TV-Comeback des Jahres„TV Total“ ohne Stefan Raab: Ein notwendiger Schritt?
„TV Total“ is back! Sechs Jahre nach der letzten Folge kehrt die Kult-Show zurück auf ProSieben. Allerdings ohne ihr größtes Zugpferd. Stefan Raab ist zumindest als Moderator nicht mehr dabei, ihn ersetzt Sebastian Pufpaff. Sind die Fußstapfen zu groß?
Ein weiteres jahrelanges TV-Highlight kehrt endlich zurück! Der Mittwochabend auf ProSieben gehört von nun sogar zur besten Sendezeit „TV Total“. Die erste Ausgabe läuft schon am 10. November. Los geht’s um 20.15 Uhr. Unter Stefan Raab (55) entwickelte sich das super beliebte Format einst zu einer der angesagtesten Shows überhaupt. Irgendwann war allerdings auch da die Luft raus.
Der Star-Entertainer zog sich daher 2015 aus seinem Job vor de Kamera zurück. Damit wurde auch sein Baby „TV Total“ eingestellt. Jetzt ist der Hit wieder da, Raab aber immer noch weg. Zumindest vor der Kamera. Als Moderator ersetzt ihn Comedian Sebastian Pufpaff. Die Frage ist, ob das funktioniert.
„TV Total“ fehlte es am Schluss an Feuer und Ideen
Stefan Raab ist „TV Total“ und „TV Total“ ist Stefan Raab. Das meinen zumindest die meisten der jahrelangen Fans der Kult-Show. Von 1999 bis 2015 entertainte sich der Kölner in über 2.300 Episoden durch sein „Wohnzimmer“ mit dem fahrbaren Schreibtisch. Alleine die letzte Show im Dezember vor sechs Jahren sahen fast 1,5 Millionen Zuschauer:innen. Davor lockte die Late-Night-Show allerdings kaum noch jemand hinter dem Ofen vor. Raab war müde geworden.
Nach einer mega-erfolgreichen Anfangszeit schienen die Gags von Raab am Ende ausgelutscht. Vieles wiederholte sich, einer der kreativsten Unterhaltungs-Köpfe der Branche wirkte ausgebrannt und leer. Auch das Storyboard der Sendung war immer gleich. Übermäßige Innovation? Leider Fehlanzeige.
Für viele überschritt der Humor des Moderators außerdem Grenzen. Der Fernsehmacher setzte sich scheinbar über alles und jeden hinweg, machte oft Späße auf Kosten anderer. Vor allem Homosexuelle nahm Raab liebend gerne aufs Korn. Abmahnungen von Anwälten häuften sich. Berühmt-berüchtigt ist der „Fall Lisa Loch“, den man noch immer im Netz findet. Oder Regina Zindler und ihr Knallerbsenstrauch. Zindler zog entnervt von dem durch Raabs Song „Maschendrahtzaun“ entfachten medialen Blitzkrieg für ein paar Jahre aus dem sächsischen Auerbach weg. Heute wären solche Kampagnen mit Demütigungen und öffentlicher Häme, wie Raab sie einst durchzog, nicht mehr denkbar.
Aber: Besonders die jüngere Zielgruppe lag ihm aber aufgrund des teilweise arg kindischen Humors zu Füßen. Bewunderung für Stefan Raab, den Anarchisten. Stefan Rabb, der sich alles traut!
Video News
Stefan Raab war immer mittendrin statt nur dabei
Auch wenn die Witze nicht jedermanns Geschmack trafen, bleibt eins festzuhalten: Raab war ein Meister der Innovation. Wie kaum ein Zweiter schaffte es die selbsternannte „Killerplauze“ aus Schei*** Gold zu machen. Was die Rampensau anpackte, wurde dank perfekter Marketing-Strategie ein Hit. Unter der Dachmarke „TV Total“ feierte er einen Ableger nach dem anderen. Raab war schließlich der Erfinder von mehrstündigen TV-Events wie die „TV-Total Wok-Weltmeisterschaft“, das „TV total Turmspringen“, die „TV total Stock Car Crash Challenge“ oder „Schlag den Raab“ usw.
Das TV-Genie pokerte mit anderen Promis und sprang im Schwimmbad vom Turm. Er jagte mit einem Wok durch den Eiskanal und füllte Arenen, indem er mit Schrottautos über einen Parcours raste. Immer mittendrin: der Meister selbst. Mit „Schlag den Raab“ führte er 2006 den nächsten Unterhaltungs-Kracher ein. Das Multitalent traute sich an alles ran, installierte den „Bundesvision Song Contest“ und eine Wahlsendung. 2013 gehörte er für ProSieben-Sat.1 sogar zu den Moderatoren eines Kanzlerduells.
Und der Komiker holte sich halb Hollywood in die Show. In seinen Sendungen gaben sich absolute Superstars, wie Will Smith (53), Eminem (49), Rihanna (33) oder Justin Bieber (27), die Klinke in die Hand. Der Witzbold hatte sie alle und verstand es, menschlich und humoristisch mit ihnen auf einer Welle zu surfen. Und die Amis staunten: die Deutschen können sogar sehr witzig sei!
Bringt Sebastian Pufpaff frischen Wind in das Konzept?
Wie „TV Total“ in Zukunft ohne Stefan Raab auskommt, wird sich zeigen. Zum Ende hin wirkte das Format – wie erwähnt – arg angestaubt und immer weniger originell oder innovativ. Hier liegt die große Chance für Nachfolger Sebastian Pufpaff. Comedyfans kennen den 43-Jährigen aus vielen „heute-show“-Auftritten sowie den 3sat-Formaten „Pufpaffs Happy Hour“ und „Noch nicht Schicht“. Letzteres führte der der Moderator sogar zum Grimme-Preis.
In diesem Format führte Pufpaff in den vergangenen Monaten werktäglich mit scharfen, zehnminütigen StandUp-Monologen durch die Pandemie-Zeit. Nun also die mega Chance bei „TV Total“. Frischer Wind dürfte der Unterhaltungsmarke guttun. Und immerhin wirkt Raab ja noch hinter den Kulissen als Produzent an der Neuauflage mit.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Sebastian Pufpaff (@sebastianpufpaff)