IkonenABBA: Über 100 Millionen sahen „The Last Video“ an einem Abend!
Im Halbfinale des Eurovision Song Contest im Mai 2004 hatte ein neues ABBA-Video, "Our Last Video Ever" Premiere. Die Stars waren nicht die vier berühmten Schweden selbst, sondern ihre Puppenversionen.
Regisseur Calle Åstrand verriet Hintergründe über die Geschichte des sechsminütigen Clips, den allein an einem Abend über 100 Millionen Fernsehzuschauer sahen! Hinzu kamen nochmal allein 15 Millionen Aufrufe allein bei Youtube. Den Clip gibt es weiter unten!
„The Last Video“ gilt als bislang letztes offizielles Video von ABBA, nachdem sich auf diesem Sektor 20 Jahre nicht’s mehr getan hatte. ABBA waren mit ihren Clips seit Mitte als Pioniere des Musikvideos, nachdem sie aus verschiedenen Gründen nicht mehr auf Tour gehen konnten bzw. wollten.
ABBA waren Wegbereiter des Musikvideos
Erst in den frühen 1980er Jahren wurde die Produktion von Werbeclips zum Standard in der Musikindustrie. Zu diesem Zeitpunkt hatte ABBA bereits mehr als 30 solcher Filme gedreht und war dabei, getrennte Wege zu gehen. 22 Jahre nach ABBAs letztem offiziellen Video für die Single „Under Attack“ brachten die vier Puppen in „Our Last Video Ever“ an den Start.
Mit seiner sehr einfachen Handlung ist der Clip wie ein Kurzfilm. Die Herausforderung, kein gewöhnliches Musikvideo zu machen, sondern die Gelegenheit zu nutzen, lieber eine Geschichte zu erzählen, brachte der schwedische Regisseur Calle Åstrand auf die Idee, das Video überhaupt erst zu machen, berichtet Abbasite.com. Åstrand kommt eigentlich aus Werbung und ist Regisseur mehrerer preisgekrönter Werbespots.
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Jim Hensons Puppenfabrik erschuf die ABBA-Marionetten
Die vier ABBA-Puppen nach den realen Vorbildern Agnetha Fältskog, Björn Ulvaeus sowie Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad wurden von Jim Hensons Puppenwerkstatt (Sesamstraße, Muppets) entworfen. Die Idee für das ABBA-Video kam Åstrand während eines Gesprächs mit einem Freund. Da wurde er nämlich gefragt mich, warum er noch nie ein Rockvideo gemacht habe. „Ich fand Rockvideos immer uninteressant – man sieht nur die Künstler vor einer Kamera performen und ich bin mehr daran interessiert, eine Geschichte zu erzählen.“
Wenn er schon ein Musikvideo sein sollte, dann eins mit Bands wie den Beatles, The Doors oder eben ABBA. Auf noch existierende Bands hatte Åstrand keine Lust.
Die Idee zum Video kam in Prag
Eine Woche später war Calle Åstrand bei einem Dreh in Prag und kam zufällig an einem Schaufenster vorbei. „Da standen Puppen in einem Schaufenster, die mich zum Nachdenken brachten: ‚Warum nicht eine Geschichte mit einer Puppenversion einer dieser Gruppen bauen?'“ Åstrand glaubte, dass ABBA am besten geeignet sein würden für diese Idee, und kontaktierte Björn Ulvaeus. Das ehemalige ABBA-Mitglied mochte die Idee, bat den Regisseur jedoch, sie etwas weiterzuentwickeln. Nach einigen Feinabstimmungen des Konzepts hatte Åstrand eine Geschichte entwickelt, in der die ABBA-Puppen einen Plattenvertrag suchten und ihre Songs in den Büros eines schmierigen Plattenfirmen-Moguls vorspielten.
Dem waren in der Story die vier Sänger und Sängerinnen schlicht nicht groß genug – denn nur Größe zählt. Soweit die ironische Geschichte hinter dem Clip.
Songauswahl war ein Problem
Björn, ABBA-Texter und absoluter Meister des Marketings, gab seine Zustimmung und arrangierte schnell ein Treffen mit Universal Music, den Inhabern des ABBA-Katalogs.
Schnell waren auch die anderen drei ehemaligen ABBA-Mitglieder begeistert von der Idee. Trotz ihrer Begeisterung sollte es jedoch lange dauern, bis alle praktischen Probleme im Zusammenhang mit der Produktion gelöst waren.
Die ursprüngliche Idee war es, eine Reihe bekannter ABBA-Hits in einem Medley zusammenzufügen. „Der Auswahlprozess war nicht einfach, weil es so viele gute Stücke gibt. Aber schließlich hatte ich eine Shortlist von 10 Songs, die ich Björn zeigte“, so der schwedische Regisseur weiter. „Dann haben wir es geschafft, sie auf vier Songs einzudampfen. Ich wollte „Take a Chance On Me“, weil das zur Geschichte passt. Die Plattenfirma war der Meinung, dass ‚Dancing Queen‘ aufgenommen werden sollte, da es der beliebteste ABBA-Song ist. ‚Waterloo‘ war aufgrund des 30-jährigen Jubiläums selbstverständlich. Und dann hatten wir ‚The Winner Takes It All‘, was letztendlich auch gut für die Story war.“
30. Jahrestag des ABBA-Siegeszugs
Doch die wichtigsten Frage war: Wann wäre der richtige Zeitpunkt, um dieses Video der Welt zu veröffentlichen? Die Antwort lag auf der Hand: Im Frühjahr 2004 anlässlich des 30. Jahrestages des Sieges des Eurovision Song Contest von ABBA mit „Waterloo“.
Der britische Komiker Rik Mayall, der mit der Fernsehserie „The Young Ones“ aus den 1980er Jahren berühmt wurde, spielt den Mogul der Plattenfirma. Ansonsten sind viele schwedische Schauspieler zu sehen, von denen die meisten in ihrem Heimatland sehr berühmt sind.
Björn, Benny und Agnetha besuchten das Set im März 2004 in Stockholm, um ihre Cameo-Teile im Video aufzunehmen. Frida konnte nicht anreisen, daher wurden ihre Szenen im April in London separat gedreht, etwa zur Zeit der Feierlichkeiten zum 5. Jahrestag des „Mamma Mia!“ Musicals. Mit Hilfe eines einfachen technischen Tricks werden Agnetha und Frida in derselben Einstellung zusammengefügt – das erste gemeinsame Bild der beiden Sängerinnen seit fast zwei Jahrzehnten…
Cher als Gaststar
Doch es kam nich schöner: Selbst ABBA-Fan Cher und das berüchtigte Iron Maiden-Mitglied Eddie – allerdings als Puppe – waren im Video sehen. Auch die Fahrstuhlszene aus dem ABBA-Film von 1977 wurde am Ende integriert. Da die vier damals allerdings nicht allein in dem Lift zu sehen waren, musste der australische Hauptdarsteller Robert Hughes in der Mitte des Bildes aufwändig herausretuschiert und der Puppenspieler eingefügt werden.
Calle Åstrand: „Als Agnetha sah, wie ihre eigene Puppe aussah, lachte sie und sagte: ‚Ich sehe aus wie Miss Piggy!‘ Sie fand das sehr lustig. Und Frida war begeistert, als wir ihr zeigten, was wir bisher gedreht hatten. Auch die ABBA-Masterminds Björn und Benny war ebenso begeistert von diesem unbeschwerten Ansatz. „Eines der ersten Dinge, die Björn und Benny sagten, war: ‚Der Film darf nicht anspruchsvoll sein. Stell sicher, dass er Spaß macht und frech ist – man müssen darüber lachen dürfen!‘ Und ich glaube, das haben wir erreicht.“
Als „Our Last Ever Video“ auf DVD veröffentlicht wurde, wurde der Titel in „The Last Video“ geändert. (PV)
TV-Tipp: Um 20:15 Uhr bei ProSieben die Deutschlandpremiere der Dokumentation „ABBA – Songs für die Ewigkeit“ und im Anschluss mit der HD-Fassung des einzigen Konzertmitschnitts „ABBA in Concert“ (21:20 Uhr).