Unbedingt ansehen!Kurt Krömer: Nikeata Thompson macht den Komiker sprachlos

Kurt Krömer mit grellgrünem Hemd und hellem Jacket auf der Bühne
Kurt Krömer mit grellgrünem Hemd und hellem Jacket auf der Bühne

Foto: IMAGO/ POP-EYE

Redaktion KuTRedaktion KuT | 20.04.2022, 16:40 Uhr

Kurt Krömer ist bekannt für seine spontanen Witze, seine treffsicheren Kommentare und seine flapsige Aufsässigkeit, doch bei Nikeata Thompson fehlen ihm die Worte.

Mit „Chez Krömer“ hat sich Kurt Krömer (47) eine Talkshow gebastelt, in der offene Worte zum Standard gehören. Hier sind Menschen zu Gast, die der schlagfertige Komiker sehr gern mag oder eben überhaupt nicht. Wer zu welcher Gruppierung gehört, wird meist schnell klar. Man kann sagen, es ist das ehrlichste und unterhaltsamste Show-Konzept des deutschen TVs und dank Krömer immer für eine Überraschungen gut.

Schlagfertigkeit außer Kraft gesetzt

Natürlich lebt das Format von Kurt Krömers schnellen Reaktionen, seinem Wortwitz, seinen präzisen Angriffen und seinen absurden oder scheinbar naiven Fragen. So gelingt es ihm, Motivationstrainer Jürgen Höller (58) auseinanderzunehmen und mit Torsten Sträter (55) die Tiefen einer Depression auszuleuchten. Es gibt heftige Sendungen und lustige Folgen, manchmal wird gestritten und manchmal diskutiert. Doch so ruhig wie bei Nikeata Thompson (41) war Kurt Krömer nie.

Kurt Krömer ist alleinerziehender Vierfach-Papa mit Alkohol und Depressionen

Die Geschichte der Choreografin berührt den Moderator ganz offensichtlich wirklich. Schon die Geschichte aus ihrer Schulzeit, in der sie übelst gemobbt wurde, bis die Schuldirektorin eingriff und jeden einzelnen Schüler für eine persönliche Entschuldigung bei Nikeata antreten ließ, ist wirklich beeindruckend. Für Nikeata Thompson und die Schüler, die sie zuvor bespuckt, beschimpft oder in der Toilette eingeschlossen haben, hat sich in diesem Moment viel verändert. Zum Guten.

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GNTM-Coach Nikeata Thompson ist stark

Wirklich stark ist bei Nikeata Thompson, die die jüngeren Zuschauer vermutlich vor allem als Coach bei GNTM kennen, ihre unaufgeregte Art und ihre klare Haltung. Ja, sie erzählt die krassesten Storys mit Humor. So hat sie nach der längsten Entschuldigungskette der deutschen Schulgeschichte viele Zettel zugesteckt bekommen, mit den damals üblichen Anfragen: „Willst du meine Freundin sein: ja, nein, vielleicht“.

„Ich habe sofort Ja angekreuzt, da gab es kein Vielleicht“, erzählt Nikeata Thompson und lacht. „Es war mir egal, was die vorher über mich gesagt haben. Ich war überhaupt nicht nachtragend, das ist heute anders“, meint sie und lacht wieder. Rassismus gehört zu ihrem Alltag, damals als einzige Schwarze in ihrer Heimat Wermelskirchen und heute auf den Straßen Berlins.

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Humor gegen Hass

Das kann man nicht weglachen, aber es hilft, diesen hasserfüllten Menschen nicht zu viel Macht zu geben. Richtig einfühlen kann man sich als Weißer nicht in diese Situationen, aber man sollte sich bemühen – allerdings nicht wie Thomas Gottschalk: Krömer erzählt, der Moderator habe sich an Fasching mal als Jimi Hendrix verkleidet und danach gemeint, nun wisse er, „wie sich ein Schwarzer fühlt“. An dieser Stelle ist Nikeata fassungslos.

Auch kurz vor der Sendung „Chez Krömer“ wurde Nikeata Thompson auf offener Straße in Berlin beleidigt. Es fing „harmlos“ an, mit Beschimpfungen als Drogenverkäuferin und Aussagen wie: „Wir äschern Nigeria ein“: „Da kann ich noch drüber lachen“, sagt die Choreografin, doch uns bleibt angesichts des Videos, das ein Passant gemacht hat, schon jetzt die Luft weg. Dann sei es richtig losgegangen.

Zivilcourage ist selten

„Das war alles sowas, was ich schon kenne, aber in einer anderen Version“, erzählt Nikeata Thompson, „der hat halt gesagt, es werden Köpfe rollen und früher hätte man dich… so… was man halt macht mit Gas“ und hier stockt selbst der toughen Tänzerin der Atem. Doch sie lässt die Show weitergehen, kehrt zurück zum leichten Erzählton, zur Ironie und zu unglaublichen Anekdoten.

Immerhin gab es bei diesem erwähnten Vorfall einen Mann, der sich dem Rassisten klar entgegengestellt hat und derartigen Hass nicht dulden wollte. Diese Zivilcourage gibt Hoffnung, auch wenn sie noch viel zu wenig verbreitet ist. „Das muss ich wirklich sagen: Passiert mir sonst nie“, berichtet auch Nikeata Thompson traurig. Darauf weiß auch Kurt Krömer nichts mehr zu sagen. Es ist traurig.

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Nikeata Thompson hilft Kurt Krömer

Und wieder ist es Nikeata Thompson, die den Weg zurück ins Unterhaltungsformat sucht. Sie sei das ja gewohnt und habe sich auf diese Sendung gefreut und deshalb gedacht: „Der versaut mir meinen Tag nicht“, es gibt aber auch krassere Situationen, bei denen dieses Wegwischen-und-Weitermachen nicht einmal der starken Nikeata Thompson gelingt.

Kurt Krömer führt durch die Sendung, sanft, aber bestimmt. Er will ihren Themen Platz einräumen und keine Krawallsendung daraus machen. Deshalb ist diese Folge „Chez Krömer“ wirklich bewegend und unbedingt sehenswert. Es geht um Rassismus in verschiedenen Facetten und um Deutschsein, um Kolonialismus und Sklaven, um das N-Wort und empörte Weiße, die sich beschnitten fühlen, weil sie dazulernen sollen.


Die „Bad Eyes“ von Kurt Krömer

Erst bei der Verabschiedung kommt die Leichtigkeit zurück. Nikeata Thompson bringt Kurt Kroemer bei, „Bad Eyes“ zu nutzen, um endlich mal leicht verrucht und stark auf einem Foto auszusehen. Wir lachen dankbar, auch weil diese Sendung so unangreifbar gut war, dass selbst die dümmsten Bauern vielleicht danach anfangen, über sich und ihre falschen Standards nachzudenken.