Quartett aus den Niederlanden„Champagne“: Wie die dreiste Kopie von ABBA scheiterte
Champagne waren eine niederländische Popgruppe, die 1976 in Rotterdam gegründet wurde und im Zuge der ABBAmania in Europa und Australien mit absahnen wollten. Der Erfolg war nur von kurzer Dauer.
Der Stil von ABBA wurde ja nicht allzu oft kopiert, die wenigenVersuche scheiterten. Simple Mitsing-Melodien mit zeitlosem Kinderliedcharakter, Refrains und Harmonien im Kanon- und Chorgesang – das war und ist der einzigartige ABBA-Sound bis heute. Klingt simpel, war es aber nie. Denn so einfach die Hits der Schweden klingen, umso komplexer waren die Arrangements der ABBA-Songs. Und das sind sie bis heute.
Mit ihrem Comeback – 40 Jahre nach dem letzten ABBA-Album „The Visitors“ – bleiben sich die schwedischen Pop-Götter mit dem Album „Voyage“, das am 5. November veröffentlicht wird, absolut treu. Wir erinnern hier ein das kurze Aufflackern dieser ABBA-Kopie Ende der 1970er…
„Champagne“ war die Antwort auf ABBA
Zur Hoch-Zeit von ABBA schickte sich 1976 („Dancing Queen“ war gerade herausgekommen) ein Quartett aus Rotterdam an, die Hitparaden zu erobern und das sich frech bei ABBA bedienten. „Champagne“ nannte sich das niederländisches gemischte Doppel. Zu dem Vokalensemble gehörten Paulette Bronkhorst, Trudy Huysdens, Bert van der Wiel († 2009) und Jan Vredenburg.
Stimmlich waren die Herrschaften durchaus weit vorn, hatte doch jeder für sich schon als Front- oder Backgroundsänger/-in in verschiedenen Projekten mitgewirkt.
Um sich wenigstens ein bisschen von ABBA abzuheben wurde „Champagne“ optisch ein aus heutiger Sicht etwas lächerlicher Roaring-Twenties-Nostalgie-Look im Gatsby-Stil verpasst. Soundtechnisch wollte man irgendwo zwischen ABBA und der 70er-Jahre-grammyprämierten US-Vocalgruppe Manhattan Transfer liegen.
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„Rock’n‘ Roll Star“ war der größte Hit
Ende 1976 erschien die Debüt-Single „Rock and Roll Star“ und wurde in vielen Ländern Europas tatsächlich ein Hit. Die Nummer kam in die Top 10 in den Niederlanden und Deutschland und erreichte sogar die amerikanischen Billboard-Charts, wo sie vier Wochen lang blieb. In Belgien war der Song sogar auf Platz 1.
Kenner waren eher geschockt, erinnerte der Songaufbau krass an den ABBA-Song „SOS“. Auch die Nachfolgesingle „Oh Me, Oh My, Goodbye“ erinnerte entfernt an den ABBA-Klassiker „Knowing Me, Knowing You“. Die dritte Single „Valentino“ halten Fans des niederländischen als ihre beste. ABBAs „Fernando“ lässt grüßen.
1981 war schon wieder Schluss
Nach dem Song ging’s international wieder abwärts für die Vier. Sie verschwanden schnell aus den internationalen Charts, landeten nicht mal mehr in den Top 50. In Westeuropa flotten sämtliche Nachfolgesingles. In ihrer Heimat konnten Champagne eine gewisse Beliebtheit vorweisen. Die Hinwendung zum Discosound brachte nach 1978 auch nix. 1981 wurde das Projekt begraben. ABBA hatten zur selben Zeit eine „Pause“ verkündet, die 40 Jahre anhalten sollte.
2007 kam ein „Best-Of“-Album von Champagne raus (2018 wieder veröffentlicht), das man eigentlich mit einer Comeback-Tour durch die Niederlande verbinden wollte. Auf die Auftrittstermine wartet man noch bis heute.