König, grAS“ mag auch „The Gentlemen“ unnötig kompliziert sein, die Kurve bekommt Ritchie im letzten Moment aber doch wieder irgendwie. Allein, um Hugh Grant (60) in ungewohnter, großartig gespielter Rolle als opportunistisches Ekelpaket zu sehen, lohnte sich der Film über Selfmade-Drogenboss Mickey Pearson (Matthew McConaughey, 51), der sich aus seinem illegalen Geschäft zurückziehen will.
„Tenet“, 26. August
Als einziger großer Blockbuster-Anwärter traute sich Christopher Nolans (50) „Tenet“ im August in die wegen Corona nur halb zu befüllenden Kinos. Zwar wurde der Mut nur bedingt belohnt, ein wichtiges Zeichen war es allemal. Zumal der Film neben einer charmanten Bromance zwischen John David Washington (36) und Robert Pattinson (34) auch noch nie dagewesene Schauwerte zu bieten hatte. Nolans neuester Streich über Zeit-Inversion ist einer dieser Filme, der einem umso mehr gibt, je mehr und je öfter man sich mit ihm beschäftigt.
Und diese Filme enttäuschten:
„3 Engel für Charlie“, 2. Januar
Dreifache Frauenpower in frischem Gewand, das sollte die 2020 erschienene Neuauflage von „3 Engel für Charlie“ von Elizabeth Banks (46) eigentlich liefern. Doch stattdessen war man sich weitestgehend einig, dass beim steten Aneinanderreihen von Actionsequenzen ein wenig die Handlung vergessen wurde. Das hätte funktionieren können, wenn zeitgleich nicht auch noch die meisten Punchlines riesige Luftlöcher geschlagen hätten.
„Birds of Prey“, 6. Februar
Eines vorweg: Harley Quinns (Margot Robbie, 30) Soloabenteuer im DC-Universum namens „Birds of Prey“ war im Vergleich zu „Suicide Squad“ ein deutlicher qualitativer Anstieg – das war aber auch nicht schwer. Mit seinem hyperaktiven Stil tat sich der Film von Cathy Yan (37) insgesamt aber keinen Gefallen. Was umso tragischer ist, ließ der Film doch einiges an Potenzial aufblitzen. So aber legten die „Birds of Prey“ eine ziemliche Bruchlandung hin.
„Ruf der Wildnis“, 20. Februar
Dass auch ein Harrison Ford (78) keinen Film retten kann, bewies er im Februar mit dem Abenteuerstreifen „Ruf der Wildnis“. Die Geschichte über den Klondike-Goldrausch, erzählt aus der Sicht eines Hundes, soll eigentlich die Schönheit der Natur darlegen. Beim Film von Chris Sanders (58) stammte diese, ebenso wie der vierbeinige Held der Story, aber weitestgehend aus dem Computer. Wohl mit ein Grund, warum nach „Ruf der Wildnis“ kein Hahn mehr kräht und der Streifen an den weltweiten Kinokassen floppte.
„Guns Akimbo“, 25. Juni
Der Plot: „Harry Potter“ werden Knarren an die Hände geschraubt und das Weichei in ein Deathmatch geschickt. Als einer der ersten Filme überhaupt lief nach dem ersten Lockdown in Deutschland der abgedrehte Actionflick „Guns Akimbo“ mit Daniel Radcliffe (31) an. Das Machwerk von Jason Lei Howden entpuppte sich aber schnell als Film, auf den die Welt wahrlich nicht gewartet hat. Zu grell, zu möchtegern „Crank“, zu obszön-pubertär und insgesamt einfach peinlich.
„After Truth“, 3. September
Die Fanfiction zu einer Fanfiction – so entstand die „After“-Reihe. Und ähnlich wie „Fifty Shades of Grey“ und dessen Vorlage „Twilight“ reiften auch die Bücher von Anna Todd (31) zu einer mehrteiligen Film-Version der (heißen) Liebe zwischen Unschuldslamm Tessa Young (Josephine Langford, 23) und Tattoo-Rebell Hardin Scott (Hero Fiennes Tiffin, 23). Mehr als eine halbgare Ansammlung an Fremdscham-Momenten kam beim zweiten Teil der Reihe namens „After Truth“ aber nicht heraus.
(stk/spot)