Nach Davidstern-KontroverseGil Ofarim: Auftritt bei „Die Passion“ sorgte für viel Spott und Kritik

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Redaktion KuT | 14.04.2022, 20:15 Uhr

Gil Ofarim sorgte mit seinem Auftritt bei „Die Passion“ Mittwochabend zwar für keine Quotenflaute — dafür aber für jede Menge Fundamentalkritik, die teils auch sehr unter der Gürtellinie war.

Die Kritik an Gil Ofarim (39) nimmt kein Ende. Nachdem RTL im März – für viele überraschend – angekündigt hatte, den Sänger trotz der aktuellen Verleumdungsklage nicht aus der Besetzungsriege des Live-Spektakels „Die Passion“  zu werfen, war die Begeisterung vieler darüber enden wollend. RTL hatte das starbesetzte Musical-Event, in dem es um die Christus-Geschichte geht, am 13. April 2022 übertragen. Mit dabei: Ofarim in der Rolle eines Jüngers Christi.

Fundamentalkritik und Witze

Bereits im Vorfeld hatte es viel Kritik gehagelt. „Dass Gil Ofarim überhaupt noch eine Rolle bekommt, ist eine Schande“ hatte ein Twitter-User empört angemerkt bemerkt — und argumentiert, dass der Musiker ganz Deutschland geschadet habe. Natürlich gab es, dem religiösen Thema des Musicals angemessen, auch den einen oder anderen vorhersehbaren Witz.

„Die Passion“: Gute Quoten trotz Spott auf Twitter

„Spielt Ofarim den Judas?“ fragte ein Nutzer des Kurznachrichtendienstes — und auch Anspielungen auf seine (vermeintlich nicht sichtbar zur Schau gestellte) Davidsternkette gab es reichlich. Unter dem Hashtag „#DiePassion“ machten viele ihrem Unmut über ihn Luft — mal wütend, mal witzig, teilweise unangemessen beleidigend und diffamierend.

https://twitter.com/Kranzschwinger/status/1514372307183181831

„Wenn Gil Ofarim dabei war, sind Zweifel anzumelden“, schreibt eine Person. Dass Ofarim zwar bei den Einspielern, nicht aber beim Live-Event dabei war, nutzt ein Zuschauer für einen anderen Gag: „These: Gil Ofarim war nicht wegen ‚der Sache’ abwesend bei der Liveveranstaltung, sondern um sich von #DiePassion zu distanzieren… glaube nicht, dass den Aposteln klar war, wie schlecht das Ganze werden würde“, heißt es in ihrem Tweet. „RTL, ihr habt euch wieder mal untertroffen! Schämt ihr euch eigentlich nicht für diesen Müll? Warum gebt ihr eigentlich Gil Ofarim eine Bühne?“, meint ein Social-Media-User.

Aber nicht nur Ofarim, auch die Produktion an sich wurde belächelt. „‚Ach du lieber Gott‘ sprach Gott und löste sich in Fremdscham auf“, scherzt jemand. „Puh, auf mich wirkt allein dieser Ausschnitt wahnsinnig unangenehm und wie eine Mischung aus DSDS und GZSZ. Aber vielen Leuten scheint es ja gefallen zu haben, von daher alles gut“, attestiert eine andere Person.

Eine Szene mit Ofarim gibt es hier zu sehen:

Leider auch viel Antisemitismus in den Kommentaren

Leider nutzten viele die durchaus berechtigte Kritik am Fall Ofarim für antisemitische Entgleisungen und eindeutig judenfeindliche Witze oder Polemiken, denen wir an dieser Stelle auf keinen Fall eine Plattform geben möchten. Vom platten, zigfach gehörten Klischee bis hin zu regelrechten Gehässigkeiten war leider alles dabei. An dieser Stelle sei die von RTL durchaus zurecht gebrachte Argumentation genannt: Ofarim ist bislang von keinem Gericht verurteilt worden — und damit laut unserer Gesetzeslage unschuldig. Selbst wenn sich die Vorwürfe gegen ihn als wahr herausstellen, bleibt diese Art von Kommentaren niederträchtiger Antisemitismus.

Warum Ofarim nicht live dabei war

Warum Ofarim beim Live-Event in Essen nicht dabei war, ist indes einfach erklärt: Nahezu alle Jünger sind nur in Einspielfilmen zu sehen … und die wurden bereits vor zwei Jahren gedreht.

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Den Quoten schadete Ofarims Teilnahme indes nicht. In einem Tweet hatte RTL verkündet „#DiePassion setzt ein starkes Zeichen und begeistert das Publikum: Das Live-Musik-Event holte gestern mit 14,6 % (14-59 J.) & 14,1 % (14-49 J.) den doppelten Primetimesieg!“. Insgesamt sollen 2,91 Millionen zugeschaut haben … keine schlechte Bilanz.

Details zum Fall Gil Ofarim

Ofarim, Deutscher mit jüdischen Wurzeln, hatte am 5. Oktober 2021 in einem Video behauptet, von einem Hotelmitarbeiter eines Leipziger Hotels zunächst nicht drangenommen und später aufgefordert worden zu sein, seine Davidstern-Kette abzulegen. Nachdem er das Video (am Tag nach dem Vorfall) veröffentlichte, zog dies sofort einen Shitstorm auf das Hotel mit sich. Der Mitarbeiter wurde suspendiert und verklagte Ofarim wegen Verleumdung, auf Anraten seines Anwalts klagte daraufhin auch der Teenie-Popstar.

Gil Ofarim wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung vor Gericht?

Schon kurz darauf kamen allerdings Zweifel an Ofarims Narrativ hoch — unter anderem nachdem sich „Bild am Sonntag“ Mitte Oktober auf tonlose Überwachungsvideos berufen hatte, auf denen seine Davidstern-Kette überhaupt nicht zu sehen gewesen sein soll. Daraufhin änderte sich auch seine eigene Erzählung.

Hotel ließ Gutachten anfertigen

Das betroffene Hotel gab daraufhin ein 118 Seiten umfassendes Gutachten bei einer Rechtsanwaltskanzlei in Auftrag. Dieses entlastete den Mitarbeiter. „Die Rechtsanwälte haben das Geschehen in der Lobby des Hotels rekonstruiert und sind unter Berücksichtigung aller verfügbaren Beweismittel zum Ergebnis gekommen, dass keine objektivierbaren Anhaltspunkte vorliegen, die es rechtfertigen würden, strafrechtliche oder arbeitsrechtliche Maßnahmen gegen den beschuldigten Mitarbeiter zu ergreifen“.

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Für die Untersuchung bekam das Anwaltsteam Zugang zu den Zeugenaussagen und Videoaufnahmen, auch E-Mails, Check-in-Daten und Telefonanrufe wurden ausgewertet, zitierte „RND“ die Hotelkette. 

Video News

Weil im Dezember 2021 immer noch keine Klarheit herrschte, stellten Ermittler den Fall auf aufwändige Art und Weise mit Schauspielern nach. Die mit den gleichen Lichtverhältnissen, Blickwinkeln und der Kleidung nachgestellten Aufnahmen swurden mit den Originalvideos vom fraglichen Abend abgeglichen werden. Bis heute ist das letzte Wort in diesem Fall noch nicht gesprochen.

Gil Ofarim: Anklage durch Staatsanwaltschaft Leipzig

Wie es nun im März 2022 hieß, erhebt die Staatsanwaltschaft Leipzig Anklage gegen Ofarim. Der Tatbestand: Verleumdung und falsche Verdächtigung. So soll es für Ofarims Darstellung der Dinge – und seinen Anschuldigungen dem Hotelpersonal gegenüber – nicht nur keine Anhaltspunkte gegeben haben, viel mehr wird seine Sicht der Dinge von Polizei und Staatsanwaltschaft bezweifelt. Ofarim meldete sich seit einigen Monaten nicht mehr zu Wort, seine Social-Media-Accounts schaltete er zeitweise sogar ab.