Fernsehen„Let’s Dance“ ist eine Ohrfeige für alle Vereine und Tanzschulen
Im Finale von ‚Let’s Dance‘ treten heute Abend „DSDS“-Gewinner Luca Hänni (25), die Zirkusartistin Lili Paul-Roncalli (22) und der Profikletterer Moritz Hans (24) an, den RTL-Zuschauer aus der Sendung „Ninja Warrior Germany“ kennen könnten.
Sie tanzen alle auf ähnlich hohem Niveau. Und schon beim Halbfinale machte der Juror Joachim Llambi deutlich, dass es bei dem Level auf Kleinigkeiten wie die Handhaltung ankommen wird oder wann das Gewicht auf der Ferse lastet. Auch Gaby Michel vom Deutschen Tanzsportverband spricht von den besten Paarkombinationen dieser Staffel: „Hier werden Tagesform und Tänze über Sieg und Niederlage entscheiden.“
Unfaire Trainingsbedingungen?
Dass die Sendung trotz all der Anti-Pandemie-Maßnahmen weitergeführt wurde, sei allerdings auch „eine Ohrfeige für alle, deren Veranstaltungen abgesagt werden mussten und für alle Vereine und Tanzschulen, die seit nunmehr fast zwei Monaten ihren Betrieb komplett einstellen mussten“, so Michel. Die Trainingsbedingungen der RTL-Teilnehmer stünden im krassen Gegensatz zu jenen anderer Tänzer, die mal im Freien, mal in einer Tiefgarage trainierten.
„Andererseits ist „Let’s Dance“ derzeit das erfolgreichste Tanz-TV-Format (auch bei TVNow zu sehen) und sorgt mit seinen Einschaltquoten dafür, dass unsere Sportart gerade in diesen Zeiten nicht in Vergessenheit gerät“, räumt Michel ein. Laut RTL lag die Einschaltquote bei den 14- bis 59-Jährigen mit fast 19 Prozent noch ein Stück über den Werten des Vorjahres.
Insgesamt schauten im Schnitt rund 4,7 Millionen Menschen ab drei Jahren die Folgen. Medienwissenschaftlerin Joan Bleicher erklärt: „“Let’s Dance“ profitiert natürlich von dem Überdruss, den viele gegenüber der dauerhaften und teilweise wenig innovativen Informationsflut mit Sondersendungen empfinden.“
So bringt die Show auch ein wenig Ablenkung in Zeiten von Infektionsrisiken und Kurzarbeit. Sei es Gossip über mögliche Techtelmechtel zwischen Luca Hänni und Tanzpartnerin Christina Luft. Oder der Unfall von Paul-Roncalli und Massimo Sinató, die beim Training mit den Köpfen zusammendonnerten. Die immer sehr diszipliniert wirkende Artistin war danach zunächst spürbar verunsichert. (dpa)