Nach ShitstormAffentheater um Felix Lobrecht: Wer ist das überhaupt?
Nachdem Comedian Felix Lobrecht in den vergangenen Tagen aufgrund seiner Witze über den Brand im Krefelder-Zoo so ziemlich in aller Munde war, fragten sich doch viele, wer das eigentlich ist. Der 31-jährige Podcaster und Autor thematisierte während einem seiner jüngsten Auftritte im Rahmen seiner Tour „Hype“ den verheerenden Brand im Affengehege im Krefelder-Zoo in der Silvesternacht.
Das Feuer und das Schicksal der Tiere bewegte ganz Deutschland, Ursache für das große Unglück war vermutlich eine verbotenen Himmelslaterne. Während des Auftritts witzelte Felix Lobrecht: „Ich glaube auch, Affen brennen richtig gut. Wegen ihrem Fell. Die tragen permanent eine Jacke aus Grillanzündern.“ Für die meisten Menschen überschritt er damit eine Grenze zu viel und erntete einen enormen Shitstorm auf wohl allen erdenklichen Wegen. Und viele fragten sich eh, was daran lustig sein soll. Aber wer ist denn der blonde Typ mit der Berliner Kodderschnauze eigentlich?
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„Das kann’s irgendwie nicht sein“
Geboren wurde Felix Manuel Lobrecht am 24. Dezember 1988 im schönen Münster. Nach dem tragischen Tot seiner Mutter 1993 zog sein Vater mit ihm und seinen zwei jüngeren Geschwistern in dessen Geburtsstadt Berlin. Fortan wuchsen die drei Kinder in der Gropiusstadt im Stadtteil Neukölln auf. Der heute 31-jährige besuchte später ein Gymnasium im Ortsteil Rudow, dem er 2003 jedoch verwiesen wurde und daraufhin auf eine Gesamtschule im selben Ortsteil wechselte.
Zwei Jahre später machte er dort seinen Realschulabschluss und jobbte anschließend sowohl in einem Fitnessstudio, als auch in einem Pflanzengroßhandel. „Das kann’s irgendwie nicht sein“, habe er bald darauf gedacht und holte 2008 sein Fachabitur am Oberstufenzentrum in Berlin-Oberschöneweide nach. Anschließend begann er eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Seine Tage bestanden dort aus ewigen Eintragungen technischer Gase in Excel-Tabellen, wie er in einem Interview mit dem Magazin ‚Stern‘ 2019 erzählte.
So ließ er alsbald die Tabellen Tabellen sein und schrieb stattdessen einen Text darüber, mit dem ihn schließlich sein Bruder bei einem ‚Poetry-Slam‘ anmeldete. So kam es zum ersten kleinen Erfolg und Felix trat ab da regelmäßig bei solchen Veranstaltungen auf.
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Aus Versehen Poetry-Slammer
Doch genug war dem gebürtigen Münsteraner das noch lange nicht und so holte er 2012 sein Abi nach – in Eigenregie via Nichtschülerprüfung. Danach begann er ein Journalismusstudium, welches er jedoch abbrach und stattdessen nach Marburg zog, um dort ab dem Wintersemester 2012/13 Politikwissenschaften und Volkswirtschaftslehre an der Philipps-Universität zu studieren.
Wenige Jahre später zog es ihn jedoch wieder zurück Richtung Heimat – Felix wechselte an die Universität Potsdam. Das Studium soll er bisher aber noch nicht abgeschlossen haben. Um die Miete für sein WG-Zimmer in Marburg zusammen zu bekommen, trat er weiter mit Poetry-Slams auf. Bald schon wurde er für die Comedyshow ‚Night Wash‘ entdeckt. Parallel dazu schrieb der fitnessgestählte Typ gemeinsam mit Kollege Malte Rosskopf das Buch ’10 Minuten? Dit sind ja 20 Mark!‘.
Mit seinem biografisch inspirierten Roman ‚Sonne und Beton‘, der teilweise von seiner Kindheit im Berliner Ghetto handelt, gelang dem Comedian 2017 ein Erfolg in der Literaturszene, der bald auch verfilmt werden soll. Ein Jahr darauf gewann Lobrecht den ‚Deutschen Comedypreis‘ als Bester Newcomer und starten außerdem den Erfolgspodcast ‚Gemischtes Hack‘ mit TV-Autor Tommi Schmitt.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Felix Lobrecht (@felix_lobrecht) am Nov 30, 2018 um 8:17 PST
Von Proll zum Comedian mit Shitstorm-Ernte
Die Hörshow zählt mittlerweile zu einem der einflussreichsten seiner Art und ist seit September 2019 exklusiv beim Streamingdienst ‚Spotify‘ zu hören. Neben dem Podcast, von dem wöchentlich eine neue Folge erscheint, betreiben die beiden auch das Comedy-Format ‚Was machen Sachen?‘ für 1Live. Auch davon gibt es wöchentlich neue Folgen, allerdings zu sehen, auf YouTube. Seit Oktober 2019 veröffentlicht 1LIVE außerdem gemeinsam mit dem Comedian die Rubrik ‚Wie geht?‘.
Kurz nach dem Eklat um den Affen-Witz, für das die meisten Berliner wohl nur ein deftiges ‚Samma!‘ übrig hatten, hatte der selbst ernannte ‚Neuköllner Proll‘ einen weiteren Auftritt im Rahmen seiner Tournee. Dort soll er es einem Bericht der ‚Bild‘-Zeitung zufolge aber vermieden haben, den Spruch nochmals zu wiederholen. Fans des Autors sind sich jedoch größtenteils einig, dass der Spaßvogel eben seine ganz eigenen Grenzen des Humors hat – so ziemlich keine nämlich.
Lieber ansprechen, als verschweigen
Schon im Interview mit dem ‚Stern‘ im vergangenen Jahr sagte der Comedian: „Ich glaube, von allen Comedians in Deutschland kann ich mir auf der Bühne gerade am meisten rausnehmen. Weil zwischen mir und meinem Publikum klar ist: Wir glauben an Artikel 1 und 20 des Grundgesetzes.“ Und seine #lobrechtjünger oder #hackis – wie sich die Fangemeinde um den Muskelmann selbst nennt – geben ihm recht.
Auf Instagram meldeten sich neben den schockierten Stimmen, denen die sinnlos Beleidigungen gegen den jungen Mann raushauen und denken, dass sie besser wären, wenn sie lautstark im Schutze der Anonymität des Internets mobben, auch jene, die zu ihm halten. „Die meisten checken einfach seinen Humor nicht und wie er den Leuten teilweise einen Spiegel vors Gesicht hält“, schrieb beispielsweise einer. Den Fans des ‚kleinen Rackers‘ – wie er selbst sich auch gerne mal nennt – ist es lieber, dass ihr Idol Themen auf seine Art anspricht, als dass er sie einfach totschweigt.