Fernsehen„Litauen“ und „Spanien“ gewinnen ESC-Ersatzshows
Shutdown statt „Open up“: Der Eurovision Song Contest 2020 ist ausgefallen, aber ARD und ProSieben machten eigene Wettbewerbe, bei denen das Publikum seine Favoriten wählen konnte.
„Open up“ hätte das Motto des diesjährigen Eurovision Song Contest in Rotterdam lauten sollen, doch es kam die Corona-Pandemie, der Shutdown und alles anders. ARD und ProSieben sendeten am Samstagabend konkurrierende Ersatzwettbewerbe für das deutsche TV-Publikum.
Das war der ESC-Abend
Litauen gewann mit dem minimalistischen Elektropopsong „On fire“ der Band The Roop in der Sendung „Eurovision Song Contest 2020 – das deutsche Finale live aus der Elbphilharmonie“ im Ersten. Bei ProSieben gewann Nico Santos für Spanien mit dem neuen Lied „Like i love you“ den „Free European Song Contest“. Diesen neuen alternativen Wettbewerb mit eigenen Musikbeiträgen produzierte Altmeister Stefan Raab.
Im Ersten lief außerdem nach dem deutschen ESC-Finale zeitversetzt eine zweistündige internationale Ersatzshow des niederländischen Fernsehens, bei der es aber kein Voting gab.
Dafür gab es in dieser aus Hilversum bei Amsterdam präsentierten Sendung Ausschnitte aller für den ESC in Rotterdam vorgesehenen Beiträge. Am Ende der europaverbindenden Show, die von Sendern in 45 Ländern übernommen wurde, sangen die nominierten Interpreten gemeinsam – wenngleich coronabedingt von zu Hause aus – „Love Shine a Light“, den ESC-1997-Siegertitel von Katrina and the Waves.
In Anlehnung an den Hit und die Krisenlage lautete der Titel der Show „Europe Shine a Light“. In einem Einspieler sagte Björn Ulvaeus (75), Mitglied der berühmtesten ESC-Siegerband ABBA von 1974: „Lang lebe der Eurovision Song Contest.“ Ulvaeus lobte den ESC als „unglaublich schön europäisch“ und versprach, die Musikshow werde in gewohnter Weise wiederkommen. Offiziell bekanntgegeben wurde in der Show aus Holland auch, dass Rotterdam 2021 zum Zuge komme und die Show austragen dürfe.
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Raabs Show mit gigantischer Bühne – ohne Publikum
Sänger Ben Dolic lieferte zuvor im deutschen ESC-Finale der ARD mit Moderatorin Barbara Schöneberger eine Vorstellung davon ab, wie der deutsche Beitrag für die Finalshow in Rotterdam ausgesehen hätte. Mit vier Tänzern und vor großer Leinwand sang der 23-Jährige in der leeren Hamburger Elbphilharmonie „Violent Thing“.
Der von Raab erfundene „Free European Song Contest“ wartete parallel mit 16 Teilnehmern auf, darunter auch das Gastland „Der Mond“ – in Anspielung darauf, dass beim echten ESC seit Jahren ja auch das außerhalb Europas liegende Australien mitmache.
Altmeister Stefan Raab, der sich 2015 von der TV-Bühne zurückzog, überraschte zu Beginn seiner 4-stündigen ESC-Kopie höchstpersönlich mit einer Parodie. In einem Video ahmte er Nicole mit deren Siegersong „Ein bisschen Frieden“ von 1982 nach.
Schöneberger verpasste der Konkurrenz gleich zu Beginn einen Seitenhieb in einem von ihr gesungenen Medley. Dazu bemühte sie einen ABBA-Hit: „The winner takes it all, der Raab is standing small, wir sind das Original, der ESC genial.“
Voting wie beim echten ESC
Am Ende der von Steven Gätjen und ESC-2014-Gewinnerin Conchita Wurst moderierten Show wurde zu verschiedenen Repräsentanten der Teilnehmerländer geschaltet, um Punkte einzusammeln. Für welches Land die deutschen Zuschauer die meisten Stimmen abgaben, verkündeten zugeschaltet aus Los Angeles Model Heidi Klum (46) und Ehemann Tom Kaulitz (30). Es war „der Mond“, hinter dem im „Masked Singer“-Astronautenkostüm Max Mutzke gesteckt haben soll. Enthüllt hatte er sich allerdings nicht.
Überraschend war der Künstler, der für Deutschland antrat: der Musiker und Komiker Helge Schneider („Katzeklo“). Das Lied des 64-Jährigen drehte sich passend zur Corona-Pandemie ums Zuhausebleiben („Forever at home, forever alone, für immer im Haus“). Für den Sieg reichte das aber nicht.
ProSieben hatte Schneiders Teilnahme zuvor geheim gehalten. Daher war spekuliert worden, Showmaster-Ruheständler Raab könnte selbst für Deutschland ins Rennen gehen.
Topquoten für ProSieben
Traditionell ist das Finale des Eurovision Song Contest die erfolgreichste Unterhaltungsshow des Jahres. Vergangenes Jahr sahen siebeneinhalb Millionen im Ersten zu. 2020 dürften sich die Millionen auf die Ersatzshows bei ARD und ProSieben verteilt haben.
Zu den Quoten: Bei ProSieben waren 2,57 Millionen Zuschauer dabei, das waren beim Gesamtpublikum eine Quote von 9,6 Prozent.
Das „ESC“-Ersatzprogramm mit Barbara Schöneberger aus der Elbphilharmonie in Hamburg hatte die Nase jedoch vorn. Da waren 2,98 Millionen Zuschauer dabei.Nach 22.15 Uhr sahen im Ersten 1,64 Millionen Zuschauer „Europe Shine a Light“. (dpa/KT)