Vergesst mich nicht!Walter Freiwald: Wer war eigentlich dieser „Mr. Teleshopping“?
Er war „Mr. Teleshopping“: Walter Freiwald, Kultfigur des Privatfernsehens, ist tot. Der Moderator und Entertainer starb bereits am vergangenen Samstag im Alter von 65 Jahren. In der Nacht zum Donnerstag gab seine Familie seinen Tod bekannt und bat um Wahrung der Privatsphäre.
In den 1990er Jahren wurde Freiwald an der Seite von Harry Wijnvoord bei „Der Preis ist heiß“ (RTL) zur oft parodierten Kultfigur, verkaufte in der TV-Show mit viel Temperament und großer Geste Kühlschränke und Gartenmöbel, die er in den höchsten Tönen anpries. Von 1989 bis 1997 lief die Show.
Schwere Kindheit mit wenig Liebe
Der gebürtige Ostfriese verriet in seinen Memoiren („Frei Schnauze und mit einem Augenzwinkern“), die 2015 erschienen, dass er eine harte Kindheit mit viel Prügel und wenig Liebe im Ruhrpott hinter sich gebracht hatte. Als jugendlicher Ausreißer flüchtete er aus seinem Elternhaus – und sei Opfer eines Sexualverbrechers geworden.
Dann schlug Freiwalds Stunde als Pionier des Privatradios unter Frank Elstner bei RTL in Luxemburg – er wohnte damals in einer WG mit Hugo Egon Balder. Helmut Markwort holte ihn später nach München, wo er Moderator von Radio Gong wurde. Freiwald durfte sich austoben, verursachte Menschenaufläufe und ein Verkehrschaos, moderierte vor 20.000 Menschen im Olympiapark.
Mit „Der Preis ist heiß“ schaffte er dann den Sprung ins Fernsehen, war neun Jahre lang Aufwärmer, Ansager, Sidekick und Show-Clown in einer Person. Der Mann im Hintergrund avancierte bis zum Ende der Show 1997 zum Publikumsliebling. Das Teleshopping blieb sein Metier. Doch nach 2010 kam der Karriere-Knick: Als seine Frau Annette gegen einen Hirntumor kämpfte, arbeitete er eine Weile nicht, um sich um sie zu kümmern – und fand dann zwei Jahre lang nichts Neues. Anfang 2015 zog Freiwald ins RTL-Dschungel-Camp („Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“). Er brauchte dringend ein Comeback, bekannte er später.
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Der Böse aus den Fernsehen
Doch in Deutschlands quotenstärkster Show wurde ihm die Rolle des bösen Fieslings zugedacht. Aus Freiwald wurde Freiwild für die Hater im Internet. Er bekam Morddrohungen und – zurück in Deutschland – Personenschutz. Die Fensterscheiben an seinem Haus in Meerbusch bei Düsseldorf waren vorübergehend abgeklebt. Eine harte Zeit für ihn und seine schwerkranke Frau.
Kritiker hielten ihm vor, selbst ausgeteilt zu haben und damit an der Dramaturgie nicht unschuldig gewesen zu sein. „Ich bin ’ne Rampensau, na klar“, sagte Freiwald im dpa-Interview. Das Ausmaß des Hasses auf seinem Facebook-Profil und seiner Homepage habe ihn trotzdem entsetzt.
Walter gegen den Rest der Welt. „Diese perverse Art – das ist gefährlich, was da im Netz passiert“, warnte er. Sein Plan ging aber letztlich dennoch auf: Er fand wieder Arbeit als Teleshopping-Verkäufer.
Dabei fühlte er sich durchaus zu Höherem berufen, nicht nur zu Samstagabend-Shows. Zweimal, 2010 und 2016, brachte sich Freiwald für das höchste Staatsamt ins Spiel: Er würde gerne für das Amt des Bundespräsidenten kandidieren. „Ich habe mich schon immer für Politik interessiert und fühle mich in der Lage, ein bisschen Politik mitzugestalten“, sagte er.
„Der Krebs ist ein Arschloch“
Erst vor zwei Wochen, am 6. November 2019, hatte Freiwald öffentlich gemacht, dass er unheilbar an Krebs erkrankt sei: „Der Krebs ist ein Arschloch und wird mich töten“, schrieb er. Und: „Ich liebe meine Frau und meine Kinder.“
Wenige Tage später bedankte er sich noch für die Flut an Zuspruch und Trost: „Danke für eure Reaktionen und euer Mitgefühl. Ihr tut mir gut. Vergesst mich nicht!“ (Frank Christiansen, dpa)