KonzertberichtGary Barlow macht jetzt Swing: Das war die exklusive Show in der Elbphilharmonie
Er tanzte Boyband-Choreografien, machte Michael Bublé Konkurrenz und spornte zum Handy-Gebrauch in Hamburgs Elbphilharmonie an: Gary Barlow gastierte für ein einziges Solo-Konzert in Deutschland. Klatsch-tratsch.de-Reporterin Katja Schwemmers war am Freitag dabei und erntete in der ersten Reihe einen Händedruck vom Take-That-„Captain“.
Einmal im Jahr bestimmt der Software-Konzern SAP, einer der Hauptsponsoren der Elbphilharmonie in Hamburg, welcher Künstler im Großen Saal spielen wird. Zum Glück für alle Beteiligten, die am Freitag dabei waren, fiel die Wahl auf Gary Barlow (48), im Hauptberuf seit 30 Jahren Mastermind und Leadsänger von Take That.
Wenn er überhaupt schon mal ein Konzert im Alleingang in Hamburg gegeben hat, muss es in der Band-Pause gewesen sein – Ende der Neunziger scheiterte er kläglich bei dem Versuch, mit zwei Alben seine Solo-Karriere zum Laufen zu bringen. Aber die Zeiten haben sich geändert: Take That gehören längst zu den erfolgreichsten britischen Bands, und Barlow ist so was wie britisches Nationalheiligtum des Pop – auch dank seiner Arbeit für die Queen.
Als Solist gibt es ihn in Deutschland so gut wie gar nicht, was diesen Auftritt so besonders macht.
Jede Menge Take-That-Hits
Die Original-Take-That-Begleitband spielt ELOs „Mr. Blue Sky“ als Intro, und reichlich Vorschuss-Jubel brandet auf, als der Künstler freudestrahlend, im adretten graukarierten Anzug die Bühne betritt. „Guten Abend! Wer ist bereit für ein bisschen Musik?“, ruft Barlow ins Rund und eröffnet hinterm Klavier zum fetzigen „Shine“. Mit „Greatest Day“, „Flood“ und „Patience“ haut er gleich drei weitere Hits raus. An den Reaktionen in den ersten Reihen lässt sich gut ablesen, wer zum Software-Unternehmen gehört und wer Fan ist.
Tut er es oder tut er es nicht? Er tut es: Mit Augenzwinkern tanzt Barlow zu „Pray“ von 1993 die Original-Choreografie, die mit einer Pirouette vorm Mikrofon endet. Boyband-Moves in der Elphi – die Ladies im Saal macht es glücklich.
Zum Höhepunkt der Show wird ein Swing-Medley aus umarrangierten Take-That-Oldies wie „Sure“ und „Could It Be Magic“: Barlow zeigt Wums, trippelt über die Bühne, schraubt seinen Falsett in die Höhe, die fünfköpfige Band klingt derweil wie ein Orchester. Grandios! Und ein stilistischer Vorgeschmack auf das vierte Solo-Album, an dem Barlow gerade arbeitet. Michael Bublé kann sich schon mal warm anziehen!
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Nach 75 Minuten ist alles vorbei
„Am Klavier ist’s am Schönsten“, findet Barlow. Eingeschworene seufzen laut, als er dort seine frühe Solo-Single „Forever Love“ anstimmt. „A Million Lovesongs“ lässt er durch das Saxophon-Spiel von Sidekick Mike Stevens dekorieren – wundervoll! Für den Klassiker „Back For Good“ von 1995 holt er sich den Chor vom Publikum. Mit „Relight My Fire“ wird der Saal zur Disco – jetzt tanzen auch die Software-Männer!
Und so viele Mobiltelefone hat die noble Kulturstätte auch noch nicht gesehen: Bei „Rule The World“ bittet Barlow darum, diese in die Höhe zu halten und singt dazu im Lichtermeer. Zu „Never Forget“ streckt der Saal im Kollektiv die Arme für die Klatschchoreografie gen Himmel – da kann man schon mal nostalgisch werden. Barlow schüttelt noch Hände in den ersten Reihen und macht Selfies. Nach 75 Minuten ist Schluss. Bei Ticketpreisen bis zu 290 Euro war das kein günstiges Vergnügen, dafür aber unbezahlbar gut!