Nachfolge-DiskussionFür DSDS kann es nur einen geben: Wird er der neue Oberjuror?
Nach dem endgültigen Aus für Dieter Bohlen bei DSDS und dem RTL-Supertalent bleibt die Frage wie es mit der Show weitergehen soll, die ohne den umstrittenen Produzenten undenkbar scheint.
RTL wird vor einem Dilemma stehen, dessen Folgen dem Sender in seinen Ausmaßen noch nicht ganz klar zu sein scheinen. Nicht DSDS hat Bohlen geprägt, sondern es war umgekehrt: Dieter Bohlen hat die Castingshow geprägt und niemand und nichts anderes. Die Auswirkungen dieses fatalen Fehlers einer Show, die eigentlich nie eine Personalityshow hätte sein dürfen, werden sich noch zeigen.
Dieter Bohlen hat das Format geprägt
Offenbar duldete Bohlen niemanden auf Augenhöhe neben sich, Fachleute aus den ersten Staffeln wie Thomas M. Stein (2002/2003) oder Heinz Henn (2005-2007) wurden schnell wieder entsorgt und durch immer wieder austauschbare Figuren ersetzt, die den Alleinanspruch von Bohlen auf einen Freifahrtsschein für immer und ewig nur untermauerten.
Hinzu kommt, dass es offenbar nur Bohlen jahrelang zustand, Kandidaten auf das Schlimmste zu beleidigen oder herunterzuputzen. Mitgefühl oder Respekt waren für Bohlen Fremdworte. Und das war jahrelang so gewollt und bewusst inszeniert. Bis der öffentliche Aufschrei so groß wurde, dass der Sender dafür sorgte, die Urteile der Juroren deutlich abmildern zu lassen. Damit sanken allerdings die Quoten.
Der zum größten Teil durchgescriptete Zirkus mit einer Mischung aus überhaupt nicht ernstzunehmenden Deppen – denen man nur zum Zwecke der Unterhaltung 15 Minuten Ruhm zugestand – und echten Talenten hat sich festgefahren. Und last but not least: Deutschland ist durchgecastet.
Video News
DSDS ist eine Lizenz von „Popidol“
Wie also weiter? Wie groß ist der Bewegungsradius für das Konzept eines Talentwettbwerbs mit mehreren Runden, bis zu einem Plattenvertrag für den Sieger? RTL ist bislang jedenfalls an die Vorgaben des Originals „Popidol“ gebunden, für das dem Kölner sende eine Lizenz erteilt wurde.
Am 3. April 20212 sitzt Dieter Bohlen, den das Konzept von DSDS quasi zum unantastbaren Musikmogul hochgejazzt hatte, also zum letzten Mal hinterm DSDS-Jurypult. Ohne Juroren kann es natürlich nicht weiter gehen. Wird es wieder einen Festen geben, oder die Jury komplett jährlich ausgetauscht? Und wer soll’s überhaupt machen?
Das Problem bei deutschen Musikern: „Sie nehmen sich und ihre Musik leider zumeist viel zu ernst. Schlagfertigkeit, Selbstironie und Humor haben die wenigsten“, so ein Brancheninsider zu klatsch-tratsch.de. Bohlen habe einen tiefen Fußabdruck hinterlassen: als Entertainment-Schwergewicht, ausgewiesener Musikexperte mit Kompetenz und Erfahrung im Biz durch immerwährende neue Produktionen.
Die Personalie Raab wäre der Coup des Jahrzehnts
Deshalb komme nur einer dafür in Frage, der ebenso beides in sich vereint und die Lücke auf Augenhöhe füllen könnte: Stefan Raab! „Es könnte sein, dass es auf Raab hinausläuft“, so der Insider. „Er ist von seinem jahrzehntelangen Haussender ziemlich überraschend zu RTL gewechselt mit seiner Late-Night-Show ‚Täglich frisch geröstet‘. Das könnte Teil eines schon vor längerer Zeit eingefädelten, viel größeren Deals gewesen sein: Du kriegst Deine Show, wenn Du DSDS übernimmst. Es wäre der RTL-Coup des Jahrzehnts.“ Doch wer weiß das schon so genau?
Raab war zwar nie Freund des Formats, 2007 hatte er als Reaktion darauf die Castingshow „SSDSDSSWEMUGABRTLAD – Stefan sucht den Superstar, der singen soll, was er möchte und gerne auch bei RTL auftreten darf“ ins Leben gerufen, die damals Stefanie Heinzmann gewann.
Doch der extrem leidenschaftliche Musiker Raab könnte dem Format DSDS aber die Glaubwürdigkeit geben, die sie nie hatte. Er hat einen hohen Unterhaltungsfaktor, Expertise und ja – Chuzpe. Und: Raab wird im TV immer noch schwer vermisst! „Er könnte seine einstige Band, die brillanten Heavytones, als ständige Live-Band auch für die Castings mit ins Format einbringen“, so der Insider weiter. „Das wäre schon mal eine furiose Neuerung, ohne das Format zu zerstören. Und er könnte auch produzieren.“ (PV)