Promis klagen anJohnny Depp: Ist sein Sieg vor Gericht das Ende von MeToo?
Im Prozess zwischen Johnny Depp und Amber Heard gibt es mehr als eine Verliererin. Viele Frauen sind nun wieder eingeschüchtert, ob ihre Missbrauchs-Geschichten als Lügen abgestempelt werden.
Sechs Wochen lang erzählte das Ex-Paar Amber Heard und Johnny Depp übelste Geschichten über den jeweils anderen. Gewalt, Fäkalien, Drogen, Alkohol, Beleidigungen und Lügen: alles kam vor Gericht in Fairfax zur Sprache – in dem wohl berühmtesten Rosenkrieg des aktuellen Jahrhunderts. Am 1. Juni wurde Johnny Depp zum Sieger in der Schlammschlacht gekürt.
Beweise reichten nicht aus
Während Depps Fans jubeln und er selbst mit Sam Fender und Gitarrenlegende Jeff Beck in einem Pub in Newcastle feierte, ist Amber Heard am Boden zerstört. Ihre Enttäuschung über das Urteil der Jury kann sie kaum in Worte fassen. Ihr Herz ist gebrochen, weil „der Berg an Beweisen immer noch nicht ausreichte, um der unverhältnismäßigen Macht, dem Einfluss und der Gewalt“ ihres Ex-Mannes entgegenzutreten.
Amber Heard kann Strafe an Johnny Depp „definitiv“ nicht zahlen
Doch selbst für diese Verzweiflung erntet sie viel Hohn und Spott. Nun werden Stimmen anderer prominenter Frauen laut, die darauf hinweisen, dass dieser Umgang mit Amber Heard ein Zeichen dafür ist, dass Frauen immer noch zu wenig geglaubt wird, wenn sie gegen einen Mann aussagen, der erfolgreich, angesehen oder beliebt – oder alles zusammen ist.
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Keine Stimmen mehr gegen Missbrauch
„MeToo ist tot“, sagt die ehemalige US-Talkerin Meghan McCain. Die Bewegung hatte Frauen die Kraft gegeben, ihre Stimme zu erheben, um Missbrauch anzuzeigen. Das Urteil vermittelt ihnen, dass sie nicht einfach Taten benennen dürfen, geschweige denn den Namen von mutmaßlichen Tätern nennen sollten. So sieht das auch Amy Schumer.
Die einflussreiche Stand-up-Comedienne gibt auf Instagram zu bedenken: „Jede Frau, die sich dafür entscheidet, sich wie ein vollwertiges menschliches Wesen zu verhalten, sollte gewarnt sein, dass die Armeen des „Status quo“ sie als eine Art schmutzigen Witz behandeln werden.“ Die alten, weißen Männer können sich also zufrieden zurücklehnen?
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Amber Heard kämpft weiter gegen Johnny Depp
Anwältin Charlotte Proudman, die als eine der vielversprechendsten Anwältinnen Großbritanniens gilt und sich auf Familienrecht spezialisiert hat, um verwundbaren Frauen zur Seite zu stehen, meint: „Dieser Fall sendet die Botschaft an Opfer von häuslicher Gewalt, dass ihre psychische Gesundheit auf den Prüfstand kommt, wenn Sie vor Gericht gehen.“ Sie laufen Gefahr, selbst beschuldigt zu werden.
Es besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass Amber Heard selbst MeToo beerdigt hat. Immerhin hat die Jury ihren Missbrauchsvorwürfen keinen Glauben geschenkt. Und es ist nicht bewiesen, dass sie tatsächlich die reine Wahrheit erzählt hat. Wenn die Schauspielerin nun in Berufung geht, heißt das noch lange nicht, dass es ihr um Gerechtigkeit geht. Eigentlich hat sie nämlich keine andere Wahl.
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Keine Zukunft ohne Berufung
Nach diesem Fairfax-Urteil ist ihr Ruf ruiniert und ihr Konto leer. Neue Jobs wird Amber Heard in absehbarer Zeit auch nicht bekommen. Ihr bleibt also nur der Protest gegen den Untergang – ob sie den Missbrauch wirklich erlebt hat oder nicht. Auch für Johnny Depp heißt es, auf ein Neues. Wieder läuft er Gefahr, alles zu verlieren, was er sich aufgebaut hat. In diesem Sinne: Ring frei für die nächste Runde in der Schlammschlacht.