Coming-Out mit 17Kerstin Ott: Darum ist „Regenbogenfarben“ eine Hymne für die freie Liebe
Dass Kerstin Ott sich als Frau auch in der Liebe zu Frauen hingezogen fühlt, daraus hat sie nie ein Geheimnis gemacht. Seit 2017 ist sie mit ihrer Frau Karolina verheiratet und zieht mit ihr gemeinsam deren Töchter Laura und Lilli aus erster Ehe groß. Doch Kerstin Ott lebt das Konzept freie Liebe nicht nur privat, sie singt auch darüber!
Denn auch in den Songs von Kerstin Ott geht es häufig um Beziehungen. Mit ihrem Song „Regenbogenfarben“ hat Kerstin Ott sogar eine Hymne über die gleichgeschlechtliche Liebe veröffentlicht.
Die Sängerin hatte ihr Coming-Out mit 17 Jahren
Dass sie lesbisch ist, wusste Kerstin Ott schon sehr früh, wie sie in einem Interview mit der „Augsburger Allgemeinen“ verriet. Sie hatte ihr Coming-Out mit 17 Jahren. Damals war Kerstin Ott bereits in einer lesbischen Beziehung und beschloss gemeinsam mit ihrer Freundin, dazu zu stehen. Ganz so leicht und beschwingt, wie diese Geschichte zunächst klingt, war es in der Realität aber nicht.
Kerstin Ott wohnten in einem kleinen Dorf 30 Kilometer entfernt von Heide, ihrem heutigen Wohnort. In ihrer Umgebung lebten sehr viele Landwirte und alteingesessene Dorfbewohner, die noch immer glaubten, dass Homosexualität eine Krankheit sei.
Kerstin Ott erlebte mit, wie sich eine ältere Bekannte outete und abfällige Kommentare ertragen musste. Mit ihrer Freundin einigte sie sich darauf, zu ihrer gleichgeschlechtlichen Liebe zu stehen, sich aber nicht in der Öffentlichkeit zu küssen. So konnten sich die Menschen langsam daran gewöhnen.
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Kerstin Ott ist kein typischer Schlagerstar
Kerstin Ott fällt auf. Während die meisten weiblichen Schlagerstars in schicken Kleidchen mit aufwändigen Frisuren und bunt geschminkt über die Bühne schweben, zieht Ott am liebsten Hoodies und Jeans an. Ihre Fans lieben sie dafür. Mit ihrer Authentizität und ihrem Erfolg auf der Bühne beweist Kerstin Ott, dass die Schlagerwelt nicht so konservativ ist wie ihr Ruf. Ihre sexuelle Ausrichtung hat keinerlei Auswirkung auf ihren musikalischen Erfolg.
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Diskriminierung aufgrund ihrer Homosexualität
Im April 2021 wurde die ORF/3sat-Doku „Männlich, Weiblich, Trans* – Was heißt schon Geschlecht?“ ausgestrahlt, in der auch Prominente wie Kerstin Ott eine Stimme bekamen. Die Dokumentation mit Kerstin Ott stellte Themen wie Geschlechtsumwandlung, Transsexualität und Geschlechtergrenzen in den Fokus.
Trotz aller Offenheit ihrer Fans kennt Kerstin Ott aber auch Hasskommentare, die selbst von jungen Leuten kommen und sich meistens auf ihre Homosexualität oder ihr Körpergewicht beziehen. Kerstin Ott ist aber Frau genug, damit umzugehen. Sie lese solche Kommentare zwar, aber in den meisten Fällen lasse sie diese einfach nicht an sich rankommen, wie sie in der Doku erzählt.
Heute hat Kerstin Ott eine Ehefrau und Kinder
Nach ihrer ersten Ehe, die Kerstin Ott mit Anfang 20 im Rückblick viel zu früh eingegangen ist, lernte sie ihre heutige Partnerin und Ehefrau Karolina Köppen kennen. Gemeinsame Auftritte der beiden Frauen vor der Kamera sind selten, einfach weil für sie nicht das Privatleben, sondern die Musik im Vordergrund stehen soll.
Kerstin Ott lebt mit ihrer Frau und deren beiden Töchtern aus erster Ehe, Laura und Lilli, auf einem Anwesen in Heide und genießt ihr glückliches Familienleben, an dem sie ihre Follower auf Instagram regelmäßig teilhaben lässt.
„Regenbogenfarben“: Ein Statement für die gleichgeschlechtliche Liebe
Der Song „Regenbogenfarben“, erschienen im Juli 2018 zunächst als Single, stammt von Kerstin Otts zweitem Studioalbum „Mut zur Katastrophe“. Im Liedtext geht es darum, dass Liebe in allen Formen der Partnerschaft normal ist. In diesem Lied setzt sich Kerstin Ott für mehr Toleranz in der Gesellschaft ein und will Menschen Mut machen, offen zu ihrer Sexualität zu stehen.
Es ist ein autobiographischer Titel. In einem Interview mit „bildderfrau.de“ erklärt Kerstin Ott das Anliegen hinter dem Lied: „Der Song ist ein klares Statement gegen Intoleranz und Engstirnigkeit; und ein lautes ‚Ja‘ zu Diversität und Menschlichkeit. Denn das Leben ist bunt – Regenbogenfarben bunt!“ Bekanntermaßen gelten Regenbogenfahnen weltweit als Symbol der Lesben- und Schwulenbewegung.
Der Songtext zu „Regenbogenfarben“ hat sehr viel Tiefgang. So sing Kerstin Ott etwa in der Mitte des Songs:
Er und er, zwei Eltern die ihr Kind zur KITA bring’n
Sie und sie tragen jetzt den gleichen Ring
Alles ganz normal
Er und sie, er schmiert die Brötchen, die sie nach Hause bringt
Du und ich, ganz egal wer wir auch sind
Wir sind ganz normal
Damit enthält der Song die wichtige Botschaft, offener zu werden und zu akzeptieren, dass jeder Mensch anders ist.
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„Regenbogenfarben“: Mit dem Duett mit Helene Fischer zum Erfolg
Wie kann man für einen Song mit einer so wichtigen Botschaft ein Maximum an Aufmerksamkeit schaffen? Richtig, man singt ihn mit Helene Fischer (37). Auf diese brillante Idee ist auch Kerstin Ott gekommen, nachdem „Regenbogenfarben“ zunächst nicht den Einstieg in die Charts gefunden hatte. Gemeinsam mit Schlagersängerin Helene Fischer nahm Kerstin Ott den Titel erneut auf und präsentierte in erstmalig in der „Helene Fischer Show“ 2018 im ZDF.
Diese neue Version erreichte direkt Platz 20 der deutschen Charts und hielt sich ganze 36 Wochen darin. Auch in der Presse und den Rezensionen wurde das Lied gefeiert. Das Schwulenmagazin „Blu“ nannte die Duett-Version einen „veritablen LGBTIQ*-Hit“ und auch die „Bild“ resümierte: „Helene Fischer macht LGBT-Fans glücklich.“ Sowohl die Original- als auch die Duettversion ist bei Amazon als Einzeldownload erhältlich.
Das Geheimnis hinter dem Erfolg: Kerstin Ott bleibt sich selbst treu
Böse Zungen behaupten, Schlagersängerinnen gäbe es wie Sand am Meer. Was steckt nun also hinter dem besonderen Erfolg von Kerstin Ott?
Anders als ihre Kolleginnen taucht Kerstin Ott nicht in eine schillernde Glitzerwelt ein, zwängt sich nicht in viel zu enge Kleider und schwingt auch nicht an einem Trapez hängend durch den Saal. Und trotzdem ist sie eine der erfolgreichsten und bekanntesten Schlagersängerinnen Deutschlands und hat auf YouTube mit ihrem größten Hit „Die immer lacht“ im Remix mit Stereocat sogar mehr Klicks als Helene Fischer mit „Atemlos“.
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In Sachen Reichtum kann Kerstin Ott dann allerdings doch nicht mit der Schlagerkönigin mithalten. Während Helene Fischers Vermögen auf angebliche 35 – 40 Millionen Euro taxiert wird, kommt Kerstin Ott angeblich gerade einmal auf geschätzte 1 Million. Tauschen möchte sie trotzdem nicht, wie sie in einem Interview verriet – schließlich werde Helene ständig von Paparazzi belagert.
Fans lieben Kerstin Ott gerade wegen ihrer Authentizität und ihrer Bodenständigkeit in Freizeithosen mit Hoodie und wegen ihrer offenen und ehrlichen Haltung zur freien Liebe.
(Redaktion KuT)