Exklusives Interview80er-Megastar Kim Wilde: „Es war nicht alles schlecht in 2020“
Am 18. November ist Kim Wilde 60 Jahre alt geworden. Zu ihrem Ehrentag erschien ihr festliches Album „Wilde Winter Songbook“ in einer Deluxe-Edition mit neuen Songs sowie Duetten mit Rick Astley und Nik Kershaw. Mit den Hits aus der Feder ihres Bruders Ricky Wilde schrieb sie in den Achtzigern Musikgeschichte.
In ihrer Heimat ist sie die Britin mit den meisten Hit-Singles in besagter Dekade. Im Interview mit klatsch-tratsch.de-Starreporterin Katja Schwemmers verrät Kim Wilde, warum sie sich um ihren Vater sorgte, wieso sie George Michael auf ihrem Album ein Denkmal setzt und wie ihr Weihnachten 2020 aussieht.
Ms. Wilde, wie ist es Ihnen im Corona-Jahr 2020 ergangen?
Es war eine herausfordernde Zeit für uns als Familie. Mein Vater (der Rock’n’Roll-Sänger Marty Wilde, Anm. d. Red.) hatte zu Beginn des Lockdowns einen Herzanfall und brach zusammen. Der Gesundheitsdienst rettete sein Leben. Es war beängstigend. Zum Glück ist mein Dad emotional, mental und körperlich stark – er bekam einen Herzschrittmacher und ist wieder guter Dinge. Er hat mich einmal mehr inspiriert. Im Endeffekt sind wir stärker aus dem Lockdown rausgekommen als wir in ihn reingegangen sind.
Es war also nicht alles schlecht?
Bei allem Schrecklichen, was in der Zeit passiert ist, werde ich den letzten Sommer in positiver Erinnerung behalten. Es war wundervoll, unverhofft so viel Zeit mit meinem Dad zu verbringen. Denn eigentlich wäre es ein stressiges Jahr für mich geworden mit vielen Festivals und Konzerten. Und wenn ich etwas aus 2020 gelernt habe, ist es, dass ich zuvor zu viel gearbeitet habe und mehr Zeit Zuhause verbringen sollte.
Gibt es etwas Neues, was Sie ausprobiert haben?
Ich musste schnell lernen, wie man Videos macht. Mein Vater brauchte für sein Album ein paar Clips, aber wir saßen ja Zuhause fest während des Lockdowns. Also nahm ich meine Kamera und fing an zu filmen. Ich habe das erste Mal in meinem Leben Regie geführt. Das war merkwürdig, nachdem ich immer selbst vor der Kamera gestanden hatte. Es war wunderschön, ihm mit dem Album zu helfen, speziell in diesem Stadium seines Lebens. Mein Dad feiert jetzt bereits in der achten Dekade Charterfolge in England.
Hier geht’s zum ersten Teil des Interviews mit Kim Wilde
Sind Sie immer noch leidenschaftlich, was das Gärtnern anbetrifft?
Sehr! In diesem Sommer sah mein Garten besser aus denn je! Der Garten ist Kirche und Fitnesscenter für mich. Ich habe es wirklich genossen, mich ihm ganz widmen zu können. Mein Mann und ich haben Kartoffeln und Tomaten angepflanzt und waren so verbunden mit dem Stück Land. Diese ganze Covid-19-Zeit hat Menschen dazu veranlasst, wieder mehr Verbindung mit der Natur aufzunehmen. Die Natur war der Platz, an dem Menschen dieses Jahr Frieden finden konnten.
Friedvoll, wenig kitschig und eher minimalistisch mit schönen Stimmen und viel Atmosphäre klingt Ihr Weihnachtsalbum. Wollen Sie sich damit bewusst von anderen Platten zum Fest absetzen?
Ja, denn für viele Menschen kann Weihnachten auch eine schwierige und isolierte Zeit sein. Ich wollte das Weihnachtsfest deshalb auf verschiedene Arten reflektieren und mich nicht nur am Tannenbaum, den Lichtern und dem Familienglück abarbeiten. Es gibt Freudevolles und Lustiges wie bei „Rockin’ Around The Christmas Tree“, Romantisches mit „Winter Wonderland“, Philosophisches wie bei „Hope“, was im Zuge von Corona noch mal eine andere Bedeutung bekommt. Weihnachten kann aber auch einsam und kalt sein, wie bei „Song For Beryl“. Das wollte ich nicht unter den Tisch kehren.
Gibt es die einsame ältere Person in „Song For Beryl“ wirklich?
Sie war eine Freundin unserer Familie. Sie verstarb vor einigen Jahren. Wir hatten uns mit ihr angefreundet und begleiteten und unterstützten sie auf dem letzten Teil ihres Lebensweges. Ich bekam dadurch einen tiefen Einblick, wie es für eine ältere Person ist, die ganze Zeit allein zu sein – speziell an Weihnachten. Es gibt viele Menschen, denen es so geht. Diesen Song haben wir für sie geschrieben.
Mit „Keeping The Dream Alive“ (zu deutsch: „So lang’ man Träume noch leben kann“) haben Sie ein Lied der Münchener Freiheit auf der Platte.
Das war immer einer meiner Lieblingssongs, als er in den Achtzigern rauskam. Für mich ist es ein klassisches Weihnachtslied, das in einer Reihe steht mit all den anderen Klassikern zum Fest. Ich weiß, bei euch ist der Song nicht mal ein Weihnachtslied; aber er fängt Gefühle ein, die Menschen zu Weihnachten haben. Er handelt von Hoffnung in einer schwierigen Zeit und davon, deinen Traum am Leben zu halten. Das ist für viele Menschen gerade jetzt schwer. Aber dieser Song kann Hoffnung und Stärke vermitteln, um nicht aufzugeben.
Sie covern auch „Last Christmas“ von Wham! Hat das mit George Michael zu tun?
Nur mit ihm! Ich fand es so tragisch und ironisch, dass George Michael ausgerechnet an Weihnachten starb. Das ist eine der traurigen Tatsachen des Weihnachtsfestes: Wir werden durch den Song immer daran erinnert, so einen großartigen Künstler verloren haben. Ich habe ihn nur einmal bei der TV-Show „Top Of The Pops“ getroffen. Er machte so einen Wirbel um mich, dass es mir fast peinlich war. Er war so unglaublich charmant. Er hatte leider seine Dämonen und Schwierigkeiten, mit dem Ruhm klarzukommen. In dem Lied schwingt so viel mit. „Last Christmas“ ist also mein Tribute an George Michael und die Freude, die er Millionen Menschen überall auf der Welt mit seiner unglaublichen Stimme und seinem außerordentlichen Talent gebracht hat.
Was wird bei Ihnen zu Weihachten gekocht?
Um das Weihnachtsdinner kümmert sich immer mein Mann. Er ist ein großartiger Koch. Es gibt ganz traditionell einen Putenbraten mit Kostbarkeiten gefüllt. Wir werden uns einen Weihnachtspudding schmecken lassen. Ich glaube, weil es für uns auch ein schwieriges Jahr war, wird es ein sehr reflektierendes Weihnachten werden, über die Jahre, die ins Land gegangen sind. Aber das gilt dieses Jahr wohl für alle Menschen: Es dürfte jede Menge Seelensuche überall auf der Welt passieren.
Wie halten Sie es mit der Weihnachtsdekoration? Darf es ein bisschen mehr sein?
Ich habe unglaublich viel Weihnachtsschmuck über die Jahre angesammelt, Etliches stammt von den Weihnachtsmärkten in Deutschland. Es war so viel, dass ich mich von einigem trennen musste, insofern kann ich es nicht ganz so übertreiben. Der Song „One“ auf der Platte handelt übrigens davon, wie ich in meiner Schachtel mit Weihnachtsdeko stöbere und die Geister längst vergangener Weihnachten mich in Form von Erinnerungen einholen. Ich besitze tatsächlich ein paar ganz alte Teile, die mir viel bedeuten. Für mich ist das Baumschmücken ein Ritual, dass ich nicht missen möchte. Deshalb habe ich mir vorgenommen, mich dieses Jahr dabei zu filmen und das Video online stellen. Ich lade also alle ein ins Zuhause der Wildes.
Welches Weihnachtsalbum würden Sie als erstes zu Weihnachten auflegen: das von Robbie Williams, Michael Bublé oder Jamie Cullum?
Definitiv Michael Bublé. Denn das ist eines der Alben, die ich tatsächlich jedes Jahr höre. Ich liebe Jamie Cullum, den würde ich direkt danach spielen. Und Robbie geb ich zumindest eine Chance.
Album: Kim Wilde „Wilde Winter Songbook – Deluxe Edition“ (Earmusic/Edel)
Geplante „The Greatest Hits Tour 2021“
30.09.21 Mannheim, Capitol
01.10.21 Stuttgart, Im Wizemann
02.10.21 München, Circus Krone
04.10.21 CH-Zürich, Volkshaus
05.10.21 Saarbrücken, Congresshalle
06.10.21 Köln, E-Werk
07.10.21 Hannover, Capitol
09.10.21 Leipzig, Haus Auensee
10.10.21 Hamburg, Große Freiheit 36
12.10.21 Offenbach, Capitol
13.10.21 Berlin, Tempodrom
14.10.21 Rostock, Stadthalle