LebensbeichteKurt Krömer: Alleinerziehender Vierfach-Papa mit Alkohol und Depressionen

Kurt Krömer Alkohio Depressionen
Kurt Krömer Alkohio Depressionen

IMAGO / POP-EYE

Redaktion KuTRedaktion KuT | 10.03.2022, 15:40 Uhr

Oft sagt man, dass hinter dem Gesicht eines lustigen Clowns tiefe Traurigkeit lauert - Comedian Kurt Krömer sorgt mit seinem unvergleichlichen Humor für strahlende Gesichter, doch in seinem Inneren sieht es ganz anders aus.

Im vergangenen Jahr machte Comedian Kurt Krömer öffentlich, dass er an Depressionen leide – nun öffnet er sich aber noch weitaus mehr und gibt in seinem neuen Buch „Du darfst nicht alles glauben, was du denkst – Meine Depression“ schonungslose Einblicke in seine geschundene Seele.

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Alkohol als Rettungsanker

Jahrelang kämpfte der Berliner Komiker Krömer, der eigentlich Alexander Bojca heißt, gegen die schlimme Krankheit, die einem irgendwann auch die Kontrolle über sein Leben nimmt.

Um dagegen anzugehen, habe der 47-Jährige immer öfter zur Flasche gegriffen, sei dem Alkohol regelrecht verfallen. Nicht nur privat, sondern auch in aller Öffentlichkeit konnte er seine Sucht nach Alkohol nicht verbergen.

Völlig betrunken während Bühnen-Show

Selbst bei Bühnen-Aufritten sei er nicht nüchtern gewesen. 2010 sei ihm dann bei so einem Auftritt klar geworden, dass er offensichtlich ein Problem hat. „Ich stand da komplett betrunken und dachte: Die ärmste Sau hier in dem Theater bist du selber,“ so Krömer gegenüber der „Zeit“.

Bittere Worte von einem Mann, der dafür beliebt und bekannt ist, mit seiner herrlich ironisch-trockenen Art für Lachtränen beim Publikum zu sorgen – zuletzt in der Amazon Prime-Show: „LOL – Last One Laughing“.

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Alleinerziehender Papa von vier Kindern

Doch es wird noch schlimmer: Krömer ist alleinerziehender Vater, seine vier Kinder leben bei ihm – und erlebten hautnah mit wie ihr Papa immer mehr abbaute. Er sei „ungewaschen und noch im Schlafanzug gewesen sei, wenn die Kinder nachmittags aus der Schule kamen“.

Kurt Krömer privat: Seine Frau, seine Kinder und wie er privat sonst so tickt

In seinem Buch beschreibt der Ur-Berliner auch, wie sehr ihm der Aufenthalt in einer Tagesklinik geholfen habe – und er aus diesem Grund nach acht Jahren wieder sorglos mit seinen Kindern in den Urlaub fahren konnte. Die hält er übrigens größtenteils raus aus der Öffentlichkeit. Vermutlich wussten bisher nur wenige, dass Kurt Krömer vier Kinder alleine erzieht.

„Es wäre das dritte Ding in der Trilogie, dass ich auch noch über meine Kinder spreche. Aber ich will die nicht verkaufen“, so Krömer im vergangenen Jahr als Gast beim ZDF-Format „Heroes – Aus dem Leben von Comedians“.

Ein „guter Vater, der nicht alles richtig macht“

„Ich will die nicht nutzen, dass die Leute sagen: ‚Mensch, der Krömer, das ist so ein toller Typ, der redet über seine Alkoholsucht, seine Depressionen und ist auch noch ein guter Vater zu Hause.‘ Ich würde sagen, ich bin ein guter Vater, aber ich mache nicht alles richtig.“

Auch seine Mutter lebt noch bei ihm. Nach seiner Diagnose „schwere Depression“ habe er es sofort seinen Engsten erzählt, wie er jetzt auch im Podcast „Hotel Matze“ verriet. Nur bei seinen Kindern sei das schwierig gewesen. „Ich hab gemerkt, das ist sehr abstrakt. Eine psychische Erkrankung  – es raffen ja nicht mal erwachsene Menschen. Da sind selbst erwachsene Menschen angekommen und haben gesagt ‚Lass doch mal deine scheiß Laune weg‘.

Kalter Entzug allein zu Hause

Trotz einer schwer depressiven Phase, die sechs Monate dauerte schaffte er es „jeden Tag aufzustehen und seine Kinder zur Schule zu bringen“. Doch ein Begleiter sei immer da gewesen: der Alkohol. Ein Thema, dass er auch mit seiner Therapeutin besprochen habe. „Ich habe sie gefragt, wie lange es dauert bis der Körper vom Alkohol entwöhnt ist, da sagte sie ’10 Tage'“. Und weiter erzählt er im Podcast „Hotel Matze“ von Matze Hielscher: „14 Tage ist jetzt gerade keiner zu Hause bei mir. Ich geh jetzt nach Hause, sperre mich ein und nach 10 Tagen meld ich mich wieder. Wenn ich rückfällig geworden bin, geh ich in die Klinik.“

Kurt Krömer: Darum spricht er jetzt offen über Alkohol und Depressionen

Das Risiko eines kalten Entzuges von Alkohol nahm der Komiker in Kauf. „Ich habe tagelang auf einen körperlichen Entzug gewartet. Ich dachte ich kralle mich am Teppichboden fest und schreie ‚Gebt mir Alk!‘. Das hat nicht stattgefunden. Ich habe dann drei oder vier Tage darauf gewartet und habe gedacht, da kommt gar nichts.“ Nach vier Tagen habe Krömer noch immer keinen körperlichen Entzug gespürt, aber dafür sei er erst mittags schlafen gegangen – das habe er allerdings nicht gemerkt. „Ich glaube, ich war kurz davor wahnsinnig zu werden.“

Das Tabu muss gebrochen werden

Inzwischen scheint es dem Comedian wieder gut zu gehen – doch ohne Klinik-Aufenthalt und Antidepressiva wäre das vermutlich nicht so möglich gewesen.

Mit seinem neuen Buch will Kurt Krömer Mut machen offen über die Krankheit zu sprechen. „Wir müssen das ansprechen und das Ding mal aus der Tabu-Ecke rausholen“, lautet seine klare Botschaft.