Coming soonPreview „Hinterland“: Sowas gab’s noch nie im deutschsprachigen Kino
Einen solchen Film hat man noch nicht gesehen im deutschsprachigen Kino: Oscar-Gewinner Stefan Ruzowitzky ist mit "Hinterland" ein bildgewaltiger, atmosphärisch dichter Thriller mit unverkennbarer Handschrift gelungen, der an moderne Kultfilme wie „Sieben“ oder „Sin City“ ebenso erinnert wie an die Meisterwerke des expressionistischen Films der 1920er-Jahre.
Der österreichische Schauspieler Murathan Muslu (39, „7500“, „Skylines“) empfiehlt sich als kommender Superstar in seiner Rolle als desillusionierter Kriegsheimkehrer in Wien, der sich seinen eigenen Dämonen stellen muss, um einem mysteriösen Killer das Handwerk legen zu können.
Darum geht’s in „Hinterland“
Wien 1920. Nach Jahren in Kriegsgefangenschaft kehrt der ehemalige Kriminalbeamte Peter Perg (Murathan Muslu) aus dem aus dem ersten Weltkrieg nach Hause zurück. Doch das Wien, das er vorfindet, ist nicht mehr das, was er kannte. Das Kaiserreich ist zusammengebrochen. Die neue österreichische Republik lebt von sozialer und künstlerischer Freiheit, hat aber auch bereits mit dem Aufkommen antidemokratischer Bewegungen und Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Im Haus regiert die Concierge (Margarethe Tiesel), seine geliebte Frau hat mit dem Kind die Stadt schon lange verlassen
Und Perg ist ein Fremder in seiner Heimatstadt. Gerade als er sich auf den Weg zu seiner Familie machen will, wird er mit dem grausamen Mord an einem seiner ehemaligen Kameraden konfrontiert – und das bleibt nicht der einzige Fall dieser Art. Perg erkennt, dass er mit allen Opfern persönlich verbunden ist und bleiben muss, um den Mörder zu finden.
Die kühlen Gerichtsmedizinerin Dr. Theresa Körner (Liv Lisa Fries) wird zu seiner Verbündeten, nicht zuletzt aufgrund einer gemeinsamen Vergangenheit. Im Laufe ihrer Ermittlungen stellen sie fest, dass sie es nicht nur mit einem brutalen und systematisch vorgehenden Mörder zu tun haben, sondern auch mit Intrigen innerhalb der Polizei. Peter Perg kämpft für Gerechtigkeit, doch als sich das Netz des Mörders um ihn selbst schließt, steht Perg vor dem moralischen Dilemma seines Lebens.
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Krimi fast ausschließlich mit Blue-Screen-Technik
„Hinterland“ macht in jeder Einstellung die innere Zerrissenheit seiner Hauptfigur und die äußere Fragilität der Gesellschaft gleichzeitig sichtbar und dadurch den Film für seine Zuschauer sowohl virtuell und als auch emotional zu einem außergewöhnlichen Ereignis.
Der Film lässt auf eine sehr spezielle Produktionsgeschichte blicken und die ist besonders: „Hinterland“ wurde fast ausschließlich vor schlichter Blue-Screen-Kulisse gedreht! Dazu sagte Regisseur Stefan Ruzowitzky („Die Fälscher“, „Narziß und Goldmund“) : „Wir haben versucht, für ‚Hinterland‘ das Abbild einer im Grunde verzerrten Welt zu erschaffen, eine digitale Version des Stummfilmklassikers ‚Das Kabinett des Dr. Caligari‘, indem wir mit expressionistisch krummen Kulissen gearbeitet haben. ‚Hinterland‘ entstand fast komplett vor Blue-Screen. Wir haben versucht, ein aufregendes Gleichgewicht zu erschaffen zwischen dieser harten, lauten, brutalen Männerwelt und den komplexen Seelenlandschaften unserer Protagonisten mit ihren existenziellen Wunden.“
Großartiger Cast
Das Szenenbild, das nicht von ungefähr an die modernen und expressionistischen Motive des Kinos der 20er Jahre erinnert, entstand nämlich hauptsächlich am Computer (Digital Design Art Director: Oleg Prodeus, Digital Design VFX Supervisor Ronald Grauer für Benuts).
Dafür inszenierte Stefan Ruzowitzky den hochkarätigen Cast von Murathan Muslu (Die Hölle, Wilde Maus, Skylines), über Liv Lisa Fries (Babylon Berlin), Marc Limpach (Bad Banks) und Maximilian von der Groeben (Fack ju Göhte) bis hin zu Matthias Schweighöfer (100 Dinge) vor nacktem blauem Hintergrund. Für die Bildgestaltung zeichnet der mehrfach preisgekrönte Kameramann Benedict Neuenfels (Styx) verantwortlich, für die Entwicklung des visuellen Stils und den Schnitt der Editor Oliver Neumann (Joy).
Kinostart ist der 7. Oktober.
Das ist Murathan Muslu
Murathan Muslu ist ein österreichischer Schauspieler, der 1981 in Wien in eine tu?rkische Einwandererfamilie hineingeboren wurde. Von der Schule ging er als 15-Jähriger ab und frönte seiner Leidenschaft des Sammelns und Anschauens von Filmen auf VHS-Kassetten. Dies sei seine „Schauspielschule“ gewesen, wie er selbst sagt. Von den Kassetten sind bis heute immer noch 5000 Stück in seinem Besitz.
Nach einer kurzen Karriere als Profifußballer, die er mit 18 wegen einer schweren Knieverletzung aufgeben musste, konzentrierte er sich auf seine Musikerlaufbahn als Rapper/Musiker mit seiner Band Sua Kaan, die 2007 einen politischen Eklat auslösen sollte: Die Gruppe wurde von österreichischen Politikern beschuldigt, junge Immigranten dazu zu ermutigen, Krawall zu machen.
Schließlich drehte Umut Dag das Musikvideo von Sua Kaans erstem großen Hit „Wer“. Im Gegenzug spielte Muslu in Dags Kurzfilm-Debüt „Papa“ (2011), der mit dem renommierten deutschen Nachwuchspreis First Steps geehrt wurde und den Beginn von Muslus überaus produktiver Schauspielkarriere markierte. Innerhalb von vier Jahren machte er sich einen Namen mit dem Gewinn der beiden wichtigsten Schauspielpreise Österreichs für seine Hauptrolle in „Risse im Beton“ (2014).
Seither spielte er tragende Rollen in u?ber 20 deutschen und österreichischen Film- und Fernsehproduktionen. Verstärkte Aufmerksamkeit wurde Muslu in Stefan Ruzowitzkys Sky- Original-Serie „8 Tage“ und der Netflix-Serie „Skylines“ sowie Patrick Vollraths intensivem Thriller 7500 (2019) zuteil.