Happy Birthday!Heino wird 80 Jahre jung: Volksmusik, Schlager, Rock
Heute wird einer der größten Künstler Deutschlands 80 Jahre alt: Heino. Er ist der beste Beweis dafür, dass man nur so alt ist, wie man sich fühlt: „Ich werde 80, aber ich fühle mich körperlich und mental wie ein 50-Jähriger,“ sagt er selbst. Wir sagen: Happy Birthday, Heino!
Anfangs deutete noch wenig darauf hin, dass der in Düsseldorf-Oberbilk geborene Heinz Georg Kramm zu einem der berühmtesten Sänger Deutschlands aufsteigen sollte. Sein Vater, ein Zahnarzt, fällt im Zweiten Weltkrieg, da ist er gerade mal drei Jahre alt. Ein Schicksal, das er mit vielen Kindern der Kriegsjahre teilt. Seine Mutter muss sich und die zwei Kinder allein durchbringen. „Sie arbeitete viel. Ich bin mit meiner Schwester, die fünf Jahre älter ist, bei meiner Oma aufgewachsen“, erinnert sich Heino.
Sie nannten ihn“Gummi“
Dort ist er mehr oder weniger sich selbst überlassen. Obwohl seine Mutter es sich nicht leisten kann, schenkt sie ihm im Alter von acht Jahren das gewünschte Akkordeon zu Weihnachten, das sie in Raten abzahlt. Ihr zur Liebe macht er eine Lehre als Bäcker und Konditor, bis er sich voll und ganz seiner eigentlichen Leidenschaft – der Musik – zuwendet.
Nebenher kickt er bei der Düsseldorfer Stadtmannschaft SC Schwarz-Weiß 06. Er bekommt den Spitznamen „Gummi“ verliehen, „weil ich so gelenkig und akrobatisch war“, so Heino. Seine erste Ehe schließt er 1959 mit Henriette Heppner, aus der ein Jahr später der Sohn Uwe hervorgeht. In den 60er Jahren tritt er mit einem von ihm gegründeten Musiktrio bei einer Modenschau auf.
Dort wird er von Schlagersänger Ralf Bendix entdeckt, der ihn auch die nachfolgenden 25 Jahre als Produzent und Komponist begleiten soll. Heino bringt 1965 seine erste Single „Jenseits des Tales“ auf den Markt. Ein Senkrechtstart: Sie verkauft sich mehr als 100.000 Mal.
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1967 dann der große Durchbruch
Mit dem Album „Kein schöner Land“ gelingt Heino 1967 der endgültige Durchbruch. Es sind überwiegend Volkslieder, mit denen er in den politisierten, von englischen Beatbands dominierten Sechzigern Erfolge feiert. „Für mich war es eine Frustreaktion, deutsch zu singen, weil im Radio überwiegend englische Musik lief.“ Heino eifert damit auch seinem Idol Freddy Quinn nach und singt mit seiner Bariton-Stimme das R so präzise wie kein anderer.
„Ich habe diese Lieder von Herzen gerne gesungen“
Während er damit für die einen Identifikationsfigur ist, ist er besonders für politisch Linke mit seiner unkritischen Haltung gegenüber den Liedern, derer sich auch die Nationalsozialisten bedienten, ein Dorn im Auge. „Wer bös’ denkt, ist bös’. Ich habe diese Lieder von Herzen gerne gesungen, und ich würde den gleichen Weg noch mal gehen“, sagt Heino rückblickend. In der DDR wird er als „Leitfigur der Reaktion“ sogar verboten.
1972 kommt mit „Blau blüht der Enzian“ Heinos größter Hit; das Lied nimmt er später auch noch mal in einer Rap-Version auf. Im selben Jahr lernt er seine dritte Frau Hannelore Auer bei der „Miss Austria“-Wahl in Kitzbühel kennen. Das Paar heiratet 1979. Mit ihr tritt er auch als Heino & Hannelore in gemeinsamen TV-Shows auf.
Zu Heinos Markenzeichen werden die blonden Haare und die dunkle Sonnenbrille. Letztere setzt er anfangs nur auf, um die durch eine Morbus-Basedow-Erkrankung hervortretenden Augen zu verdecken. Immer wieder sorgt Heino für Kontroversen, zum Beispiel als er in den Siebzigern auf Bitten des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger alle drei Strophen des Deutschlandliedes auf Schallplatte aufnimmt.
Seine Musik hält ihn jung
Auch, als er Anfang der 80er trotz des UN-Embargos in Südafrika auftritt, gerät er in die Kritik. Sein erstes und einziges Nummer-Eins-Album in den Charts gelingt ihm als 74-Jähriger mit dem Werk „Mit freundlichen Grüßen“, für das er sich mit Coverversionen populärer Hits als Deutschrocker neu erfindet.
„Innerhalb kürzester Zeit hatte ich mein Publikum um vierzig Jahre verjüngt, was wiederum auch mich verjüngt hat“, sagt Heino. Doch zu seinem 80. Geburtstag soll Schluss sein mit der Musikkariere. Seinen Abschied besiegelt er mit dem Album „… und Tschüss“, dem 2019 eine letzte Tour folgen soll.
„Am meisten stolz macht mich, dass ich trotz aller Anfeindungen 60 Jahre erfolgreich gesungen habe“, sagt der Künstler rückblickend. Im Januar soll ihm aber noch eine ganz besondere Ehre zu teil werden: Er wird Ehrenbürger seiner Wahlheimat Bad Münstereifel, wo er mit Hannelore bis 2012 „Heinos Rathaus-Café“ betrieb und einen wahren Touristenstrom in Gang brachte. (KT/dpa/Katja Schwemmers)