Ein Mediziner klärt aufSchlafmythen: Welche stimmen und welche nicht?
Eine Runde Schäfchen zählen - und schon schläft man ein? So einfach ist es nicht. Ein Schlafexperte klärt auf, was an den Schlafmythen wirklich dran ist.
Um das Thema Schlafen ranken sich viele Mythen. Wie setzt der Schlaf möglichst schnell ein? Schläft es sich auf einer Seite besser als auf der anderen? Dr. med. Alfred Wiater, Autor von „Ticken Sie richtig? Wie Sie zu Ihrem gesunden Schlaf-Wach-Rhythmus finden“ (Scorpio), ist einigen Vorbehalten und Sprichwörtern auf den Grund gegangen. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news klärt er auf, was wahr ist und was nicht.
Video News
Wie sinnvoll ist ein Power-Nap?
Nach einer Nacht mit wenig Schlaf gönnen sich viele tagsüber ein sogenanntes Power-Nap, um ihre Akkus wieder aufzuladen. Aber ist das wirklich sinnvoll? „Tatsächlich kann ein Nickerchen von 20 bis maximal 30 Minuten tagsüber zur Erholung beitragen und unsere Stimmung und Leistungsfähigkeit steigern“, erklärt Wiater. Der Schlafexperte merkt jedoch an: „Ein Power-Nap ist aber nur dann wirksam, wenn es sich dabei um eine Extraportion Schlaf handelt. Wenn man dadurch abends nicht müde wird, sollte man es lassen.“
„Morgenstund hat Gold im Mund“
Wie verhält es sich mit dem allseits beliebten Sprichwort „Morgenstund hat Gold im Mund“? „Wenn sich der Spruch schon so lange gehalten hat, müsste ja eigentlich etwas dran sein. Letztlich geht es um die goldene Sonne am Morgen, die unser Glückshormon Serotonin erweckt und uns damit morgens fit und munter macht“, sagt Wiater. Allerdings gelte dieses Sprichwort nicht für alle, sondern nur für „Frühtypen, die vielleicht wirklich besonders leistungsfähig sind“. Er vermutet: „Vielleicht haben die Spättypen nur einen Selektionsnachteil, weil die meisten Alltagsherausforderungen für sie zu früh beginnen und die Spättypen deshalb eher etwas verpassen.“
Andererseits käme die Stunde der Spättypen, wenn die Frühtypen schon längst im Schlafmodus sind. „Da kann auch einiges an ihnen vorbeigehen“, schlussfolgert er. „Entscheidungen zu später Stunde werden dann ohne Sinn und Verstand getroffen oder gleich ganz verschlafen. Fazit: Es ist nicht alles Gold, was glänzt!“
Wer nicht einschlafen kann, sollte Schäfchen zählen
Von der Taktik, imaginäre Schäfchen zu zählen, um müde zu werden, hält der Schlafforscher nichts. Viel mehr würde man sich mit dieser Methode selbst unter Druck setzen. „Wer sich durch die Zählerei selbst nur unter Druck setzt, der sollte lieber darauf verzichten“, rät Wiater.
Durchschlafen heißt auch gut schlafen
Auch wenn man nachts aufwacht, könne man gut schlafen, stellt Wiater klar. „Pro Stunde Schlaf haben wir zehn bis 20 innere Weckreaktionen, die als Arousals bezeichnet werden. Nur selten wachen wir dadurch wirklich auf“, erklärt er. Außerdem könne man sich nur ans Aufwachen erinnern, wenn man mindestens drei Minuten wach geblieben ist. „Erinnern können wir uns daher an die meisten Weckreaktionen nicht.“ Sein Tipp: „Wenn Sie nachts aufwachen und es bemerken, ist das nichts Ungewöhnliches. Am besten drehen Sie sich einfach um. Das ist der beste Weg, gleich wieder einzuschlafen.“
Beeinflussen Schlafpositionen die Qualität des Schlafs?
Und wie beeinflusst unsere Schlafposition die Nachtruhe? „Die meisten Menschen sind Seitenschläfer“, weiß Wiater. In der Nacht würde man mehrfach seine Schlafposition wechseln. Gibt es die optimale Position? „Jeder soll sich so betten, wie er gut schlafen kann“, findet der Schlafforscher. Bei einigen Erkrankungen sei es allerdings ratsam, bestimmte Schlafpositionen zu vermeiden, etwa die Rückenlage bei Schlafapnoe (Atemaussetzer). „Für Menschen mit Herzproblemen kann die Rechtsseitenlage besser sein als das Schlafen auf der linken Seite“, empfiehlt Wiater. „Menschen mit saurem Aufstoßen bei der sogenannten Refluxkrankheit legen sich hingegen besser auf die linke Seite mit etwas erhöhtem Oberkörper.“