Internet-HypeWarum das ABBA-Comeback einmalig in der Musikgeschichte ist

Warum das ABBA-Comeback einmalig in der Musikgeschichte ist
Warum das ABBA-Comeback einmalig in der Musikgeschichte ist

© Industrial Light & Magic

Paul VerhobenPaul Verhoben | 03.09.2021, 20:15 Uhr

Die Coolness, mit der ABBA nach 40 Jahren ein musikalisches Comeback präsentieren, ist nicht nur absolut bewundernswert, sondern auch beispiellos in der Musikgeschichte!

Es gibt keine Interpreten, keine Sängerinnen oder Sänger, keine Band, die 40 Jahre ohne neue Musik waren, um dann furios mit neuen Songs genau da anzuschließen wo sie 1981 aufgehört haben. Und damit auch noch einen gigantischen Hype auslösen.

ABBA oft kopiert – nie erreicht

Madonna, Elton John, Paul McCartney waren nie weg, doch der Ruhm wurde auch nie großer – im Gegenteil. Und die zweite Reihe der Megastars aus den 70ern, 80ern und 90ern (die Liste würde hier den Rahmen sprengen) sind alle in der Versenkung verschwunden. Musikhistorisch kaum von Belang, was die Dauerpäsenz (!) über Jahrzehnte ihrer Musik betrifft.

Alles hat sich irgendwann überholt, nur eben der ABBA-Sound nicht. Immer kamen über die Jahrzehnte neue Fans hinzu. Wieso eigentlich?

Warum das ABBA-Comeback einmalig in der Musikgeschichte ist

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ABBA haben am Donnerstag (2. September) nicht nur eine furiose einstündige Comeback-Präsentation mit einem neuen, ihrem neunten Studioalbum angekündigt, sondern auch zwei Songs rausgehauen, die nahtlos da anschließen, wo sie in der Blütezeit aufgehört haben und das auf jenem höchstem Songwriter- und Produzenten-Niveau, das Kollegen wie Madonna, Cher, Bono, Dave Grohl von den Foo Fighters oder Gene Simmons von KISS schon immer in höchsten Tönen gelobt haben.

Doch es jubeln eben nicht nur die Fans oder Hollywood-Stars wie Kultregisseur John Carpenter. Der twittert: „Sie klingen unglaublich. Die neuen Songs sind Abba pur. Ich fühle mich, als wäre ich wieder 28!“ Ja, genau auch um dieses Gefühl geht’s für die Älteren unter uns.

Doch es geht bei diesem Comeback um mehr.

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So jubelt die Presse

Die Presse bejubelt die Rückkehr weltweit fast einhellig – wenngleich Agnetha Fältskog und Björn Ulvaeus sowie Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad nie, nie wieder zusammen live performen wollen und werden. Der Gründe für’s Comeback sind schlicht: ABBA demonstrieren erstklassig klassisches Songwriting, dass Leute wie David Guetta schlichtweg verzweifeln lassen würde. Heutzutage ist zumeist zuerst der Beat da und dann werden Vocals raufgepackt. Fertig ist der Wühltisch-Sound.

Die Star-DJs oder -Produzenten legen ihre Songs sogar in Pools ab, wo sich Rihanna, Beyonce, Helene Fischer & Co bedienen können. Deswegen klingt alles gleich – kaum etwas von diesen Fließband-Podukten hat musikhistorisch Bestand. Mit einigen Ausnahmen.

„Noch nie in der Pop-, ja wohl überhaupt in der Musikgeschichte
lag zwischen dem Ende und einem Neubeginn eine solche Spanne.“
(Frankfurter Allgemeine)

Selbst Helene Fischer soll aus über 400 Songs (!) ihr neues Album ausgewählt haben, wie uns ein mit der Materie vertraute Quelle berichtet. Da geht es nur darum, zwingend Hits nach den angesagtesten Mustern zu erzeugen. Bei ABBA ist das völlig anders und das ist in der Tat einmalig: Den ABBA-Sound gibt es nur einmal und den beherrschen nur die vier Schweden zusammen – er lässt sich einfach nicht kopieren.

Warum das ABBA-Comeback einmalig in der Musikgeschichte ist

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ABBA-Comeback krönt eine beispiellose Karriere

Der zweite Grund: ABBA scheren sich um tiefsinnige Botschaften. Sie machen von jeher Gute-Laune-Musik zum Mitsingen! Da könnten sich die zum Beispiel die deutschen Betroffenheits-Pop-Lyriker eine Menge von abschneiden. Erinnert sich noch jemand an die Texte von all den Deutsch-Poppern, deren Namen hier aufzuführen eine Beleidigung wäre? Wie aber ist das mit „Dancing Queen“, „Mamma Mia“, Waterloo“ usw usf?

Die größte Boulevard-Zeitung der Welt im Netz, die britische „Daily Mail“ schreibt: „Die Super Troupers machen wieder das, was sie am besten können: mitreißende, hochklassige Popmusik. Thank you for the new music!“

„Abba wischen fast 40 Jahre fort – durch neue Musik.
Ob das neue Album ein Hit wird? Egal.“ (Stern)

„Es gibt nicht viele, die mit ABBA in dieser Liga konkurrieren“, urteilt „Göteborgs Posten“.

Der britische „Guardian“ jubelt: „Es ist so kraftvoll, Agnetha und Anni-Frid nach 40 Jahren gemeinsam ‚I Still Have Faith In You‘ singen zu hören und das verführerische, freche ‚Don‘t Shut Me Down‘ ist sogar noch besser.“

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Mit ihrer revolutionären Avatar-Live-Show inklusive Riesenband dürfen ab Mai 2022 alle nachgekommenen Generationen eintauchen in die Disco-Zeit der 70er mit Schlaghosen und Partymusik, die noch voller Wucht und Ideen war.

„Das seltsamste und spektakulärste Konzert,
das man sich nur vorstellen kann“. (US-Sender ABC)

Der Rezensent der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ urteilt: „Viele, die sich zu deren aktiver Zeit abfällig darüber äußerten, fanden irgendwann doch Gefallen daran; in den siebziger Jahren war es, von einer gewissen Altersgruppe an, einfach nicht cool, Abba zu mögen. Das ist heute anders. Generationen- und milieuübergreifend wurde die Hinterlassenschaft der heute angeblich wieder freundschaftlich miteinander verkehrenden zwei Ex-Ehepaare zum Weltkulturerbe, wie die naturgemäß partyhaft inszenierte, aber auch etwas opportunistisch wirkende globale Übertragung aufs neue zeigte.“

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Die obligatorischen Stänkerer

Natürlich gibt es auch andere Stimmen. Wie die spaßbefreite Tante vom „Spiegel“ zum Beispiel, die gleich zu Beginn ihres Clickbait-Wischs auffordert, gar nicht weiterzulesen! Es sei schließlich nix Dramatisches passiert.

Aber zumindest muss die Dame – womöglich rotweingeschwängert vorm leeren Blatt sitzend – folgendes eingestehen, was das Grundkonzept der ABBA-Musik ohnehin immer ausgemacht hat: „Ich hatte damals kaum angefangen, Englisch zu lernen, aber die Abba-Songtexte konnte ich in Windeseile auswendig, sie sitzen bis heute. ‚The King has lost his crown‘, ‚When I kissed the teacher‘, ‚Eagle‘. (…) Mein Musikgeschmack reifte, die Lust auf Komplexeres, Ungeschliffenes stellte sich ein.“

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„Warum schon wieder etwas beleben, das seine Zeit doch hatte? Was abgeschlossen war, perfekt nicht nur in seiner Vollendung, sondern weil es endlich war.“ Und dann fragt die Mutti noch das: „Ich hadere nur damit, dass wir als Gesellschaft ständig Dinge tun, weil wir es können, und nicht fragen, ob es tatsächlich sinnvoll ist.“ Die meint das ernst! Da sind sie wieder die verbiesterten Moralisten, die den Härtegrad eines vermaledeiten Frühstückseis analysieren müssen.

„Abbas Musik (steht) – das zeigen nicht nur die jungen Leute im Livestream, die sich zu ihrer Abba-Liebe bekennen, sondern schon die Aufrufzahlen bei Spotify – für einen popmusikalischen Kanon, der fast zeitlos wirkt. „(Der Spiegel)

Die Antworten auf die Fragen der verzweifelt offenbar von früh bis spät sinnsuchenden Meckertante: siehe oben!

Hey Ihr Jungen und Mädels da draußen, lasst Euch mitreißen von Songs, die ihr vielleicht nich nie zuvor gehört habt und die ich schon beim ersten Mal hören nie mehr aus dem Kopf kriegt. Hinterfragt nicht alles, feiert, singt mit. ABBA ist Party. Nicht mehr, aber ach nicht weniger.

Die Fakten zum ABBA-Comeback

ABBA werden am 5. November ihr erstes Album seit 40 Jahren veröffentlichen. Die legendäre schwedische Popgruppe veröffentlichte zuletzt 1981 ihr achtes Album „The Visitors“.

Bereits seit längerem gab es um die ikonische Band Comeback-Gerüchte, nun wurde es bestätigt: ABBA – bestehend aus Agnetha Fältskog, Björn Ulvaeus, Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad – haben auch Pläne für ein revolutionäres Comeback-Konzert angekündigt, bei dem die Band digital mit einer 10-köpfigen Live-Band auftreten wird.

„Ein emotionales, wirklich brillantes Comeback“.
(Expressen)

Die „Thank You For The Music“-Hitmacher haben sich mit einem 850-köpfigen Team von Industrial Light & Magic – dem von George Lucas gegründeten Special-Effects-Unternehmen – zusammengetan, um digitale Versionen von sich selbst für das Konzert zu erstellen, wobei monatelange Motion-Capture- und Performance-Techniken verwendet werden.

ABBAs „Voyage“-Konzerterlebnis wird am 27. Mai 2022 in der ABBA Arena eröffnet, einer hochmodernen, extra gebauten Halle mit einer Kapazität von 3.000 Plätzen im Queen Elizabeth Olympic Park in London.

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ABBA-Gründer Benny Andersson und sein Sohn Ludvig

© IMAGO / Eventpress

Sohn von Benny Andersson ist Produzent

Das Konzert wird natürlich ABBAs zwei neue Tracks, „I Still Have Faith In You“ und „Don’t Shut Me Down“, sowie Songs aus ihrem kommenden Album enthalten. Die Produzenten Svana Gisla und Ludvig Andersson (Sohn von ABBA-Komponist Benny Andersson) sagten in einem Statement: „Die Magie von ABBA und die herkulischen Bemühungen dieses ganzen großartigen Teams erreichen heute einen lang erwarteten Meilenstein. Dieses Unterfangen endlich mit der Welt teilen zu können, ist ein stolzer Moment für uns und wir können es kaum erwarten, sie in unserer Arena in East London begrüßen zu dürfen, einem Ort, an dem wir so glücklich sind.“

Die Voranmeldung für Tickets begann am Donnerstag (02. September) um 19 Uhr auf abbavoyage.com. Für Fans, die das ‚Voyage‘-Album vorbestellen, sind ab Sonntag (05. September) Tickets erhältlich, während diejenigen, die ihr Interesse an Tickets voranmelden, ab Montag (06. September) eines kaufen können, bevor sie ab Dienstag (07. September) in den allgemeinen Verkauf gehen.