FehlentscheidungKristen Stewart: Ihre Oscar-Nominierung ist ein Witz!
Jedes Jahr gibt es Oscar-Nominierungen, die Fragen aufwerfen. Im Fall von Kristen Stewart hat man das Gefühl, hier geht es gar nicht mehr um die Leistung, sondern um mediale Aufmerksamkeit und Politik.
Die Oscars sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Mit jedem Jahr wird die Kritik lauter, dass die Entscheidungen der Academy nicht nachvollziehbar seien: zu weiß, zu einseitig, zu oberflächlich, zu pr-mäßig. Dabei steht der Mann mit dem goldenen Schwert seit jeher für höchste Filmqualität – zumindest laut der Gründer.
Lange Tradition der Macht
Die Idee zu der Auszeichnung, die ohne Frage bis heute weltweit Türen und Tore für die Preisträger öffnet, soll Louis B. Mayer gehabt haben. Als einer der mächtigsten Produzenten seiner Zeit wollte der MGM-Studio-Boss 1929 dem Photoplay Award, der von den Lesern des gleichnamigen Magazins vergeben wurde, mit Kompetenz entgegentreten. Mit dem Oscar zeichnen nämliche Filmprofis Kollegen aus.
Allerdings ist die Academy seit Beginn an nicht divers besetzt und auch die Macht der Studios auf die Entscheidungen ist nicht zu leugnen. So steigen die Gewinnchancen, je aufwendiger der Film beworben wird und je höher die Produktionskosten waren. Low-Budget-Produktionen können selten glänzen – Ausnahmen bestätigen hier die Regel.
Netflix geht mit den meisten Oscar-Nominierungen ins Rennen.
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Wenig Leistung und viel Klischee
Erst in den 1940er Jahren begann der Oscar auch Menschen außerhalb der Branche zu interessieren, seit in den 1950er Jahren das TV eingestiegen ist, hat sich die Verleihung zum glamourösesten Event des Jahres gemausert, bei dem die wichtigsten Stars und Macher zusammenkommen, um sich gegenseitig zu feiern.
Nun gut, was hat das mit Kristen Stewart zu tun? Wer den Film „Spencer“ gesehen hat, weiß, dass die Schauspielerin mit ihren zwei bis drei bewährten Gesichtsausdrücken dem komplexen Charakter von Lady Di keinen Ausdruck verleihen kann. Wer den Film gesehen hat, wird danach nicht gedacht haben: Das war aber eine oscarreife Leistung!
Kristen Stewart bleibt ganz bei sich
„Stewarts Darstellung der Diana ist abgesichert durch bemühten britischen Akzent und punktiert mit Versatzstücken, ikonischen Posen, die man aus der Presse kennt“, urteilt die Süddeutsche Zeitung und meint es noch gut mit Kristen Stewart. Andere gehen da härter ins Gericht, so twittert die Journalistin Sarah Hagi: „Ok, also Spencer bringt Kristen Stewart eine Nominierung dafür ein, dass sie Kristen Stewart spielt, die Prinzessin Diana gibt.“
Kaum zu verstehen sind die Kollegen vom NDR, die meinen, Kristen Stewart sei gegen den Strich besetzt worden, denn die Schauspielerin, die als scheu und leicht verkrampft gilt, nimmt genau das als Stilmittel für ihre Darstellung der Prinzessin. Was fasziniert also an dem Film „Spencer“ und seiner Hauptdarstellerin?
Die Faszination der Lady Di
Ist es nicht vielleicht so, dass allein der Glanz von Lady Di auch fast 25 Jahre nach ihrem Tod noch Wirkung zeigt? Dabei ist es scheinbar egal, ob eine Doku im Fernsehen läuft, eine Serie auf Netflix oder ein Film im Kino. Es wird geguckt und geschluchzt – es sei denn, man gehört zur königlichen Familie oder kannte die Prinzessin persönlich.
Prinz Harry habe „Spencer“ mit Kristen Stewart jedenfalls entsetzt, ja, der Film soll der Grund sein, warum er keine Lust hat, die Oscar-Verleihung zu besuchen, während Meghan das Übel angeblich in Kauf nehmen würde, um endlich wieder richtig in Hollywood anzukommen. Ist die Nominierung also ein typischer amerikanischer Schlag gegen die neidisch beäugten Royals, weil hier nur Traumprinzen regieren und keine Adeligen?
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Andere Stars werden übergangen
Offizielle Statements der royalen Familie zum Film gibt es selbstverständlich nicht. Aber Dianas Biografin Ingrid Seward ließ verlauten, dass es das Wochenende in Sandringham, wie es hier dargestellt wird, so bestimmt nicht stattgefunden hat. Die Entscheidung, sich von Charles scheiden zu lassen, habe die Prinzessin viel früher getroffen und Sandringham gemieden. Ok, lassen wir das, denn für das Drehbuch ist Kristen nicht verantwortlich.
Was ist aber mit den Schauspielerinnen, die eine Oscarnominierung verdient hätten, aber komplett leer ausgehen? Wie Rachel Zegler aus Steven Spielberg’s „West Side Story“, Jennifer Hudson, die „Aretha Franklin“ regelrecht vom Gesang bis zur Seele verkörpert, Caitriona Balfe aus dem mehrfachen nominierten „Belfast“ oder sogar Lady Gaga für „House of Gucci”…?
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Nichts ändert sich bei der Academy
Trotz der selbstauferlegten Quote, die nach dem Skandal von 2016, als schwarze Filmschaffende bei den Nominierungen komplett übergangen wurden, eigentlich bis 2020 dafür sorgen sollte, dass der Oscar wirklich alle berücksichtigt, die eine Auszeichnung verdient hätten, also auch Frauen außerhalb weiblicher Kategorien und insgesamt Angehörige ethnischer Minderheiten, sind alle nominierten Hauptdarstellerinnen übrigens weiß. Als Ausgleich dienen wohl Will Smith und Denzel Washington bei den Herren.
Kristen Stewart hat es ohne Quote und ohne Leistung irgendwie geschafft, die Academy davon zu überzeugen, dass sie eine gute Wahl ist. Vielleicht weil sie berühmt ist, vielleicht weil sie auf dem Filmfest in Venedig bei der Premiere bejubelt wurde, vielleicht, weil wichtige Menschen in Hollywood noch viel mit ihr vorhaben, vielleicht weil andere wichtige Menschen in Hollywood zeigen wollen, dass sie ihr vergeben, dass sie keine Blockbuster mehr macht.
And the Oscar goes to…
Das sind alles keine Gründe, andere Glanzleistungen zu übersehen. Den Goldjungen wird Kristen Stewart am Ende jedenfalls nicht mit nach Hause nehmen, wenn es noch so etwas wie Gerechtigkeit gibt. Falls doch, wäre das nicht nur ein schlechter Witz, sondern eine Ohrfeige für Olivia Colman, Nicole Kidman, Jessica Chastain und Penelope Cruz, die ebenfalls nominiert sind und die die Auszeichnung so viel mehr verdient hätten als Kristen Stewart.