ExklusivThe Killers: „Wir hätten die richtigen Songs für den Super Bowl!“
Es ist 20 Minuten vor Showtime. Killers-Sänger Brandon Flowers und Drummer Ronnie Vannucci sind bereits verkabelt und haben schon ihre Bühnenklamotten an, als klatsch-tratsch.de-Autorin Katja Schwemmers sie vor ihrem Berlin-Konzert Backstage in der Mercedes-Benz-Arena trifft.
„Ich stehe lieber“, meint Brandon. „Ich bin einfach zu nervös vor einer Show.“ Mit ihrem fünften Album „Wonderful Wonderful“ haben The Killers es zum ersten Mal in der 17 Jahre andauernden Bandgeschichte auf Platz 1 der US-Charts geschafft. Auf der Tour, die sie am Montag auch noch in die Kölner Lanxess-Arena führen wird, sind Gründungsmitglieder Dave Keuning und Mark Stoermer diesmal auf eigenen Wunsch nicht dabei. Und trotzdem sind Brandon und Ronnie im Gespräch so gut drauf wie selten.
Wenn ihr diese Tour mit den vorangegangen Tourneen der Killers vergleicht, wie würdet ihr sie dann beschreiben?
Brandon: Es ist die beste Live-Erfahrung, die wir bisher gemacht haben! Wir sind gerade echt glücklich. Wir haben mehr Produktion auf dieser Tour. Wir haben davon zwar nicht alles dabei in Deutschland, aber doch schon ziemlich viel. Neun Leute sind wir auf der Bühne – es ist ein fetter Sound. Wir haben uns live weiterentwickelt. Die alten Songs bekommen dadurch neues Leben und eine neue Bedeutung. Besonders fällt mir das bei „All These Things That I’ve Done“ auf, wie sehr der gewachsen ist. Wir haben gerade echt einen positiven Vibe.
Wie steht es um deine Showman-Qualitäten?
Brandon: Ich fühle mich immer wohler auf der Bühne. Es hat lange gedauert. Auch wenn es in den Anfängen der Killers immer so aussah, als sei ich sehr übertrieben in meinen Posen, war ich eigentlich immer eher verängstigt. Aber nun habe ich in die Rolle hineingefunden. Es hat 15 Jahre gebraucht.
Fühlst du dich männlicher, wo du jetzt jeden Abend den Song „The Man“ vom neuen Album singst?
Brandon: (lacht) Das Lustige ist: Wenn ich den Song auf der Bühne darbiete, mach ich das nicht auf die männliche Art, sondern eher spielerisch. Der Song braucht keine maskulinen Posen. Das ist wie bei Mick Jagger, der zwar viel über Maskulines Zeug singt, aber selbst sehr flamboyant und auch etwas feminin daherkommt. Ich fühle mich genauso, jedes Mal, wenn ich „The Man“ performe.
Und wie fühlst du dich, wenn du am Schluss im goldenen Elvis-Anzug dastehst?
Brandon: Unsterblich!
Brandon Flowers. Foto: Anton Corbijn
Was müssen wir Ronnie zahlen, damit er mal einen goldenen Anzug trägt?
Ronnie: Nicht viel. Aber hier kommt meine Entschuldigung, warum ich es trotzdem nicht tue: Es ist sehr viel einfacher, im T-Shirt Schlagzeug zu spielen.
Schon mal einen Kleiderpanne gehabt?
Brandon: Ja, tatsächlich. Ich mache Krafttraining. Und durch die Armmuskeln hab ich mir mein Jackett zerrissen. (lacht)
Was macht ihr zwischen den Konzerten?
Ronnie: Wir haben uns gerade ein mobiles Tonstudio eingerichtet, was ziemlich toll ist. Denn so können wir überall Ideen für Songs aufnehmen.
Und mal ein Besuch im Museum ist nicht drin?
Brandon: Es ist schwer, auf Tour noch Zeit für so etwas zu finden. Ich schau mir ja gerne „Desert Art“ an, aber davon gibt es hier in Europa ja eher weniger. (lacht) Das mach ich dann in Arizona. Was wir sonst noch auf Tour treiben? Wir gehen ins Gym, zum Dinner oder Shoppen.
Was für Musik hörst du bei deinen Workouts, Brandon?
Brandon: Gar keine! Ich habe damit aufgehört, nachdem ich mich überdosiert hatte. Wenn du zu viel andere Musik hörst, setzt sich das irgendwann in deinem Kopf fest. Manchmal ist es ja ganz schön, von etwas beeinflusst zu werden, aber manchmal ahmst du dann auch das nach, was du hörst. Wenn ich mich in eine Platte verliebe, wie meinetwegen das neue Arcade-Fire-Album, und das dann zu oft höre, singe ich am Ende wie Win Butler. Aber ich muss ja wie Brandon Flowers singen.
In Amsterdam habt ihr zum ersten Mal in der Killers-Bandgeschichte euren Durchbruchshit „Mr. Brightside“ nicht gespielt – man spricht schon vom Brightside-Gate. Was bedeutet euch der Song heutzutage?
Brandon: Es ist schon ziemlich verrückt: Das Stück hat so viele Jahre auf dem Buckel, aber es fühlt sich nicht müde an. Es verjüngt sich immer irgendwie. Viele Menschen haben das erlebt, worum es in dem Song geht: den Verrat. Außerdem hat das Lied diesen hymnischen Refrain. Der Song war eine glückliche Fügung für uns.
Nervt es, wenn Leute bei „Human“ mitsingen und aus dem Takt geraten?
Ronnie: Unser Publikum macht das eigentlich ganz gut. Und sollte sich Brandon doch mal aus dem Takt bringen lassen, hat er ja einen starken Bassdrummer hinter sich, um den Rhythmus zu halten.
Albumcover „Wonderful Wonderful“. Foto: Anton Corbijn
Ihr habt auf dieser Tour öfter mal Fans eingeladen, am Schlagzeug für Ronnie einzuspringen. Ist das nicht ein Risiko?
Ronnie: Das hat sich irgendwie verselbstständig, nachdem wir das in Kanada zum ersten Mal gemacht haben, als ein Typ ein Schild hochhielt, dass er mit uns spielen will. Seither haben mich schon einige bei „For Reasons Unknown“ ersetzt. Und die waren alle beeindruckend gut. Es hat auch was Erfrischendes.
Was macht denn deine Präsidentschafts-Kampagne Vannucci 2020?
Ronnie: Die läuft! Es arbeiten viele Leute im Untergrund und hinter verschlossenen Türen. Trump hat schon angedeutet, dass er für 2020 wieder kandidieren wird. Ich habe zwar nicht so viel finanzielle Mittel wie er zur Verfügung, aber dafür habe ich mehr Charisma.
Brandon: Wir werden dich unterstützen! (lacht)
Heißt das, die Killers hören auf, weil Ronnie in die Politik geht?
Brandon: Nein, wir können das unter einen Hut bringen. Trump schläft doch nicht mal im Weißen Haus! Ronnie kann also auch via Twitter reagieren.
Ronnie: Genau, so lange ich ein Mobiltelefon habe, ist Amerika sicher. (lacht)
Können wir Mark and Dave irgendwann zurück auf der Bühne bei den Killers erwarten?
Brandon: Das wissen wir selbst noch nicht! Bei Mark bin ich mir da nicht so sicher – vermutlich eher nicht. Aber er hätte Lust, wieder mit uns ins Studio zu gehen. Das ist toll. Denn zuvor führten seine Probleme mit dem Touren zu Problemen im Studio. Allein der Gedanke, wo der Song, an dem wir gerade schrieben, uns hinführen würde, nämlich ‚on the road’, kreierte ein Unbehagen bei ihm. Aber das ist nun vom Tisch, denn Mark weiß, dass er mit ins Studio gehen kann, ohne sich Sorgen um weitere Verpflichtungen zu machen.
Als die Tatsache, dass nur zwei Originalmitglieder auf Tour gehen würden, bekannt wurde, beschwerten sich einige Ticketbesitzer. Was sagt ihr denen?
Brandon: Ach, so viele waren das ja gar nicht. Wir bekamen nicht viel Backlash. Wir haben mittlerweile 22 Gigs in Nordamerika gespielt und 16 in Großbritannien – und die waren einfach nur fantastisch.
Ronnie: „Sing a little louder, swing a little harder“, ist deshalb das Motto von Brandon und mir auf der Tour.
Brandon: Außerdem ist Ted, der für Dave einsprang, schon seit 2007 mit uns unterwegs. Und Jake bereits seit sechs Jahren. Beide sind sehr vertraut mit den Killers-Songs. Wir mussten also niemanden von der Straße holen.
Foto: Anton Corbijn
Wenn die Killers eingeladen würden, in der „Super Bowl“-Halbzeit zu spielen, wer wären dann eure Feature-Artists?
Brandon: Niemand! Das wäre sogar die Bedingung. Als Coldplay den „Super Bowl“ spielten, war Bruno Mars so gut, dass er die Show stahl. Sobald ich sah, wie er in seinem schwarzen Lederanzug auf die Bühne kam, dachte ich nur: Wenn wir jemals den ‚Superbowl’ spielen, dann laden wir den auf keinen Fall ein. (lacht)
Ronnie: Es gäbe also nur die Killers.
Wie stehen denn die Chancen?
Brandon: Dass wir den „Super Bowl“ spielen? Ich weiß nicht. Wir hätten auf jeden Fall gute Songs dafür.
Ronnie, du hast vor kurzem geheiratet. Wie war die Hochzeit?
Ronnie: Es war eine gute Party. Viele enge Freunde waren da. Rufus Wainwright hat gesungen. Und Archie, mein Hund, war mein Trauzeuge. Leider ist er vor ein paar Wochen verstorben. Das war hart. Glücklicherweise war ich Zuhause bei ihm, als es passierte.
Brandon: Ich war auch auf Ronnies Hochzeit. Das Wetter war perfekt, und es war wirklich ein tolles Fest. Allerdings war ich auch erst auf fünf Hochzeiten in meinem Leben, zwei davon waren meine eigenen. (lacht)
Fühlst du dich anders als verheirateter Mann, Ronnie?
Ronnie: Schon, und es fühlt sich sehr gut an. Ich weiß, dass ich jetzt ein Team mit Jemandem bilde. Ich fühle mich stärker.
Brandon, du hast am gleichen Tag Geburtstag wie Lana Del Rey. Was würdest du ihr schenken?
Brandon: Da unser Geburtstag am 21. Juni ist, dem Tag der Sommersonnenwende und dem längsten Tag des Jahres, vermutlich irgendetwas Lustiges, was darauf Bezug nimmt. Ein Kissen oder so.
Ronnie: Ich teile mir übrigens den Geburtstag mit Galileo Galilei und Conor Oberst. Das finde ich auch ziemlich cool.