Fernsehpreis gekröntMarkus Lanz ist der neue Talkshow-König: Seine besten Gäste, die größten Skandale
Als Markus Lanz 2008 als Urlaubsvertretung für Johannes B. Kerner beim ZDF einsprang, konnte niemand ahnen, dass er sich in den folgenden Jahren zum beliebtesten Talkshow-Moderator der Deutschen entwickeln würde. Heute blicken wir zurück auf dreizehn Jahre Talk bei Lanz – und zahllose illustre Gäste.
Markus Lanz (52) ist dieser Tage der erfolgreichste und beliebteste deutsche Talkshow-Moderator. In seiner Sendung begrüßt er regelmäßigen Größen aus Medien und Politik einschließlich großer Weltstars. 2021 brachte dies „Markus Lanz“ sogar den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie „Beste Information“ ein.
Politiker zu Gast bei Lanz
Auch wenn der richtige Polittalk des ZDF in den Händen von Maybritt Illner (56) liegt, hat Lanz immer wieder Gäste aus der Politik bei sich zu Gast in Hamburg, wo nicht nur die Show aufgezeichnet wird, sondern Lanz auch mit Frau und Kindern lebt. Gerade, als wegen der Corona-Pandemie das Publikum im Studio wegfiel, zeigte sich, dass Markus Lanz sehr wohl in der Lage ist, seinen politischen Gästen auf den Zahn zu fühlen.
Eben jene kommen auch trotz kritischer Fragen, denn bei „Markus Lanz“ muss man stattfinden – besonders im Wahljahr 2021. Und immerhin hat Markus Lanz sogar Barack Obama (60) fürs ZDF interviewt. Dabei bekommen Politiker bei Lanz anders als normale Gäste nicht einmal die Anreise erstattet. Gagen für Auftritte bei „Markus Lanz“ gibt es ohnehin nicht. Lanz selbst dagegen verdient mit einer Ausgabe schätzungsweise um die 3.600 Euro.
Video News
Das Wahljahr 2021 und die Kanzlerkandidaten bei „Markus Lanz“
Markus Lanz mag gegenüber Jan Böhmermann (40) beteuern, seine Show basiere auf der Idee von Dialektik, doch es bleibt auffällig, dass Grüne und Linke bei ihm selten gut wegkommen. Da wundert es wenig, dass Annalena Baerbock (40) nach 2019 keine große Lust hatte, erneut bei „Markus Lanz“ aufzutreten. Gesprochen wurde über sie dennoch und das wenig wohlwollend.
Armin Laschet (60) traute sich ins Studio und profitierte auch nicht wirklich davon. Und Olaf Scholz (63)? Der ließ sich wie üblich nicht aus der Ruhe bringen.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Armin Laschet (@armin_laschet)
Ganz anders Edmund Stoiber (80), der zusammen mit Journalistin Anna Mayr (28), Ökonom Marcel Fratzscher (50) und Wahlkampfstratege Julius van de Laar (38) kurz vor der Wahl geladen war. Der redete sich nämlich hinsichtlich einer Koalition von SPD und Grünen mit der „SED-Nachfolgepartei“, wie er Die Linke bewusst immer wieder nennt, in Rage. Selbst der durchaus eher neoliberale Lanz und die anderen drei den Linken auch nicht wirklich wohlgesonnenen Gäste stimmten darin überein, die Union male hier ein Schreckgespenst von der Rückkehr des Staatssozialismus im Stile der DDR an die Wand, um das Ruder im Wahlkampf noch einmal herumzureißen.
Lanz und die internationale Politik
Julius van de Laar (38) gehört bei Lanz schon fast zum Inventar und analysiert die Taktik einer jeden Partei während des Wahlkampfes für die Show. Der Politik- und Kommunikationswissenschaftler bringt Lanz auch immer wieder etwas internationalen Flair ins Studio, war er doch sogar Wahlkampfstratege von Barack Obama und wurde vom „Handelsblatt“ als „Obama deutscher Wahlkämpfer“ betitelt.
Obama selbst durfte Lanz 2020 exklusiv für seine Show interviewen. Dabei ging es um das neue Buch des Ex-Präsidenten, ein 1.000 Seiten dicker Wälzer, und natürlich um die Präsidentschaftswahl 2020.
Apropos Donald Trump (75): Auch der von Trump gefeuerte FBI-Direktor James Comey (60) war bei Lanz zu Gast und sprach über Trump und seine Entlassung wegen der FBI-Ermittlungen gegen den damaligen US-Präsidenten. Außerdem warb er für sein neues Buch, in dem gewiss brisante Infos auch zu Trump stehen dürften.
Aufreger und Kontroversen bei „Markus Lanz“
In dreizehn Jahren bleiben Streits und Kontroversen nicht aus. Manche davon entzünden sich am Gastgeber selbst, andere an den Gästen und wieder andere unter den Gästen. Auch hierbei bleibt die Politik im Übrigen nicht außen vor.
Der größte Ausraster: Katrin Sass und der Dschungelkönig
29. Januar 2013: Unter anderem sind Schauspielerin Katrin Sass (64) und der ehemalige „Dschungelkönig“ Peer Kusmagk (46) geladen, der über seine Teilnahme bei „Ich bin ein Star – Holt mir hier raus“ spricht. Er rechtfertigt diese mit den üblichen Argumenten, manch einer mag sagen „Phrasen“, es sei ihm um die Lebenserfahrung gegangen. Das kann Sass so nicht stehen lassen.
Es folgt ein cholerischer Wutausbruch, der sich gewaschen hat. Sass hält Kusmagk vor, er solle wenigstens so ehrlich sein, zuzugeben, dass er es des Geldes wegen gemacht hätte. Lanz versucht, Sass mit seinem Standardeinwand, er mache sich Sorgen um ihren Blutdruck, wieder runterzubringen, als Karl Dall (†) schließlich aufsteht und Sass bremst.
Und ja, ganz gleich, was man vom „Dschungelcamp“ halten mag, Kusmagk kann einem in dieser Szene nur leidtun.
Til Schweiger: Ein Rant zum Thema Sexualverbrechen
Til Schweiger (57) wollte 2011 nur seinen Film vorstellen, als er bei Lanz geladen war, doch zu Gast war auch Anja Wille, deren Sohn Opfer eines Sexualstraftäters wurde. Schweiger redet sich bei diesem Thema als mehrfacher Vater mit eher restriktiven Ansichten rasch in Rage: „Ich höre immer nur: […] Sicherheitsverwahrung ist unmenschlich. Das höre ich die ganze Zeit. Ich höre nie, was aus den Opfern wird.“
Ihn kotze das deutsche Gutmenschentum an. „Diese Leute, die sind dumm und naiv und die haben keine Fantasie“, ereifert sich Schweiger. Den nächsten Satz hätte er sich lieber gespart, denn der und viel Spott und Häme waren alles, was von der Auseinandersetzung blieb: „Das sind intellektuelle Menschen – ich verurteile jetzt nicht alle Intellektuellen, ich betrachte mich selbst als intellektuell.“
Bedauerlich, dass von diesem hochkomplexen und sensiblen Thema am Ende nur Til Schweiger blieb, der dem Internet und Komikern ein neues Meme lieferte.
Apropos Komiker: Da war doch noch dieser blasse, dünne Junge
Markus Lanz und Jan Böhmermann verbindet seit Langem eine ganz besondere Hass-Liebe. Die beiden respektieren sich sichtlich und ecken ebenso sichtlich oft aneinander – wie zuletzt, was wohl nicht zuletzt an den gegensätzlichen politischen Ansichten liegt. Offen sagen die zwei zwar nie, was sie wählen, und Böhmermann verortet sich „politisch zwischen KPD und NPD“. Doch jedem, der die beiden mal etwas länger beobachtet hat, ist klar: Lanz steht eher den Liberalen nahe und Böhmermann ist im linken Spektrum zu verorten, ganz gleich, wie sehr sich beide auch bemühen, ausgewogen zu wirken.
So kritisierte Böhmermann, der auch schon hin und wieder bei Lanz zu Gast war, unlängst bei einer Podiumsdiskussion die Gästeauswahl seines Kollegen hinsichtlich der Corona-Pandemie. Jeder weiß, dass Karl Lauterbach (58) 2020 und 2021 praktisch in den Studios der deutschen Talkshows wohnte. Auch Christian Drosten (49) und die Virologin Helga Rübsamen-Schaeff (72) nahmen in Lanz‘ Studio Platz.
Was Böhmermann kritisierte, war die Einladung von Hendrik Streeck (44) und Alexander Kekulé (62), die vom überwiegenden wissenschaftlichen Konsens abweichende Positionen zu Corona vertreten. Diese seien, so Böhmermann, von Lanz‘ Team „für den Effekt“ eingeladen worden, dadurch habe man eine „False Balance“ zwischen den wissenschaftlichen Positionen erzeugt.
Lanz berief sich darauf, er wolle in der Sendung Meinungen dialektisch abbilden und es sei nicht an ihm zu beurteilen, welcher Wissenschaftler recht habe. Außerdem hielt er Böhmermann vor, dass gerade er als Provokateur ihm nicht vorzuwerfen habe, „dass das Krawall ist“.
Online-Petition fordert Lanz‘ Entlassung
Im Januar 2014 fiel Lanz sein Umgang mit Politiker:innen der Linken dann tatsächlich auf die Füße, denn nach einem Interview mit Sahra Wagenknecht (52) forderte eine Online-Petition mit 230.000 Unterzeichnern die Entlassung des Talkers.
Zu oft sei Lanz Wagenknecht ins Wort gefallen, zu suggestiv seien seine Fragen gewesen. Die Ersteller der Petition fanden, dass Lanz seine Gäste nicht gleichberechtigt behandeln würde und ihnen nicht das gleiche Maß an Wohlwollen, Respekt und Rederecht entgegenbrächte.
Die Petition blieb erfolglos, doch nicht ohne Wirkung, denn Lanz gestand ein, sein Verhalten sei unangemessen gewesen: „Wenn das energische Nachfragen zu rustikal und sogar persönlich war, dann bedaure ich das.“ Letztlich kann man an Markus Lanz sicher vieles kritisieren, jedoch nicht, dass er nicht zumindest bemüht wäre, seine politischen Gäste gleich respektvoll zu behandeln, aber auch gleich hart anzugehen. (Redaktion KuT)