Hintergründe40 Jahre „Traumschiff“: Alle bisherigen Kapitäne!
Was wäre die beliebte Fernsehreihe ohne ihre Kapitäne? Fünf sehr verschiedene Schauspieler prägten in vier Jahrzehnten die Stimmung an Bord des „Traumschiffs“.
Als vor vierzig Jahren das „Traumschiff“ in See stach, konnte nicht einmal Produzent Wolfgang Rademann ahnen, wie groß der Erfolg der Reihe werden würde. Fast so beliebt wie beim Publikum sind die Fernwehgeschichten auch bei den Schauspielern und Schauspielerinnen. Neben den bekannten Mehrfach-Auftretern wie Heinz Hoenig, Inka Bause oder Harald Schmidt sind es die Crew-Darsteller, die sich den Traumjob an Traumstränden mit Traumquoten nicht nehmen lassen wollen. Allen voran die fünf Kapitäne, die unterschiedlicher kaum sein könnten.
Günter König – der erste Kapitän auf dem Quotendampfer
Der Theaterschauspieler kam direkt auf Wunsch des Produzenten auf die Brücke des ZDF-Kreuzfahrtschiffs: Denn Wolfgang Rademann sucht ein „unverbrauchtes Gesicht“, jemanden, den die Zuschauer nicht schon zig Mal als Mörder oder Verführer gesehen hatten. Günter König war so jemand. Als erfahrener Bühnenschauspieler, der am Thalia-Theater in Hamburg gefeiert wurde, drehte er nur wenige Filme. Als Kapitän Braske stellte er sich 1981 erstmals – vermutlich unbewusst – einem Millionenpublikum.
Nach sechs Folgen hatte König 1982 genug: Er wollte kein Star werden und fand den plötzlichen Rummel um seine Person unangenehm. Genauso hatte er auch seine Rolle als Kapitän angelegt. Mit leisen und entschiedenen Tönen war er die Autorität auf dem Quotendampfer. Beim Captains-Dinner an seinem Tisch zu sitzen, war wirklich eine Ehre. Mit seinem Rückzug geriet er beim TV-Volk bald schon wieder in Vergessenheit, während seine Fans ihn für seine Hörspiele und Theaterauftritte wieder bejubelten. Er starb 1998 mit 71 Jahren in Hamburg.
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Heinz Weiss: von 1983 bis 1999 an Bord
Für Heinz Weiss schien die Uniform des Kapitäns wie geschaffen. Angefangen hatte er seine Karriere als Wehrmachtssoldat Clemens Forell in „So weit die Füße tragen“, was ihm zwar 1959 den Durchbruch brachte, aber zugleich lange Jahre sein Image prägte. Als er 1983 seinen Dienst auf der MS Europa antrat, schloss sich nach 140 Filmen ein Kreis: Denn erneut verkörperte er seine Rolle so gut, dass viele glaubten, er sei tatsächlich Kapitän auf einem Kreuzfahrtschiff.
Heinz Weiss nahm es im Gegensatz zu seinem Vorgänger gelassen. Von 1983 bis 1999 leistete er seinen Dienst auf dem Traumschiff. Wenn nicht ein altes Kriegsleiden ihn eingeholt hätte, wäre er vielleicht länger auf der Brücke stehen geblieben. Doch dem beliebten Kapitän musste ein Bein amputiert werden, er saß fortan im Rollstuhl und starb 2010 im Alter von 89 Jahren. Über die gemeinsamen Dreharbeiten sagte Produzent Rademann, man habe viel zusammen gelacht. Und auch Heide Keller, die als Beatrice vier Kapitäne erlebt hatte, schwärmte von Weiss: „Heinz war für mich der liebste aller Kapitäne.“
Siegfried Rauch übernimmt als Jakob Paulsen das Kommando
Siegfried Rauch hatte sich längst in die Herzen des TV-Publikums gespielt, als er 1999 als Jakob Paulsen das Kommando auf dem Traumschiff übernahm. In seiner Rolle durfte er stets gut gelaunt und hilfsbereit sein, das kam dem sympathischen Schauspieler sehr entgegen. „Ein Kapitän muss etwas Väterliches haben“, meinte Rauch und so spielte er den herzlichen Paulsen bis 2013.
Dabei konnte Rauch auch ganz anders: Er war der Bösewicht im Heimatfilm „Waldrausch“, er war Gangster, Feldwebel und Kommissar, er hätte an der Seite von Steve McQueen Hollywood erobern können, doch stattdessen ließ er seinen Freund nach dem gemeinsamen Film „Le Mans“ allein weitermachen und ging zurück nach Bayern – in seine Heimat. Als Busunternehmer in „Irgendwo und sowieso“ wurde er Kult, als Vater in „Die glückliche Familie“ war er von 1987 bis 1991 die Vertrauensperson der deutschen Serien, ein Image, dass er als Leiter der Bergwacht in der TV-Serie „Wildbach“ weiter ausbaute. So ebnete er sich den Weg, um als Paulsen auf dem Traumschiff die Sympathien von Millionen zu erobern.
Vom Chefsteward zum Chef: Der ewige Sonnyboy Sascha Hehn
Eine erstaunliche Traumschiff-Karriere legte Sascha Hehn hin. Der ewige Sonnyboy, der schon als Fünfjähriger sein Filmdebüt in „Hubertusjagd“ gab, dann nach zahlreichen Fernsehfilmen plötzlich in Erotikstreifen mitwirkte und schließlich im Ausland drehte, ehe er in den neuen deutschen Serien-Großproduktionen durchstarten konnte, avancierte durch das „Traumschiff“ zum Liebling der Nation. Als Chefsteward Victor Burger (1981 bis 1987) war er der Frauenschwarm, später konnte er sich als dessen Zwillingsbruder Stefan Burger (1987 bis 1991) auf der Brücke von einer anderen Seite zeigen. 2014 ergatterte er als Victor dann endlich die Kapitänsmütze.
Der Abschied aus der Reihe war mindestens so spektakulär wie sein Aufstieg. Angeblich hatten sich die Produzenten geweigert, das Traumschiff zu modernisieren und weiter nach vorn zu bringen, obwohl Hehn Vorschläge gemacht haben soll. „Vielleicht ist der Charme ja mit Wolfgang Rademacher gegangen. Ich weiß es nicht, aber meinen möchte ich gerne noch eine Weile behalten“, meinte Hehn und machte den Platz frei für den nächsten Kapitän. Hehn, der 2013 in der Sitcom „Lerchenberg“ bewiesen hat, dass er sogar Selbstironie besitzt, gab zuletzt den Schurken bei den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg.
Vom Schlagerdampfer aufs Kreuzfahrtschiff: Florian Silbereisen
Seine Berufung zum Kapitän kam für die Zuschauer durchaus überraschend. Mit Florian Silbereisen, einem klassischen ARD-Gesicht mit mäßigen Schauspielerfahrungen, soll das Traumschiff im ZDF wieder Fahrt aufnehmen. Und es scheint zu funktionieren, denn sein Vertrag wurde bis 2024 verlängert. Silbereisen dankte dem Team via Bild-Zeitung, „dass sie den Mut hatten, die traditionelle Sendung ganz neu anzugehen.“ Bis auf ein Tattoo und jede Menge Fans, brachte Silbereisen nämlich die Macher darauf, einmal über die Drehbücher nachzudenken, die zuletzt so seicht waren, dass die roten Fäden darin versickerten.
Ob Florian Silbereisen als Kapitän Max Prager wirklich eine große Schauspielkarriere starten kann, bleibt fraglich. Doch er schippert den Dampfer zurück in Richtung Erfolgswelle. Das ist eine reife Leistung, die bei Millionen Zuschauern Beachtung findet. Auf jeden Fall steht der Schlager bei Florian Silbereisen immer noch an erster Stelle, als Moderator in der ARD und als Juror bei DSDS bei RTL. Vielleicht lässt sich das ja auch verbinden, falls die nächste DSDS-Staffel auf einem Kreuzfahrtschiff castet und einen Schlager-Schwerpunkt setzt.