Sex-Ring-SkandalGhislaine Maxwell: Welche Promis sie nun verraten könnte
Die Jeffrey-Epstein-Vertraute ist vor Gericht schuldig gesprochen worden, doch sie könnte mit einem Deal die Haftstrafe verkürzen. Dazu müsste sie endlich Namen nennen.
Es dauerte gut drei Wochen mit Zeugenaussagen von vier mutmaßlichen Opfer und einer 40-stündige Jury-Beratung, bis Ghislaine Maxwell jetzt vor einem New Yorker Gericht in fünf von sechs Anklagepunkten einstimmig für schuldig befunden wurde – unter anderem wegen Menschenhandels von Minderjährigen zu Missbrauchszwecken.
Neue Namen im Berufungsverfahren
Freigesprochen wurde Maxwell aus Mangel an Beweisen nur in dem Punkt, eine Minderjährige über eine bundesstaatliche Grenze gebracht zu haben, um sie zu illegalen sexuellen Handlungen zu zwingen. Die 60-Jährige Geschäftsfrau musste nach dem Urteil schwer schlucken, suchte Halt bei ihrem Anwalt und verließ den Saal mit gesenktem Kopf. Bis zuletzt schien sie gehofft zu haben, den Prozess zu gewinnen. Nun erwartet sie eine jahrzehntelange Haftstrafe.
Maxwells Anwälte kündigten jedoch direkt an, in Berufung zu gehen. Für sie ist Ghislaine selbst ein Opfer. Auch drei ihrer sechs noch lebenden Geschwister glauben an ihre Unschuld. Dabei soll die Tochter des Verlegers Robert Maxwells einen wahren Sex-Ring aufgebaut haben, um Jeffrey Epstein und seine einflussreichen Freunde mit jungen Mädchen zu „versorgen“. Die Jüngsten waren gerade mal 14 Jahr alt, als sie auf verschiedenen Anwesen in Florida, New York, Santa Fe und auf den Virgin Islands sexuell missbraucht worden seien.
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Mächtige Leute kommen ins Schwitzen
Nun stellt sich die Frage, ob Ghislaine Maxwell ihr Insider-Wissen im Berufungsverfahren nutzen wird, um die Strafe abzumildern. Spätestens seit der Me-Too-Bewegung ist man in den Staaten darauf erpicht, die weißen, alten, mächtigen Männer nicht mehr davon kommen zu lassen. Zu denen gehören neben Prinz Andrew, der sich vermutlich bald selbst vor Gericht verantworten muss, noch andere bekannte Persönlichkeiten.
Der britische Moderator Piers Morgan, bekannt für seine Meghan-Fehde, nachdem die heutige Herzogin ihn einst hat abblitzen lassen, twitterte fröhlich, dass „die abscheuliche Sexhändlerin Ghislaine Maxwell jetzt wie ein Kanarienvogel singen“ könnte: „Wenn sie das tut, könnten heute Nacht viele reiche, mächtige und berühmte Leute ins Schwitzen geraten…“
Will vile sex trafficker Ghislaine Maxwell now sing like a canary to avoid spending the rest of her life in prison? If she does, there could be a lot of rich, powerful & famous people sweating tonight… and not sweating. pic.twitter.com/eShPsaeuau
— Piers Morgan (@piersmorgan) December 29, 2021
Deal mit der Staatsanwaltschaft
Es ist nicht klar, welche prominenten Freunde von Jeffrey Epstein den Lolita Express, wie sein Privatjet genannt wurde, tatsächlich in vollen Zügen auskosteten, aber es fallen immer wieder Namen von Männern, die nun eventuell mit einem Besuch von der Staatsanwaltschaft rechnen müssten: darunter Ex-Präsidenten wie Bill Clinton und Donald Trump, Harvey Weinstein, Chris Tucker und Woody Allen.
Viele berühmte Männer, die im Epstein-Umfeld verkehrten, halten sich aus dem Prozess um Maxwell heraus. Aus Sorge, sonst hineingezogen zu werden oder weil sie tatsächlich nichts von den Machenschaften wussten, ist unklar. Zudem soll es noch drei weitere Frauen geben, die als Epsteins Assistentinnen geholfen haben sollen, Mädchen in den Sex-Ring aufzunehmen. Ob sich diese drei Damen noch vor Gericht verantworten müssen, ist ebenfalls noch offen.
Raffiniert und gefährlich
Wie erfolgreich ein Deal mit der Staatsanwaltschaft sein kann, zeigte Jeffrey Epstein selbst: Als er 2008 vor Gericht den Vorwürfen der Vergewaltigung einer Minderjährigen und des Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung auf Bundesebene entging, und „nur“ wegen erzwungener Prostitution einer Minderjährigen zu einer milden Haftstrafe – inklusive Freigang und vorzeitiger Entlassung – verurteilt worden war. Was genau Epstein für diese unglaubliche Wende in seinem Fall ablieferte, hält der damalige Staatsanwalt Alexander Acosta, der unter Donald Trump Arbeitsminister war, bis heute geheim.
Die Staatsanwältin Alison Moe nannte Ghislaine Maxwell eine „raffinierte Sexualstraftäterin“, die genau wusste, was sie tat. Vielleicht hält Maxwell also Plan B längst bereit und liefert nun andere ans Messer, um selbst eher frei zu kommen. Seit ihrer Verhaftung im Juni 2020 sitzt Ghislaine in Untersuchungshaft, unter der sie nach eigenen Angaben sehr zu leiden hat. Jeffrey Epstein entzog sich bekanntlich 2019 durch seinen Suizid der bevorstehenden Verurteilung.
My soul yearned for justice for years and today the jury gave me just that. I will remember this day always.
Having lived with the horrors of Maxwell’s abuse, my heart goes out to the many other girls and young women who suffered at her hands and whose lives she destroyed.
1/2— Virginia Giuffre (@VRSVirginia) December 29, 2021
Nächster Prozess steht an
Virginia Giuffri, die den erwähnten Prozess gegen Prinz Andrew anstrebt, begrüßt das Urteil gegen Ghislaine Maxwell ebenfalls auf Twitter: „Ich hoffe, dass der heutige Tag nicht das Ende ist, sondern ein weiterer Schritt, um der Gerechtigkeit Genüge zu tun.“