Kurt Krömer
Vor vielen Jahren erschien ein großer dünner Mann mit Brille und Berliner Schnauze im „Quatsch Comedy Club“ und erzählte von seinen Erfahrungen in der Schauspielschule: Kurt Krömer aka Alexander Bojcan.
Alle Fakten über Kurt Krömer
Seither ist Alexander Bojcans Kunstfigur Kurt Krömer aus der deutschen Comedy- und Medienlandschaft nicht mehr wegzudenken. Mit spitzer, wenn auch oft schnoddriger Zunge moderierte er auch zahlreiche Talkshows. In letzter Zeit lässt er aber auch vermehrt ernstere Töne anklingen.
Kurt Krömer heißt eigentlich Alexander Bojcan und wurde am 20. November 1974 als Sohn eines Tischlers und einer Schneiderin im West-Berliner Bezirk Neukölln geboren. Nach dem Ende der 10. Klasse, also mit der Mittleren Reife, ging Bojcan von der Gesamtschule ab und begann eine Ausbildung zum Herrenausstatter, die er jedoch ebenso wenig abschloss wie die danach angefangene Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann. Es folgten Aushilfsjobs bei einer Reinigungsfirma und auf dem Bau.
Steckbrief
Die Geburt des Kurt Krömer
1992 hatte Bojcan dann auch seinen ersten Auftritt in der legendären „Scheinbar“ in Berlin-Schöneberg – damals schon unter dem Namen Kurt Krömer. Diesen lieh Bojcan sich von seinem ehemaligen Deutschlehrer.
Aber wer ist Kurt Krömer? Bojcan selbst beschreibt die Figur wie folgt: „Ich sehe aus wie Leute, die seit 50 Jahren in der Stadtsparkasse Paderborn in einer leitenden Position arbeiten, ein bisschen miefig und piefig, die aber dennoch den Punk verbreiten.“
Neben dem namensgebenden Deutschlehrer sollen Klaus Kinski, Louis de Funès, Leo Bassi und Andy Kaufman Pate für den cholerischen „Neoclown“ mit den bunten Anzügen und der schwarzen Kastenbrille gestanden haben.
Eine Insel namens Kurt: Theater, Film und Fernsehen
1998 wurde Kurt Krömer dann erstmals in Thomas Hermanns‘ „Quatsch Comedy Club“ eingeladen, was im Grunde auch sein Durchbruch war. Unvergessen sind die Geschichten aus der Schauspielschule mitsamt der fesselnden Verkörperung eines Schafs und die kleine Pummelfee Cindy („Zündi“) Wagner.
Doch bald zog es den Berliner zu den Öffentlich-Rechtlichen mit Auftritten bei den „Mitternachtsspitzen“ und dann ab 2003 seiner eigenen Show, ganz treffend „Die Kurt Krömer Show“ genannt, im rbb. Dieser folgten zahlreiche andere komödiantisch angehauchte Talk-Shows wie „Bei Krömers“, „Krömer – Die internationale Show“ oder „Krömer – Late Night Show“. Das Ergebnis: wunderbar witzige Unterhaltung, tiefsinnige Gespräche und sogar Skandale!
Bojcan war jedoch auch als Schauspieler aktiv. Neben verschiedenen Theaterrollen war er auch in mehreren Filmen zu sehen und ergatterte in „Eine Insel namens Udo“ seine erste Hauptrolle in einem Kinofilm.
Mit dem Regisseur des Films, Markus Sehr, arbeitete Bojcan erneut im Jahr 2020 bei einer Folge der Sitcom „Das Institut – Oase des Scheiterns“ zusammen. Zwischenzeitlich hatte Bojcan sich mit seiner Figur Kurt Krömer sogar ganz vom Fernsehen verabschiedet, um sich auf seine Theaterkarriere zu konzentrieren, doch bald zog es ihn wieder vor die Kamera, wenn auch seriöser erscheinend.
Da wundert es nicht, dass eines seiner aktuellen Projekte den Titel „Seriös – Das Serienquartett“ trägt und Serien aus Fernsehen und Streaming in lockerer Talkrunde diskutiert. Parallel dazu startete die Talkshow „Chez Krömer“.
Das Konzept Neoclown: „Comedy ist scheiße“
Krömer bezeichnet sich selbst als Neoclown. In einem Interview mit „TV Spielfilm“ erklärt er dazu: „Ich finde den Begriff Comedian scheiße. Wenn ich auf Partys angesprochen werde, was ich beruflich mache, und ich sage Komiker, dann kommt immer: ,Comedy finde ich scheiße‘. Ich sage dann: ,Ja, ich auch.‘ Comedy ist negativ besetzt. Man denkt gleich an RTL oder Sat.1.“
Krömer versteht sich also, auch wenn er mit Soloprogrammen vielfach auf der Bühne stand, nicht als klassischer Stand-up-Comedian. Das erklärt vermutlich auch, warum er seit seinen ersten TV-Auftritten in den späten 1990ern bei Pro7 nicht mehr bei den Privaten zu sehen war. Er spreche zwar hin und wieder mit den Privaten, doch: „Ich habe keine Lust auf deren Bedingungen. Was soll ich mir den Quotenverlauf im Minutentakt anschauen. Kein Bock.“
Vielmehr ist die Kunstfigur Krömer durch ihre spitzzüngige und cholerische Art, mit der sie Interviewpartner provoziert und aus der Reserve lockt, in der Tat eine Art moderner Clown oder Narr, der Menschen, die sich allzu ernst nehmen, vorführt.
Die vielen Krömer-Shows
Kurt Krömer moderierte für den rbb über die Jahre aufeinanderfolgend verschiedene Late-Night-Talkshows mit stets leicht abgewandelten Konzepten. Den Anfang machte von 2003 bis 2005 die Sonntagabends ausgestrahlte „Die Kurt Krömer Show“ mit 15 Ausgaben. Es war eine Mischung aus Stand-ups, Einspielern und Interviews, die Krömer mit prominenten Gästen führte. Die Sendung brachte es auf 15 Ausgaben.
Es folgte „Familie Krömer“. Eine mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnete Show, in der – neben Bojcan selbst als Kurt Krömer – andere Schauspieler Familienmitglieder der Kunstfigur darstellten: Achim Wolff (82) als Opa Gerd, Marie Gruber (†) als Mama Ingrid und Anne Helm (35) bzw. Maxine Schulze (32) als Schwester Anja.
Von 2007 bis 2011 moderierte Krömer „Krömer – Die internationale Show“. Hier wurden nach einem kurzen Stand-up mehrere Gäste nacheinander (sie nahmen zuvor in einem Nebenzimmer Platz) von Krömer interviewt. Die Sendung wurde trotz Grimme-Preis nach 51 Folgen beendet. In den Jahren 2012 bis 2014 moderierte Krömer 24 Ausgaben der „Krömer – Late Night Show“ mit ähnlichem Konzept.
Interrogatoire „Chez Krömer“
2019 ging Krömers neuestes Format an den Start. Das Setdesign von „Chez Krömer“ ist an einen Verhörraum angelehnt, der zu Beginn jeder Ausgabe mühsam aufgeschlossen werden muss, damit Krömer zum Gast kommt.
Mit diesem findet dann ein durchaus ernstes Gespräch statt, das jedoch hin und wieder durch Krömers Späße aufgebrochen wird, mitunter, um den Gast zu verunsichern. Die Auswahl der Gäste beschreibt Krömer so, dass er „Freunde und Arschlöcher“ einlade, aber nie vorher sage, in welche Kategorie der Gast aus seiner Sicht gehöre.
In den bislang 24 Ausgaben in vier Staffeln hatte Krömer Politiker aller großen Parteien, exzentrische Persönlichkeiten aus der Medienlandschaft und Kollegen zu Gast.
Talk mit Torsten Sträter: Zwei Komiker sprechen über ihre Depressionen
Als Torsten Sträter bei „Chez Krömer“ zu Gast war, passierte etwas Außergewöhnliches: Kurt Krömer trat aus der Rolle und wurde zu Alexander Bojcan, der nun mit Sträter über ein gemeinsames Leiden sprach: Depressionen.
Bojcan leidet nach eigener Aussage seit vielen Jahren an der schwerwiegenden psychischen Störung und flüchtete sich zwischenzeitlich auch in die Alkoholsucht, über die er früher schon einmal gesprochen hatte. Mit diesem Schritt, der für Krömer, der sein Privatleben sonst unter Verschluss hält, sehr ungewöhnlich ist, wollte er anderen Betroffenen Mut machen, wie er später in Interviews erklärte.
Privatleben und Familie: Eine Verschlusssache
Kurt Krömer bzw. Alexander Bojcan hält seine Frau und seine Familie strikt aus der Öffentlichkeit raus. Es ist nur ganz wenig zu seinem Privatleben bekannt. 2010 war er einmal mit seiner damaligen Lebensgefährtin Anna auf dem roten Teppich. Ob dies die Frau ist, die er schlussendlich geheiratet hat? Wir wissen es nicht.
Zwar gibt Krömer an, er habe „mehrere Kinder“, doch auch über die dringt natürlich nichts nach außen. In einem Interview mit dem RND äußert Krömer sich wie folgt: „Es wäre das dritte Ding in der Trilogie, dass ich auch noch über meine Kinder spreche. Aber ich will die nicht verkaufen. Ich will die nicht nutzen, dass die Leute sagen: ‚Mensch, der Krömer, das ist so ein toller Typ, der redet über seine Alkoholsucht, seine Depressionen und ist auch noch ein guter Vater zu Hause.‘“.
Kurt Krömer: Der Komiker mit Berliner Schnauze
Die einzige wirkliche Konstante in über 20 Jahren, die Kurt Krömer nun schon durch die deutsche Medienlandschaft geistert, ist sein Berliner Charme, den er oft genug selbst karikiert.
Schon 2002 trat er bei den „Mitternachtsspitzen“ mit einer Nummer auf, in der er die „freundliche“ Art der Berliner auf die Schippe nahm. Doch gerade durch die konstant schnoddrige Art gelingt es ihm, dass man ihm so manche Äußerung nachsieht, über die man sich bei anderen aufregen würde.
Einzig der streitbare Schreiber und Provokateur Matthias Matussek zerrte Krömer einst vor Gericht, weil der ihn in einem Interview als „hinterfotziges Arschloch“ und als „Puffgänger“ tituliert hatte. Das Gericht entschied zugunsten Krömers.