GedankenspielMarteria verfasst seinen Nachruf
Er ist jung und erfolgreich. Trotzdem musste sich der Rapper früh mit dem Tod auseinandersetzen. Nun fasst er sein Leben in Worte.
Gedanken über den eigenen Tod macht man sich selten: Wenn man jung ist noch viel weniger, als wenn man die Lebensmitte vielleicht schon hinter sich hat. Marteria ist da anders. Als er mit 33 Jahren beinahe einem Nierenversagen erlegen wäre, zog das Leben erstmals an ihm vorbei. Es war nicht klar, ob er überlebt.
Erfolgsbilanz oder Erinnerungen
„Natürlich hatte ich keine Lust, zu sterben. ich war Anfang dreißig, hab auch einen Sohn und damit Verantwortung“, erzählt der heute 39-Jährige im Podcast „Nachruf auf mich“. Hier sollen Prominente die Gelegenheit bekommen, den vorgefertigten Journalistenstücken, die nach dem Ableben veröffentlicht werden, selbst etwas entgegen zu halten.
Für Marteria fiel der erste selbstverfasste Nachruf nach der schlechten Prognose, die der Arzt ihm 2015 stellte, gut aus. Immerhin hatte er das Gefühl, viel erlebt zu haben. Dabei hatte der positive Eindruck nichts damit zu tun, dass er schon viel erreicht hätte. Er war Fußballer, Model, hat Schauspiel studiert: Das klingt gut, „aber nichts davon hat ja funktioniert“, betont der Musiker.
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Aus Rostock in die Welt
Nach dem harten Training, das er seit seinem sechsten Lebensjahr absolvierte, hatte er die ganz große Fußballkarriere ja dann doch nicht gemacht. Mittlerweile spielt der gebürtige Rostocker gelegentlich Altherrenfußball beim TSV Sagard auf Rügen, meldete die Ostseezeitung. Auch den Model-Job beschreibt Marteria nüchtern: Er musste modeln, weil er Geld brauchte, um sich in New York über Wasser zu halten. Auf der Schauspielschule war ihm schnell klar, dass mit damit nicht berühmt werden würde.
Musik sei hingegen immer sein Hobby gewesen, eine Leidenschaft, die nicht auf Geldverdienen ausgerichtet gewesen sei. Doch mit 16 konnte er sich vorstellen, ein Star zu werden. „Ich fand die Idee schon gut, ein Rapstar zu sein und dass die Leute mich in der U-Bahn erkennen und ein Autogramm wollen“, erzählt Marteria. Das hat ja dann funktioniert.
Weiterleben heißt die Devise
Der Nachruf, den er bei diesem Podcast von Jule Lobo verfassen sollte, kommt nicht zustande. Zu sehr steht Marten Laciny, wie der Musiker bürgerlich heißt, im Leben und berichtet von Träumen, Anekdoten und Erinnerungen. Das ist gut so. „Diesem Gequatsche, die Besten sterben jung“, konnte er auch nie viel abgewinnen.
Die Redaktion des Podcasts stellt ihm sowieso ein sehr gutes „Endzeugnis“ aus. Vor allem, weil Marteria nicht nur ein Mensch sei, der Extreme suche, sondern auch ein Wohltäter, der anderen gern helfe. Damit ist klar, er braucht seinen Nachruf ganz gewiss nicht selbst zu verfassen, andere werden lobende Worte für ihn finden. Bis dahin gilt:„Niemand bringt Marten um“ oder „…los, Flasche auf den Tresen. Trinken Einen auf den Tod, trinken Zwei auf das Leben.“