Homophobie, Sexismus & Co.Nach „Promis unter Palmen“-Eklat: Wenn Trash-TV an seine Grenzen stößt
Irgendwann hört auch ein Trash-TV-Herz auf zu schlagen. Nämlich dann, wenn es nicht mehr um Unterhaltung, sondern um Menschenfeindlichkeit geht. Wann gehen die Macher der Shows zu weit und wo zieht man die Grenze?
Hand aufs Herz: Wir alle lieben Trash-TV irgendwie. Es ist unterhaltsam, wenn Kate Merlan bei „Promis unter Palmen“ nicht weiß, ob das Rote am Himmel jetzt die Sonne oder der Mond ist, wenn Henrik Stoltenberg seine Mitstreiter mit einem „Bonschlonzo“ begrüßt oder Calvin Kleinen einen im Tee hat und den ganzen Kühlschrank umfeuert. Was allerdings überhaupt nicht unterhaltsam ist? Wenn Proll-Prinz Marcus von Anhalt homophoben Sondermüll von sich gibt und sich danach fröhlich weiter durch die Sendung saufen darf.
Unterhaltung ja, Menschenfeindlichkeit nein
In „ Das Sommerhaus der Stars“ spuckt Kubilay Özdemir im Alkoholrausch Bachelor Andrej Mangold ins Gesicht. Der wiederum zettelt gemeinsam mit Jenny Lange vor laufender Kamera eine Hetzjagd gegen Mitstreiterin und Ex-One-Night-Stand Eva Benetatou an, die in einem Mobbing-Skandal endet. In der ersten Staffel „Promis unter Palmen“ wird Claudia Obert von Bastian Yotta, Désirée Nick, Carina Spack und den anderen Mitstreitern so lange gepiesackt und ausgegrenzt, bis sie schließlich weinend auf dem Boden liegt. Im selbem Format überschreitet „Richter Gnadenlos“ Roland Schill über mehrere Folgen hinweg die Grenze zur sexuellen Belästigung. Ist das alles wirklich noch Unterhaltung?
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Wenn der Sender keine Verantwortung übernimmt
Problematisch ist das Ganze vor allem aus einem Grund: Die Sender übernehmen keine Verantwortung. In keiner der Shows ordnet der Off-Sprecher die Vorfälle ein. Triggerwarnungen gibt es nicht. Keiner der Kandidaten, die sich daneben benehmen, wird von der Produktion frühzeitig aus der Sendung geworfen. Schlimmer noch: Bei „Promis unter Palmen“ gewinnt Bastian Yotta am Ende sogar die erste Staffel. Wie kann das sein?
Mensch oder Quote?
Statements von Sat.1 und RTL gibt es erst, als das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist. Während das Netz ausrastet, entscheidet man sich schließlich doch für eine Erklärung. Später nimmt man besagte Folgen offline. Warum man diese überhaupt gesendet hat, erklärt keiner. Dabei sichten vor Ausstrahlung einer solchen Show viele Menschen das Material. Ist wirklich niemand auf die Idee gekommen, dass das gezeigte Material einfach nur menschenverachtend ist? Oder stehen für die Macher der Sendung nicht Menschlichkeit und Political Correctness an erster Stelle, sondern die Quoten?
Der Jotta ist das schlimmste was Trash TV passieren konnte
Sat1: Hold my Beer#PromisunterPalmen pic.twitter.com/a9Gp4l3dCh— Janni (@ShesAFamilyGirl) April 12, 2021
Verantwortung hört beim Zuschauer nicht auf
Ebenfalls problematisch: Genau diese Shows fahren Top-Quoten ein. Und so casten SAT.1, RTL & Co. ihre Kandidaten eben weiterhin nach Eskaltionspotenzial. Denn auch wenn sich die Trash-TV-Liebhaber alle einig sind, dass Homophonie, Rassismus, Sexismus und Mobbing kein Entertainment sind, schalten sie nächste Woche trotzdem wieder ein! (AB)