Neues Album "Hurry Up Tomorrow"The Weeknd verabschiedet sich mit den Synthies auf Anschlag
Mit dem neuen Album "Hurry Up Tomorrow" beendet The Weeknd seine Trilogie und möchte seinen Künstlernamen ablegen. Das 22 Songs starke Abschiedsalbum triumphiert mit Schwermut, Pathos und namenhaften Gästen.
Beeilung, The Weeknd hat's eilig! Mit dem neuen Album "Hurry Up Tomorrow" will Abel Tesfaye (34) seine Album-Trilogie und seine Karriere als The Weeknd abschließen. Und er hat offenbar noch viel zu sagen: 22 Songs ist das neue Werk lang. "Hurry Up Tomorrow" ist somit ein Abschiedsalbum und bei Abschieden wird es gerne noch einmal intensiv, wie jeder weiß, der schon mal eine Trennung überstanden hat.
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Wer die irre Karriere des Kanadiers kennt, der kennt auch seine irren künstlerischen Ambitionen. The Weeknd ist ein Musiker, der als überlebensgroß wahrgenommen werden will: Konzerte wie religiöse Messen, ein Popstar, der auf der Bühne einen schwarzen Umhang trägt und wie ein mystischer Sektenanführer agiert, ein Instagram-Account, der an Dramatik nicht zu überbieten ist, bedeutungsschwangere Ankündigungen wie: "Ein neuer Weg wartet auf mich. Wenn der heutige Tag endet, werde ich entdecken, wer ich bin."
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Höhenflüge und Bruchlandungen
Nicht immer gehen diese Visionen auf. Seine Super-Bowl-Halbzeitshow, auf die er aus eigener Tasche noch mal sieben Millionen Dollar draufzahlte, verwirrte das Publikum 2021 eher, als dass sie es beeindruckte. Eine lang erwartete aber seelenlose HBO-Serie namens "The Idol", in der er als Produzent, Drehbuchautor und Hauptdarsteller fungierte, floppte 2023 vor lauter unbehaarter, provokanter Softporn-Szenen gnadenlos. Und auch wenn "Blinding Lights" 2020 der erfolgreichste Song des Jahres war, übergingen die Grammys den Sänger und seine musikalische Neuerfindung mit "After Hours" komplett, was ihn zu einem Boykott der Preisverleihung veranlasste.
"Think Big" lautet seit jeher das Motto des 34-Jährigen. So auch bei der nun vollendeten Trilogie, die mit "After Hours" (2020) startete, das für Einsamkeit und Eskapismus stand, mit "Dawn FM" (2022) weiterging, ein Konzeptalbum mit Jim Carrey (63) als Erzähler, das sich in Selbstreflexion übte. "Hurry Up Tomorrow " soll nun den Abschluss dieses Lebenszyklus symbolisieren. Und zur Abschiedszeremonie kommen noch einmal große Namen: Pharrell Williams (51), Justice, Lana Del Rey (39), Travis Scott (33) und Future (41) geben sich die Ehre – auch wenn keiner dieser Namen in den Credits bei den Streaming-Anbietern gelistet ist.
Für großartige Partys und schwermütige Heimfahrten
Ob The Weeknd den Triumph dieses Albums nicht mit anderen teilen oder nur kein Namedropping veranstalten wollte, sei dahingestellt. Als Triumph muss man "Hurry Up Tomorrow" dennoch bezeichnen. Es ist ein Album, das sich mit Songs wie dem tanzbaren "Sao Paulo" (mit Latin-Superstar Anitta, 31) gleichermaßen für großartige Partys eignet und mit geisterhaften Liedern wie "The Abyss" (mit Lana del Rey) für die schwermütige Heimfahrt danach. Es klaut beim Sound von Michael Jackson (1958-2009), Giorgio Moroder (84) und Depeche Mode, aber klingt doch immer nach The Weeknd. Es dreht Hall, Synthies und Pathos auf Anschlag und badet in Melancholie, schiebt aber dennoch an vielen Stellen nach vorne. Wobei klar ist: Wer hierzu tanzt, ist weder ausgelassen noch wunschlos glücklich, wer hierzu tanzt, betreibt somantische Traumaarbeit.
Und bei dem Album bleibt es nicht – natürlich nicht. "Hurry Up Tomorrow" dient auch als Grundlage für einen gleichnamigen Psychothriller mit Jenna Ortega (22), Barry Keoghan (32) und The Weeknd, der Mitte Mai in die Kinos kommen soll. Unnötig eigentlich, denn dieses Album klingt mehr nach großer Leinwand als es ein Kinofilm jemals könnte.